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19. September 2010

Derbyrückblick zum zweiten … ein Resümee aus "Fan-Sicht"

Das erste Pflichtspiel Berlinderby zwischen Hertha BSC und dem 1. FC Union seit 60 Jahren ist vorbei. Wir haben uns mal die Zeit gegeben das erlebte etwas setzen zu lassen und mindestens eine Nacht drüber geschlafen, bevor wir euch hier unsere Nachbetrachtung präsentieren.
Eine einhellige Meinung zeichnete sich bei uns aber bereits am Freitag nach Schlusspfiff ab: Das Spiel und alles drumherum wurden den Ansprüchen an ein Derby durchaus und letztendlich mehr als gerecht. Die Begegnung hat die Erwartungen an ein Derby erfüllt und das in jedem Fall eher positiver Natur.


Stimmung / Support
Die Stimmung war prächtig, Supportmäßig zeigten sich beide Seiten - vielleicht nicht immer konstant über die gesamten 90 Minuten, dafür aber dann umso eindrucksvoller - von ihrer besseren Seite. Die Atmosphäre war spannungsgeladen, voller Energie und knistern, erfreulicherweise aber nie wirklich hasserfüllt. Die Unioner boten zwar spät aber erwartungsgemäß die größte "Beleidigung" die man (aus Sicht eines Herthaners) gegenüber den Blau-Weissen zum besten geben kann, in Form der gekaperten Hertha-Hymne mit den geänderten Zeilen "Nur zu Hertha geh'n wir nicht" - das Ganze allerdings erstmals so ab der zweiten Hälfte der zweiten Halbzeit. Die Herthaner hingegen übten sich schon früh, genaugenommen bereits ab dem ansonsten beeindruckenden Derbymarsch durch die Köpenicker Straßen, im propagandieren des Schlachtrufes "Und niemals vergessen: Scheiss Union". Nunja wers braucht. Tut den Rot-weissen nicht wirklich weh, denn der Hertha Mob ist wahrlich nicht der erste, aus dessen Reihen dies erklingt.
Zum Support allgemein muss man sagen: Im Hertha Block steckte von Anfang an Bewegung drin. Auch Lautstärkemäßig wusste man zu überzeugen. Lediglich die Vielfalt des Liedgutes ist als Manko festzuhalten. "Scheiß Union" hallte es dafür in seiner Monotonität einfach zu oft aus dem blau-weissen Block. Mit ein paar mehr (verschiedenen) Hochgesängen aufs eigene Team wäre das deutlich interessanter gewesen.
Die rot-weissen hielten es da bis auf derbste Pfeifkonzerte bei Aktionen von Hertha Akteuren, supportmäßig fast ausschließlich mit Lobgesängen aufs eigene Team und den eigenen Verein. Genaugenommen steckt ja selbst die umgedichtete Hertha Hymne voll Lobpreisungen an die "Jungens von Union Berlin" mit dem "rot-weissen Trikot". Darüberhinaus gehende Verunglimpfungen suchte man zumindest in der Masse vergeblich.
Besonders positiv an dieser Stelle sei die Reaktion der Waldseite auf die 2-3 minütige Unterbrechung durch starke Rauchentwicklung *hust im Gästeblock zu erwähnen. Während es dem Hertha Block durch starke Rauchentwicklung die Sicht vernebelte, machte sich auf der Waldseite ein fast geschlossenes mehrminütiges skandieren von "Pyrotechnik ist kein Verbrechen" hörbar.
Das mag dem einen fast schon zu viel des Verständnisses für die eigentlich gegnerische Fraktion gewesen zu sein, zeigt aber letztendlich das diesem Derby aufgrund seiner Geschichte ein wirklich nennenswertes "Hasspotential" fehlt. Daran konnten auch diverse Frotzeleien im Vorfeld und bei der Anreise beider Fraktionen nichts ändern, genauso wie der (erfolglose) Versuch einer kleinen Gruppe aus dem blau-weissen Lager, mit der "Union-Tanke" einen zentralen Anlaufpunkt der Union Fanszene zu stürmen :-).

