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10. Mai 2010

Die Mär von rot-weissen "Hass" Gesängen

Liest man sich die letzten Tage und Wochen so durch die blau-weisse Internet Forenwelt stößt man immer wieder auf Geschichten, wonach Unioner schon deshalb zum allerletzten gehören, weil sie so offensiv Hasstiraden & Gesänge Richtung Blau-Weiss schmettern. Mal live im Staadion und in der Forenwelt recherchiert bleibt von diesem "Vorwurf" allerdings nicht viel übrig.
Natürlich haben die Rot-Weissen ne große Klappe. Eine Eigenschaft die uns als Berliner aber allgemein auszeichnet und somit geradezu beide Fanlager verbindet. Der Berliner als solches ist nunmal etwas frecher - und darf das auch :-). Aber nunmal Butter bei die Fische und den "Hassgesängen" auf der Spur: 

Siehst du Hertha so wird das gemacht...
erklang es in diesem Jahr ein knappes Dutzend mal in der AF, wenn Union in Führung ging oder gar einen Sieg einspielte, während Hertha den letzten Tabellenplatz sicherte. Muss man nicht gut finden (zumal die Unioner etliche male direkt im Anschluß an derartige Gesänge den Ausgleich kassierten.) Das Ganze mag schadenfoh sein, Spitzbübisch, überschwänglich, ja respektlos ... aber einen Hassgesang kann ich in diesem Einzeiler nicht entdecken.

Nur zu Hertha gehn wir nicht ...

Achja, DAS muss also gemeint sein. Auch wenn es im zurückliegenden Jahr nur ein Spiel gab, zu welchem die Unioner diese Zeilen angestimmt haben (Eröffnung der AF gegen HBSC) werden diese Zeilen wohl für alle Ewigkeit dafür herhalten müssen, den angeblichen Unioner Hass auf Blau weiss zu manifestieren. Das dieser Gesang bei den Rot-weissen schon fast 3-4 Jahre nicht mehr zum allgemeinen Reportoire gehört wird vergessen. Genauso wie der gesamte Liedtext, der eigentlich nur ziemlich nah an Frank Zanders Stadionhymne angelehnt ist:

Alles wartet voller Spannung - auf das absolute Ziel
Denn die Jungen von UNION BERLIN - haben alle nur ein Ziel
Heute wollen sie gewinnen - für das rot/weisse Trikot
Und sowieso ... sowieso ... sowieso.... :
Nur zur Hertha, nur zu Hertha, nur zu Hertha gehn wa nicht ....

Sorry, aber wenn man sich nicht total lächerlich vorkommt, diese Zeilen als "Hassgesänge" gegen sich selbst zu interpretieren, dann bin ich wohl beim falschen Sport. Zudem wenn man die Historie dieses Gesangs mal nachrecherchiert wie hier in [diesem Beitrag] aus dem Fanforum der Köpenicker mal zusammen gefasst:
[...] Meine persönliche Abneigung gegen Hertha manifestierte sich ebenso in genau dieser Zeit, (Ende der 90er, Anm. berlinderby) [...]wegen solchen Schlagzeilen und Sprüchen, die in Kombination von Presse+Hoeneß geprägt wurden.
Hertha (nicht lange zuvor noch "anfassbar" und irgendwie doch "basisnah") wurde plötzlich zu einem großen, ungreifbaren Konstrukt. Ein Produkt das irgendwie (mindestens) 3 Entwicklungs Stufen zu überspringen schien.
Dieser Zeit entsprang auch das von uns bisweilen lautstark intonierte "Nur zu Hertha gehn wir nicht." Von vielen Blau-Weissen bis heute als "der schlimmste Schmähgesang den ein Unioner auf Hertha singen kann" empfunden (tssst ... ihr solltet euch mal liedgut zu Vereinen reinziehen die wir wirklich "scheiße" finden).
Anlass zu der Entstehung und Verbreitung dieses Liedes war aber wohl weniger die Tatsache das wir prinzipiell Hertha so scheiße fanden und uns als Feindbild erkoren haben, sondern das hier um die Jahrtausendwende ein Hype produziert wurde, der medial gesehen alles andere an den Rand zu drängen und die Luft abzuschnüren schien.
Medial gesehen erschienen zu verschiedenen Anlässen ganze Tagesblätter im blau gefärbten Layout. Überall war zu lesen und zu hören das "alle" Berliner zu Hertha gehen "unsere" Hertha, die selbstverständlich "jeder" liebt und lieben muß. Das ganze gepaart mit den Zukunftsphantastereien aus eurer Chefetage. Zu genau dieser Zeit waren die Zeilen "Nur zur Hertha geh'n wir nicht" nichts weiter als ein trotziges Aufbäumen gegen diesen Hype. Ein Fingerzeig das eben nicht *alle Berliner* zwangsweise zu Herthasympathiesanten zwangsverpflichtet werden können, sondern hier am Rande der Stadt auch noch ein Verein exisitert der sich wacker gegen seinen mehrfach drohenden Untergang wehrt und existiert.
Keine Textzeile dieses Lieds enthält eine wirklich böse Schmähung gegen Hertha BSC. Nur eben die Aussage das wir nicht hingehen. Ich (und viele die in der Entstehung und Verbreitung dieses Lieds damals aktiv im Stadion waren) haben diesen Song schon immer eher als einen "Anti-Hertha-Hype-Song" , vor allem auch als Hieb gegen Medien und Bereichterstattung und den aufkeimenden Größenwahn gesehen und verstanden. Von einem wirklichen "Anti-Hertha-Song" sind die Zeilen weit entfernt.
Das viele Hertha Fans diese Zeilen als die größte Schmähung und Beleidigung übehaupt verstehen, ist für mich dann nur ein weiteres Zeichen, das der Höneß'sche und mediale Größenwahn sein Ziel erreicht hat und fester Bestandteil der Denke von vor allem Ende der neunziger rekrutierten Hertha Anhängerschaft geworden ist. Wie man sich, nur mit der bloßen Aussage nicht zu euch zu gehen und statt dessen einem anderen Verein zu huldigen *OHNE* auch nur eine einzige wirklich WERTENDE Aussage in den gesamten Zeilen, so angegriffen und beleidigt fühlen kann - wie einige unter euch ... entbehrt schon jeder realistischen und objektiven Einschätzung der eigenen Wertigkeit. [...]

Weitere Ausführungen zu dem Thema gibts im oben verlinkten Thread der Wuhlheider. Nicht unerwähnt in dem Zusammenhang soll dieser Artikel aus der [Berliner Zeitung vom Oktober 1999] sein, der ein ziemlich exaktes Spiegelbild der Zeit ist, in dem dieser Anti Gesang entstand. Führt man sich vor Augen, das in dieser Zeit die Köpenicker um ihre schiere Existenz kämpften, während die Stadt vom Hertha Medien und Sponsorenhype überrollt wurde und dieser Song gerade in den letzten Jahren mehr und mehr in der Versenkung verschwand, kann man bei der Mär von den angeblichen rot-weissen Hassgesängen nur schmunzeln.
Offenbar malt sich jeder seine Welt, wie sie ihm gefällt. Doch bei aller in der kommenden Saison gegebenen sportlichen Rivalität sollte man doch mal die Kirche im Dorf lassen. Das anstehende Derby wird noch früh genug seine eigene Brisanz entwickeln, auch ohne dies durch zusätzliche Legendenbildung anzuheizen.

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