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22. Juli 2012

Es ist angerichtet (again)...

Willkommen lieber Berliner (und andere) Zweitligainteressierte (und andere) zu einer bevorstehenden Saison, welche es diesem Blog ermöglicht, erneut das Augenmerk auf das ursprünglichen Kernthema zu lenken. Hertha BSC und der 1. FC Union Berlin treffen erneut in Pflichtspielduellen gegeneinander.  Die einstige  sportliche Delle im Lager der blau-weißen entpuppte sich unterm Lack wohl doch als etwas größerer Kratzer und so findet man sich erneut in der miefigen Werkstattatmosphäre des ungeliebten Unterhauses vor.
Was erwartet uns nun also in der vorliegenden Spielzeit? Dummerweise wurde das Derby erneut ziemlich nah an den Anfang der Saison geplant, was dem Ganzen ein wenig die sportliche Spannung nimmt. Am 4. Spieltag ist weder was entschieden, noch werden zu diesem Zeitpunkt wegweisenden Weichen gestellt. Nur wenn einer der Beteiligten alle drei vorangehenden Spiele verlieren sollte, könnte man am 4. Spieltag von soetwas wie "Brisanz" sprechen.  Ich hätte mir ein Aufeinandertreffen in der Mitte der Saison gewünscht, aber es soll wohl nicht sein. So wird man sich am Anfang der Hin und Rückrunde kurz duellieren und den Rest der Saison unbehelligt voneinander seine Runden drehen. So jedenfalls die Vorzeichen, aber vorab ein Blick auf beide Vereine:

Hertha BSC

Nach einer Saison die sich noch trostloser gestaltete als die letzte Abstiegssaison, findet man sich nun also erneut in der Zweiten Liga wieder.  Gespannt darf man sein, welches Öffentlichkeitsbild Hertha sich für die kommende Saison abzugeben auf die Fahne schreibt. Beim letzten Abstieg haben es die blau-weißen hervorragend geschafft den Abstieg marketingtechnisch positiv zu nutzen und wurden sowohl mit einem regen Zuschauerinteresse und dem Wiederaufstieg belohnt. Die gepredigte Prämisse der Demut, die überaus sympathische Kieztour des Profikaders und die Verpflichtung eines jungen, dynamischen Trainertyps entfachten seinerzeit eine Aufbruchstimmung und bündelten sich mit einer Art Trotzreaktion der Fans (gut 15.000 Dauerkarten) zu einer unterm Strich versöhnlichen Zweiligasaison (vom Ausgang der Derbys vielleicht mal abgesehen). Ob sich das für die Saison 2012/13 so reproduzieren lässt? Die Euphorie dürfte angesichts des "Wiederholungsfalls" Abstieg und vor allem auch in der Art und Weise des selbigen (womit ausnahmslos  die Darstellung in den Erstligapartien gemeint ist) schon den ein oder anderen Dämpfer bekommen haben.  Einmal ist schließlich keinmal. Aber bei zweimal fängt man an zu grübeln. Sollte man zumindest. Positiv aus blau-weißer Sicht dürfte vor allem die Besetzung des Trainerpostens stimmen. Luhukay ist kein Blender, kein Schwätzer, kein Außendarsteller. Er ist ein solide arbeitender Zeitgenosse, der die Fähigkeit besitzt auch mit beschränkten Mitteln großartiges zu leisten. Einer der die Zweite Liga kennt und sich ihr auch annimmt. Luhukay ist als Trainer ein Glücksfall für Hertha und er ist vor allem einer, den man selbst nach 10 Niederlagen in Folge noch weiterarbeiten lassen sollte. Stellt sich nur die Frage, ob man das bei Hertha BSC auch so sieht und nicht schon nach 3-4 Spielen nervös wird, falls diese anders laufen als erwartet. In der kommenden Saison sehe ich in der Erwartungshaltung und dem medialem Umfeld, gepaart mit der Personalie des Dauerazubi Preetz den größten Unsicherheitsfaktor für eine erfolgreiche Zweitligasaison. Ein weiterer ist die relativ unberechenbare Konkurrenzsituation. Vereine wie 1860 schicken sich an, statt immer nur hinter der Spitzengruppe zu gammeln, auch mal oben mit zu mischen. FC Audi Ingolstadt scheint dem Motto zu folgen "Das beste Mittel um den Abstiegskampf zu vermeiden ist, einfach oben anzugreifen" - jedenfalls hat man hier gehörig Spielermatieral gesammelt um dies umzusetzen. Nicht zu vergessen natürlich die beiden Mitabsteiger Köln und Lautern. Beide haben zwar nicht gerade kleine Umstrukturierungen hinter sich, aber wenigstens einer von beiden dürfte sich ebenfalls in der Spitzengruppe wiederfinden. Auch Pauli sollte man z.B. im Auge behalten, neben der obligatorischen "Überraschungsmannschaft" versteht sich. Theoretisch sollte der Wiederaufstieg für Hertha schon vor Saisonstart in Sack und Tüten sein. Aber wir sind hier beim Fußball - und der ist zum Glück immer noch mehr als reine Theorie. Die Personalpolitik blau-weiss jedenfalls scheint grundsätzlich vernünftig. Etliche Großverdiener entledigt, Raffael vermutlich für sattes Taschengeld verhökert und eine - zumindest auf dem Blatt - vielversprechende Offensive verpflichtet. Das Ganze auch noch für wenig Geld, oder gar Ablösefrei, was an dieser Stelle bei Betrachtung der kolportierten Transferausgaben mal unterstrichen werden muß! Wenn jetzt Micha Preetz noch verkündet, er werde in der kommenden Spielzeit nur noch von der Tribüne aus zusehen, statt von der Trainerbank …. :-)
Allerdings ist ein zweimaliger sofortiger Wiederaufstieg schon ein Unterfangen, welches nicht vielen Vereinen in der Vergangenheit gelang. Beim ersten mal gelang das noch einigen, beim zweiten mal blieben schon die meisten auf der Strecke, allerdings hatten diese dann auch kaum einen Etat wie derzeit Hertha, nachdem sich selbst einige Erstligisten die Finger lecken würden.
Seien wir gespannt wie sich der BSC anno 2012/13 präsentieren wird, ob sie den Erwartungen gerecht werden und ob sie die Schmach der Derbyergebnisse der vorletzten Saison zumindest ausgleichen können.
1. FC Union
Bei Union stehen mal wieder alle Zeichen auf Aufbruchstimmung. Der Tribünenbau wird wohl das prägende Thema der nächsten Monate sein, ein Vorgang der selbst die erneuten bevorstehenden Derbys in den Schatten zu stellen vermag. Die Saison findet in der AF bei reduzierter Zuschauerkapazität auf einer Teilbaustelle statt, an deren Ende ein endlich fertiges Stadion stehen wird. Ein ordentliches und überaus schickes noch dazu, weit entfernt von so Fertigdingern mit Dixi-Klo Ambiente ala Paderborn oder Halle oder gar Betonbunkern wie in Magdeburg oder sonstwo. Die letzte Saison verlief für die rot-weissen durchaus erfolgreich, was das Erfüllen der gesetzten Saisonziele angeht. Lediglich gegen die Top-Mannschaften der Liga konnte kein Blumentopf gewonnen werden, alle anderen Spiele gestalteten sich von ausgewogen bis hin zu einem besseren Ende für die Köpenicker.  Was die Personalpolitik angeht, wurde die letztjährige Schwachstelle in Form der Abwehr massiv verstärkt. Nur eine Handvoll Mannschaften haben im letzten Jahr in Liga Zwei mehr Gegentreffer hinnehmen müssen als die Unioner. Da kann man von Glück sagen, das fast die Hälfte davon auf nur 3-4 Spiele verteilt gefallen sind, welche dann entsprechend hoch verloren wurden und daß man selbst immerhin 55 Tore geschossen hat, was ebenfalls nur von ner Handvoll Mannschaften übertroffen wurde. Auf dem Papier jedenfalls ist die rot-weisse Abwehr endlich *dicht* und könnte das neue Prunkstück werden. Ob man das nun auch mit einer guten Offensivarbeit in Erfolge ummünzen kann, wird sich zeigen. Noch zur letzten Rückrunde wurden mit Mosquera  und Savran zwei nominelle Stürmer abgegeben, die bis heute nicht ersetzt wurden. Jetzt hatte zwar Savran kaum Spielzeiten, aber zumindest Mosquera trug 6 Treffer bei. Ohne die 7 Treffer von Ede, der nun zu Mainz wechselt, steht die Abteilung Offensive statistisch plötzlich nicht mehr ganz sooo rosig dar. Da müssten Silvio und Terodde schon jeder deutlich die 10er Marke knacken. Quiring wäre ohne Verletzung am Saisonende sicher auch zu dem ein oder anderen Treffer mehr in der Lage gewesen, aber genau hier offenbart sich das Problem: Sollte bis zum Ende der Transferperiode kein weiterer Stürmer verpflichtet werden, könnte schon eine Verletzung oder Formtief der Abteilung Attacke die (bisher noch nicht veröffentlichten) Saisonziele gefährden. Zum Glück gibts mit Mattuschka und Zoundi sowie möglicherweise auch Belaid noch Leute die auch aus der zweiten Reihe das Offensivspiel der Wuhlheider mit dem ein oder anderen Treffer krönen können und wer weiß, vielleicht schlägt ja Skrzybski anno 2012/13 genauso ein, wie Ede/Quring in der abgelaufenen Saison. Letzendlich halte ich den aktuellen Stand der Besetzung an offensiven Positionen für den Grund, warum Union wohl auch in der kommenden Saison eher nicht aktiv in den Aufstiegskampf eingreifen wird. Prägendes Thema in Köpenick  bleibt somit  der Bau der Haupttribüne und alles andere (außer vielleicht Abstiegskampf) ist dem Vereinsumfeld in der kommenden Saison wohl sowieso egal. Mit dem Abstieg sollte das rot-weisse Lager auch 2012/13 nichts zu tun haben. Allerdings ist Vorsicht geboten, denn je mehr Vereine nach oben streben, desto dünner wird schließlich auch die Luft nach unten. Wenn Paderborn seine 3 Millionen für Proschwitz noch gut anlegt und mit Audi ein eigentlicher Abstiegskandidat sich anschickt oben anzuklopfen, hat man mit den Erstligaabsteigern und anderen Aufstiegskandidaten schnell 10 Teams vor sich - und ab Platz 12 ist man schneller im Abstiegskampf  als man "Cottbus" sagen kann.
Man wäre also gut beraten, trotz aller Alternativen im "Spielsystem Neuhaus" noch einen Stürmer zu verpflichten und somit wenigstens einen Teil des Ede Erlöses in die Mannschaft zu reinvestieren. Das schönste Stadion macht schließlich nur halb so viel Spaß, wenn man es am Ende nur bei "Sport im Osten" präsentieren kann.  Letztendlich halte ich zwischen Platz 5 und Platz 15, mit Tendenz in der oberen Tabellenhälfte, alles für realistisch. 
Beim bevorstehenden Derby schließlich können die Unioner (wiedereinmal) gar nicht verlieren. Im schlimmsten Fall steht es am Ende der Saison vielleicht unentschieden, was niemandem große Bauchschnmerzen bereiten dürfte. 
In diesem Sinne,
man liest sich!