Was blieb und bleibt ist ein gesundes Maß an Rivalität, die man schon spüren konnte, sich jedoch grundsätzlich im fairen, sportlichen und gesanglichen Rahmen bewegte. Die Herthaner unterstrichen ihren Anspruch auf die Nummer eins in der Stadt mit ihrer Eröffnungschoreo in Form einer großen Berlin und später HBSC Blockfahne, untermalt von eindeutig Berlin fokussierenden Spruchbändern. Die Unioner zeigten nach langer Zeit mal wieder eine schicke "animierte" Choreo, in welcher sich der Mittelblock der Waldseite in den S-Bahnsteig Alexanderplatz verwandelte, samt Fahrtrichtungsanzeiger "Spandau" (über Olympiastadion zum Verständnis für Außenstehende) und "Erkner" (über Köpenick) mit einem in der Mitte stehendem auf die Bahn wartenden Typen. Von den Seiten des Blockes an der Waldseite näherten sich überdimensional große S-Bahn Wagen durch den Block Richtung Mitte. Einer gefüllt mit blau-weissen Fans, einer mit denen der rot-weissen. Das Ganze sah für jeden der sich nicht gerade zeitglich unter der Hertha Blockfahne befand und auch im Gästeblock etwas abseits stand, ziemlich witzig aus. Augsburger Puppenkiste lässt grüßen. Der Typ in der Mitte steigt letztendlich (untermalt von entsprechenden Spruchbändern ala "für welchen Zug entscheidest du dich" in die rot-weisse S-Bahn Richtung Köpenick ein, die daraufhin noch eine Ehrenrunde durch den Block dreht.

Über die gesamte Dauer des Spiels zeigte sich dann der Support von beiden Seiten durchauß Derbywürdig, wenngleich das den Herthanern durch die frühe Führung in der zweiten Spielminute deutlich leichter gefallen sein dürfte. Letztendlich sollte JEDER Anwesende, der nicht nur durch seine eigene Vereinsbrille blickt die Support-Leistungen des jeweils anderen anerkennen können. Im Nachhinein auf diversen Plattformen aufkeimende Diskussionen in der Form "Wir waren viel lauter, besser, bla,blubb … euch hat man nicht gehört … ihr wart voll schlecht … ist das alles was ihr draufhabt" etc kann man mit einigermaßen objektiver Betrachtung getrost als typischen "Internet Bullshit" abtun, den Fans jedes Vereins nach nahezu jedem Spiel irgendwo meinen absondern zu müssen, weile offenbar so schwerfällt fremde Leistungen anzuerkennen.
Im Falle des Supportes aus Fan-Sicht geht diese Party genauso wie das Spiel wohl mit einem 1:1 Unentschieden aus. Die Mankos wurden weiter oben benannt. Die Herthaner ließen sich nicht von der rot-weissen Übermacht entmutigen und zum verstummen bringen, und die Unioner ließen sich auch angesichts des Rückstandes nicht vom feiernden Hertha Mob die Butter vom Brot nehmen, sondern legten immer wieder nach.

Ein Derby was unter diesen Gesichtspunkten durchaus Spaß gemacht hat, den man sich auch durch dummes Internetgequatsche nicht nehmen lassen sollte - und welches durchaus schon jetzt die Vorfreude aufs Rückspiel entfacht.

Wir lesen uns :-)

Die alte Dame wankte, aber ist nicht gefallen … Derbyrückblick zum ersten

Ich möchte an dieser Stelle den sportlichen Teil der Derbynachbetrachtung etwas aus der "Fan-Sicht" herauslösen. Darüber dann im folgenden Beitrag mehr. Hier nun vorab erstmal ein einfaches sportliches Resümee, welches auch nach 2 Nächten drüber schlafen und Studium sämtlicher Nachberichterstattungen so wohl auf breiter Basis recht eindeutig und unstrittig zusammenfassen lässt:

