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20. Mai 2012

Die falsche Argumentation...

Wiederholung oder nicht Wiederholung. Gerecht oder ungerecht. Auch nach ein paar Tagen Abstand und der Anhörung vorm DFB Sportgericht am Freitag ist die Meinung vielerorts zwiespältig. 
Im Normalfall scheint eine Wiederholung des Spiels die einzige und gerechteste Lösung zu sein. Aber wäre sie wirklich gerecht? Der DFB kann zwar das Ergebnis (!) annulieren und dieses für ungültig erklären. Er kann aber nicht die Verfehlungen einzelner Spieler annulieren und diese als nicht existent erklären. Ein Wiederholungsspiel bedeutet nunmal nicht, das alle so tun, als hätte dieses Spiel nicht stattgefunden, sondern es wird lediglich das sportliche Ergebnis für ungültig erklärt. Ein Wiederholungsspiel könnte also zurecht auch ohne Kobiaschwilli, Lell, Kraft, Miatovich, Ben-Hatira stattfinden. Wäre das gerecht? Nein! Aber wäre es gerecht MIT diesen Spielern? Ebenfalls Nein. Und so warten wir gespannt auf die Entscheidung des Sportgerichts.
Unserer Meinung nach aber hat Hertha BSC in der Verhandlung komplett auf das falsche Pferd gesetzt und dabei ein Bild hinterlassen, welches sich an den Dilletantismus der zurückliegenden Saison nahtlos anreiht. 
• da wären zum einen die Behauptungen im Vorfeld, man hätte nur weitergespielt weil die Polizei dies zur Vermeidung von Schlimmeren so gewollt hat. Diese Darstellung ist mittlerweile vom Schiedsrichter, von DFB/DFL Verantwortlichen vor Ort und nicht zuletzt durch die örtliche Einsatzleitung der Polizei komplett widerlegt wurden. WARUM wurde dieser Vorwurf von Berliner Seite so lange forciert? Darf man hier eine gezielte, rein auf die Öffenlichkeitsmeinung abzielende Lüge unterstellen?
• da wäre das Vokabular mit dem um sich geworfen wurde. Von "Todesangst" und "Blutbad" war die Rede. Wäre es im Sinne des Anliegens von Hertha BSC nicht sinnvoller gewesen, von Anfang an auf rein SACHLICHER Basis zu argumentieren?
• da wurde (wenn man dem Ticker glauben darf) die Verhandlung noch VOR der Urteilsverkündung mit der Bemerkung von Hertha Verantwortlichen kommentiert, das man sich in diesem Verfahren nicht gerecht behandelt gefühlt hat. Ja gehts noch? Ich möchte stark bezweifeln, dass es besonders hilfreich ist, einem Gericht noch in der Phase der Urteilsfindung vorzuwerfen und zu unterstellen,  das es bereits ungerecht handelt.
Am Ende kann Hertha noch froh sein, dass die Zulassung von Videoaufnahmen abgelehnt wurde. Dann hätte man nämlich auch solche Bilder gesehen:


Um die Minute 7:22 befinden sich Spieler beider Vereine im Gespräch beim offensichtlichen Auswerten der Situation. Dumm nur, daß diese Bilder die Todesangst und das drohende Blutbad komplett wiederlegen. Sonderlich angsterfüllt erscheint dort irgendwie niemand.
Wieso verdammt nochmal führt Hertha BSC die Verhandlung auf Basis von boulevardesken Argumentationen und Vorwürfen? Wieso ist nichtmal der Herr Anwalt in der Lage, sich juristisch sachlich zu äußern, das Ding einfach dicht zu machen, ohne sich der Lächerlichkeit preiszugeben und so die Chancen auf ein Wiederholungsspiel zu erhöhen? Es gibt sicherlich etliche sachliche Anhaltspunkte um auf die Irregularität dieses Spiels hinzuweisen, stattdessen führt man sich auf wie eine zickige Diva - und kommt noch im Laufe der Verhandlung nicht drumherum, die eigenen Vorwürfe zu relativieren oder gar zurückziehen zu müssen.  So wie die Verhandlung von Seiten Herthas geführt wurde, war das Ganze nur ein weiteres Zeugnis der eigenen Unfähigkeit auch nur *irgendetwas* halbwegs "professionell" angehen zu können. 
Ich schätze es bleibt dabei: Faktisch wurde das Spiel regulär beendet. Im Laufe der Veranstaltung hat der Schiri zweimal die Entscheidung getroffen das Spiel nur zu unterbrechen, statt abzubrechen, obwohl er auch die andere Möglichkeit als Option gehabt hat. Er hat in der Situation des Werfen von Bengalos auf dem Platz aus dem Hertha Block, das Spiel nur unterbrochen und er hat diese Entscheidung einer Unterbrechung ebenfalls gewählt, als 62 Sekunden vor Schluß die dummen Düsseldorfer sich zu früh gefreut und wie Deppen losgerannt sind. In beiden Fällen eine getroffene Tatsachenentscheidung. Die unterbrochene Zeit und die zu früh beendeten Sekunden wurden in beiden Fällen nachgespielt. Von daher wurden Hertha BSC auch keine 1,5 Minuten "gestohlen", denn diese haben ja im Anschluß stattgefunden. Die Argumentation vom unterbrochenen Spielfluß lässt sich auch nach dem Düsseldorfer Führungstreffer wechselseitig anbringen. Auch hier wäre ja dann, der Hertha Argumentationskette folgend, Düsseldorf um die Möglichkeit beraubt gewesen auf 3:1 zu erhöhen.
Das beste wäre wohl gewesen, wenn Hertha die Verhandlung auf 2-3 wichtige und sachlich korrekte Umstände reduziert hätte:
- Menschen haben sich schon vor der Unterbrechung im Innenraum befunden
- Bei der nachgespielten Zeit gab es zum Teil keine Spielfeldmarkierungen mehr

Diese beiden Fakten sind nach DFB Regularien für ein Spiel nicht zulässig. Punkt. Aus. Ende. Ergo: Spiel muß zwingend wiederholt werden. 
Selbst Al Capone wurde schließlich nicht wegen seiner Morde verurteilt, sondern wegen öder Steuerhinterziehung. Stattdessen hat Hertha BSC  aufgeblasene Szenarien konstruiert, die sachlich und inhaltlich auf schwachem Fundament stehen. Emotionale Befindlichkeiten können rechtlich nunmal so gut wie kaum objektiv beurteilt werden. Wenn es kein Wiederholungsspiel gibt, wovon ich im Moment ausgehe, hat dieses Urteil mit Sicherheit einen Grund in der falschen Herangehensweise und Argumentation der blau-weissen bei dieser Verhandlung. Aber gut, ich bin kein Jurist. Vielleicht täusche ich mich ja und das Urteil fällt zumindest in Teilen im Sinne von Hertha BSC aus.
Aus meiner Sicht haben es die Herren am Freitag jedoch selbstverschuldet verkackt, ihren Einspruch auf solide Füße zu stellen.

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