Der Derbysieger heisst unabhängig vom 1:1 Ergebnis: Union Berlin! Und das ohne die Gerechtigkeit des offiziellen Spielausgangs in Frage zu stellen. Das 1:1 ist unzweifelhaft ein verdientes Ergebnis für beide Seiten. Auch wenn das nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass Hertha BSC auf ganzer Linie enttäuschte, weil man dem eigenen Anspruch und vor allem auch der Kaderbedingten Möglichkeiten an diesem Freitag meilenweit hinter hinkte. Auf dem Papier hätte man Union locker mit 4:0 oder 5:0 deklassieren müssen. Nun ist Fußball am Ende aber doch weit mehr als strategische und theoretische Planspielchen und so präsentierte sich am Freitag eine Hertha, die mit dem (deutlich zu frühen) Führungstreffer eigentlich erwartungsgemäß startete. Der zum Tor führende Freistoß war in seiner Umsetzung bilderbuchmäßig, fast wie beim Training. Die Union Abwehr sah dabei auch nicht besser aus als Trainingsstatisten. Ein schönes Tor auf jedem Fall. Ein Klassiker eben. Dumm nur, das dies der einzige Lichtblick dieser Art auf Seiten von Hertha BSC an diesem Abend bleiben sollte. Ich weiß nicht ob dieses Tor die Jungs zu selbstsicher machte, weil ja augenscheinlich alles lief, wie es laufen sollte und gegen einen Kader und etatmäßig so unterlegenen Gegner wie Union eigentlich gar nicht anders laufen kann.
Womit man offenbar nicht gerechnet hatte, war das weitere, wenn auch glücklose Anstürmen der Unioner, die keinesfalls vorhatten hier artig die Statistenrolle zu übernehmen. So entwickelte sich das Spiel auf Seiten von Hertha BSC zu einer Abwehrschlacht, die sich im weiteren Spielverlauf von der anfänglichen Routine und Sicherheit zu einem Spiel entwickelte das von unnötigen Ballverlusten, immer unsicheren Aktionen und irgendwie gefolgt von Ratlosigkeit entwickelte. Es fehlte die Überzeugung dieses Spiel gewinnen zu wollen und zu müssen. Der unbedingte Wille erstarb im Ansatz an der Selbstgefälligkeit, hier doch gar nicht verlieren zu können. Ein großer Irrtum, denn Union war dem Sieg trotz des bis kurz vor Schluss währenden Rückstandes zu jederzeit näher als es Hertha BSC lieb sein kann. Am Ende scheiterte Union am eigenen Unvermögen was die Chancenauswertung angeht (3-4 glasklare Dinger waren da locker dabei) und am nötigen Glück. Beim Lattenknaller von Benyamina kann man wohl selbst der größte Skeptiker kein Unvermögen attestieren, das war einfach nur PECH, bzw in diesem Fall Glück für die blau-weissen. Ebenso beim deutlichen und dennoch nicht gegebenem Elfmeter beim Faul an Mosquera in der ersten Halbzeit. Auch hier kann man nur Glück, bzw Pech attestieren.
Ohne jetzt Vor und Nachteile für beide Vereine auswerten zu wollen, kann man dem Schiri allgemein unterstellen, der mit Abstand schlechteste Akteur auf dem Rasen gewesen zu sein. Der Elfmeter für Mosquera war sicher genauso einer, wie die *mindestens* gelbe Karte für den selbigen bei seiner eingesprungenen 2 Meter Grätsche. Grundsätzlich suchte Hertha für meinen Teil aber etwas zu oft die protestierende und auf einen Pfiff wartende Position des Bodenturners. Fast so, als ob es angesichts der niemals zurücksteckenden Unioner das einzige, der eigenen Ratlosigkeit geschuldete, Mittel sei, hier den Ausgang positiv beeinflussen zu können.
Es wird interessant sein zu beobachten, wie dieses Team reagiert wenn es in der aktuellen Saison mal in Rückstand gerät oder es mal irgendwie nicht läuft. Markus Babbel hat es irgendwie nicht geschafft während des Spiels die Mannschaft auf das offensichtliche Anrennen der Unioner mitsamt dem Hintergrund dieses Derbys passend einzustellen. Den Spielverlauf beeinflussende Reaktionen suchte man auf Seiten von Hertha BSC an diesem Tag vergebens. Auch bei Stuttgart seinerzeit war Babbel ein guter Trainer - solange es gut lief. Aus Krisensituationen kam er selbst bisher kaum heraus. Damals musste die parallel laufende Ausbildung zum Übungsleiter herhalten. Ein Pfund was er bei Hertha nicht mehr in die Waagschale werfen kann. Aber gut - bisher ist ja noch nix passiert, 10 Punkte aus 4 Spielen eine solide Ausgangssituation und weit davon entfernt einen Trainer und seine Fähigkeiten in Frage zu stellen. Ich persönlich stehe ja von jeher kritisch zur Babbelschen Personalie, da er den Beweis seiner Qualifikation bisher auch aufgrund seines Alters noch gar nicht erbringen konnte und im Grunde keiner weiß, ob das selbstsichere ewige Lachen das einzige ist, was er als Motivation vorbringen kann. Die bisherigen Spiele hätte auch der Platzwart mit gleichem Erfolg auf der Trainerbank bewältigen können, dafür ist der Hertha Kader einfach zu gut. Es bleibt also abzuwarten, was passiert wenn es mal gegen andere Mannschaften schlechter läuft, als gegen die Unioner.

Zu diesen bleibt zu sagen: sie haben den Kampf angenommen, Gras gefressen und ihre eigentlich im Vorfeld kaum zu leugnende Unterlegenheit durch absoluten Willen und Motivation wett gemacht. An der ein oder anderen Stelle vielleicht etwas zu übermotiviert, aber dazu wurde schon alles gesagt. Stellenweise hat Union deutlich den Spielaufbau kontrolliert, zwar ebenso unnötige Ballverluste hinnehmen müssen, aber niemals aufgehört nachzusetzen um den Ball (meist erfolgreich) wieder zurück zu gewinnen. Union machte Druck, ließ sich vom frühen Rückstand so gut wie gar nicht beeindrucken und glaubte von Anfang an daran das in diesem Spiel was geht und wurde am Ende völlig verdient mit dem Ausgleichstreffer belohnt. Ein Sieg wäre vielleicht am Ende zuviel des Guten gewesen, wenn auch nicht unverdient - aber wer Chancen nicht nutzt kann eben nicht als Sieger vom Platz gehen. Die Klasse der jeweiligen Kader zeigt sich vor allem darin: Hertha reicht eine einzige Chance um das Spiel nicht zu verlieren, Union erkämpft mit gefühlten 20:1 Torchancen ein 1:1 Unentschieden. Auf Seiten der Hertha bleiben, dieses Spiel mal als Maßstab genommen einige unsichere Fragezeichen was das Projekt Wiederaufstieg angeht. Auf Seiten der Unioner - ebenfalls dieses Spiel zum Maßstab genommen - sollten eigentlich keine Bedenken bestehen was den Klassenerhalt angeht. Nur inwieweit man auf beiden Seiten dieses Spiel als Maßstab nehmen kann? Wie schon am Anfang erwähnt: Fußball ist am Ende eben doch mehr als theoretische und strategische Planspiele.

In diesem Sinne, Hahohe ... Eisern Union
Wir freuen uns aufs Rückspiel :-)

17. September 2010

Wat bin ick froh ... das es heut vorbei ist ... NOT!

Da hat man nun dieses bisher in dieser Form bisher einzigartige Derby, und freut sich schon insgeheim wenns vorbei ist. So jedenfalls ein Grundtenor in den jeweiligen Userforen auf beiden Seiten. Was tauchten dort in den letzten 2 Wochen nicht alles für Typen auf, was wurden nicht alles für Geschichten ausgegraben, Klischees gepflegt, geschürt und auch bestätigt - und nun ist es einigen schon zu viel der Aufregung.
Klarer Fall von Dornrösschenschlaf Symptom. ALLES was wir in den letzten Tagen und Wochen in den Medien, Blogs und Foren erlebten ist *normal* und seien wir mal ehrlich, es hätte auch im Vorfeld schon schlimmer kommen können. Die Berliner Fußballseele ist einfach nix mehr gewohnt. Es gab ja auch schon lange keine wirklichen und derart reizvollen Begegnungen mehr. Union gegen die Unaussprechlichen war einfach zu niedrigklassig, Hertha gegen die anderen Unaussprechlichen fand in den letzten 20 Jahren nur einmal zufällig im Pokal statt. Berliner sinds halt gewohnt in der Sache beschaulich zu haben die letzten Jahre. Hertha und Union - ein jeder hatte in seiner Klasse das Alleinstellungsmerkmaldes Clubs aus Berlin. Bisschen Pöbelhaft, mit typischer Berliner (Groß)schnauze reiste man unbehelligt in diesem Status durch die Lande. Nun treffen sie also aufeinander und nach der Vorfreude jammern die ersten bereits "Ach neeee ick will meene Beschaulichkeit zurück, dit is mir allet zu uffregend". Ja Leute - so ist es nunmal in nem Stadtderby. DESWEGEN ist es ja so nervenaufreibend, polarisierend, Spannungsvoll und bisweilen hitzig - und das eben nicht nur auf dem Rasen. Wir jedenfalls freuen uns immer noch auf heute Abend. Wir mussten in den letzten Wochen oft schmunzeln bei den verschiedensten Wortmeldungen in den vielen Foren. Wirklich überrascht hat uns das nicht. Die Kunst besteht darin zur Not auch ma das Internet auszumachen und zusammen nen Feierabendbier zu zischen. NEIN natürlich keine großen Verbrüderungsszenen vor dem Spiel ... das gehört sich nicht und nimmt der Sache das Feuer. Wir werden heute abend jeder in einem Block stehen. Jeder in seinem. Und wir werden uns mit großer Warscheinlichkeit beschimpfen, bepöbeln, befrotzeln und uns wenigstens 90 Minuten lang ein klein wenig verabscheuen und fragen aus welchem Loch denn die Sorte Mensch auf der anderen Seite hervorgekrochen ist.
Wem das zu aufregend ist, der sollte nicht im Vorfeld ein Derby herbeiwünschen, denn das alles gehört nunmal dazu. Am Montag aufm Bau, an der Maschine und im Büro und auch im Bekanntenkreis werden letztendlich keine Köppe abgeschlagen. Da sitzen Anhänger beider Seiten brav an einem Tisch ohne das der eine dem anderen als "zu ostig" und der andere dem einen als "zu wessi-like" erscheint.

Im Ernst: viel schlimmer als das obligatorische und zu erwartende gegenseitige angestachel, geflame, gedisse und gefrotzel im Vorfeld (vor alem im Internet), sind doch die Leute, die von allem schon wieder genug haben, weil es ihre bisherige Beschaulichkeit im innerstädtischen Selbstverständnis stört. Ja was wollt ihr denn? Maoam? Gummibärchen? Derby ist Derby ist Derby. Und zwar mit allen (und auch NUR damit) seinen Nebenerscheinungen, Nebenschauplätzen und Medienhype. Was für einige Berliner "zu viel" ist anderswo (und da blicke ich zum einem mal auch über deutsche Grenzen hinaus und auch in der eigenen Geschichte zurück)völlig selbstverständlich. Es kann einfach keine sportliche Rivalität geben, wenn man einstimmig Hand in Hand mit Gänseblümchen im Haar losmarschiert. Einer Meinung kann man im Oktober auf der Fandemo sein. Einer Meinung kann man sein wenn man die nächsten Wochen und Monate genmeinsam am Arbeitsplatz und Stammtisch die jeweiligen Spiele des anderen zusammen analysiert - aber Leute: doch bitte nicht im Vorfeld und mit Hinblick auf ein solches Spiel der Spiele.
Und nein - heute abend ist eben NICHT alles vorbei. Es wird noch anhaltende Nachbeben geben, und in wenigen Tagen ist "nach dem Derby" vor allem eins: "Vor dem Rückspiel". Die Saison ist noch lang und langweilige Begegnungen gibts noch mehr als genug. Also gönnt euch und uns doch einfach mal ein bisschen Abwechslung und Aufregung. Ist sie zu stark - seid ihr zu schwach :-)
Wers beschaulich lieber hat, der sollte heute abend besser zu Hause bleiben und sich irgendwas mit Florian Silbereisen im TV ansehen.

Man liest sich

14. September 2010

BÄM! Das Derbyfeuer kocht ... perfektes Timing fürs erste "Skandälchen"

Die Derbywoche fängt quasi mit nem Knaller an. Ich habe ja schon mehrfach geschrieben das die Presse ihr übriges tun wird um noch rechtzeitig Feuer ins Ganze zu bringen - und nun ist die Medienbombe geplatzt.
Was ist passiert? Der Berliner Senat, bzw die Stadt Berlin, ihres Zeichens einziger Gesellschafter der Stadionbetreibergesellschaft des Olympiastadions, hat den blau-weissen doch tatsächlich die Miete für die laufene Zweitligasaison gestundet. Immerhin zahle Hertha BSC noch an den Raten für die Miete des letzten Jahres, also werden die Mieten für dieses Jahr erst nach der Saison fällig.
Und schon schreit die Unionseele auf. SKANDAL. Subventionierung. Geklüngel. Das ganze Programm an Klischees und Vorurteilen wird da ausgeschüttet. Und 4 Tage vorm Spiel haben wir dann doch plötzlich 'ne Ost-West Diskussion - und das wo sich doch ein Großteil der Blau-Weissen Anhängerschaft selbst aus dem Berliner Umland rekrutiert.
Verständlich ist die Aufregung schon. War Union doch jahrelang Mieter (Pächter?) eines Stadions, welches der Senat als Eigentümer 20 Jahre lang regelrecht vergammeln ließ, während in Charlottenburg das Oly für einen dreistelligen Millionenbetrag restauriert wurde. Nebst blau-weissen Sonderwünschen wie die blaue Aschenbahn und das Amateurstadion. Bei Union gabs bisweilen schon für 1,7 Millionen Grundsanierungsbeihilfen klare Absagen. Man könne ja auch in den "schicken" Jahn-Sportpark ziehen. Okay. Hertha war Erstligist und Union nur Dritt und zwischenzeitlich gar Viertligist. Anno 2010 sieht das anders aus. Hertha und Union treffen sich in der gleichen Liga. Nur mit dem Unterschied das Hertha Ligakrösus ist, was den Etat anbelangt und mit satten 35 Millionen plant, wobei 17 Millionen auf die Profimannschaft entfallen, während Union mit um die 12 Millionen Gesamtetat im unteren Drittel der Liga aufgestellt ist.
Trotz dieses Riesen Etats wird nun Hertha die 2,5 Millionen Euro Stadionjahresmiete gestundet. Ein Betrag den die Charlottenburger nun noch zusätzlich für ihren Profikader ausgeben konnten. So lautet der Vorwurf. Dabei hätte man bei Hertha auch ohne Not die Miete aus eigener Tasche sofort bezahlen können, lag doch für Ramos ein 3.5 Millionen Kauf-Angebot vor. Von Wettbewerbsverzerrung ist da zu lesen. Sollte eben dieser Ramos auch noch ein Tor, wenn nicht gar das Siegtor im Derby schießen, würde das dem Ganzen nochmal zusätzliche Würze verleihen. Denn indirekt hätte ja dann Hertha BSC diesen Spieler quasi vom Senat "gesponsort" bekommen, und das obwohl in der gleichen Stadt ein direkter Mitkonkurrent nicht auf derartige, vom Steuerzahler gedeckelten, Etatboni zurückgreifen kann.

Aus Herthaner Sicht ist das ganze allerdings ein undramatischer und normaler Vorgang. Man will halt mit aller Macht (und Notfalls auf Pump, wie Details zu aktuellen Sponsoring Verträgen durchblicken lassen) den Aufstieg und versucht natürlich zu sparen wo es geht. Also fragt man bei 
der Stadt der Stadionbetreibergesellschaft einfach mal an, ob man sich denn irgendwie mit den Zahlungsbedingungen entgegen kommen könne - und voila, erhält prompt positive Antwort. Ist das nun die Schuld von Hertha BSC? Nein. Maximal den Vorwurf überall die Hand aufzuhalten wo es nur geht, müssen sie sich gefallen lassen. Aber was bitte soll denn ein auf Wirtschaftlichkeit ausgerichtetes Unternehmen sonst tun?

Zu jedem Zeitpunkt des Jahres wäre diese Meldung warscheinlich eine unbeachtete eine Randnotiz gewesen. Aber in der Woche vor dem Derby kracht das doch gleich viel besser im Gebälk. Haben wir im letzten Blogeintrag noch davon gesprochen das (zumindest sportlich) die Luft raus zu sein scheint - mit diesem Knaller ist das Feuer entfacht. Und hey,- die Woche ist noch jung. Bis Freitag wird noch vieeeeel geschrieben werden im Berliner Blätterwald. Hach es ist Derbytime. Ist das nicht schön?
Und jetzt wieder mit Chips und Bier vor die allseits bekannten Fanforen gehockt und dem Beitrags und Lesezähler beim rotieren zugesehen :-)

Man liest sich!

12. September 2010

Die Luft ist raus, so scheint es ...

Noch 5 Tage bis zum Derby und alles scheint irgendwie so .. ähem *unspannend*. Die Fronten scheinen geklärt. Während Hertha nach 3 Spieltagen die maximale Punktausbeute vorweisen kann und somit den Erwartungen und sebst gesteckten Zielengerecht wird, taumelt Union angschlagen mit einem Punkt am Tabellenkeller. Nur ein paar noch jämmerlichere Gestalten aus Ingolstadt, Düsseldorf und Bielefeld belegen vor Union mit 0 Punkten die Abstiegsränge. Ja wenigstens stht man vor den doofen Düsseldorfern, mag sich der optiomistische Unioner denken.
Die angriffslistigen Töne von vorder Saison sind verstummt. Die scheinbare Überlegenheit der alten Tante schon im Vorfeld des Derbys kleinlaut anerkannt, hoffen einige auf Seiten der rot-weissen insgeheim, man möge sich nicht mit mehr als 0:4 oder 0:5 vom Platz jagen lassen und fürchten vielleicht schon ein 0:8 der anderen Art. Und mal ehrlich: schaut man sich die Vorzeichen an, so scheint wohl nur noch die Höhe des Sieges von Hertha BSC am Freitag in der Alten Försterei eine Diskussion wert zu sein. Aus allem anderen, oder gar einer Begegnung auf Augenhöhe, einem Anspruch eine Konkurrenz sein zu können, ist im Vorfeld irgendwie die Luft raus. Das Derby droht zum Streichelzoo, statt einer feurigen und heißen Standortdebatte zu verkommen.

Doch diese Situation ist es, die im Vorfeld von einigen als die "schwierigste" beschrieben wurde. Einigen blau-weissen wäre es lieber, sie würden einer Union Mannschaft begegnen die mit einem gutem Saisonstart vielleicht doch etwas zu optimistisch diesem Spiel entgegen sieht. Einem 1. FC Union der mit der Leichtsinnigkeit eines übermütigen Herausforderers nur zu verdient in seine Schranken gewiesen werden muss und kann. Stattdessen kommt es anders. David gegen Goliath wie es aucvh im Vorfeld anhand der Tabellensituation kaum besser seine Wiederaufersteheung feiern könnte. Schlimmer noch. Auf der anderen Seite ein 1. FC Union der angeschlagen ist, der mit dem Rücken zur Wand steht. Der in seinem zweiten Saisonheimspiel einen Fehlstart vermeiden MUSS. Der vor eigenem Publikum einen Fehlstart vermeiden will. Der vor allem von seinem Anhang gepeitscht werden wird, bei dem weniger zählt ob man verliert oder gewinnt, sondern WIE MAN KÄMPFT. Und das VOR ALLEM in einem Derby. Das worst case ist eingetreten. Hertha BSC reist an die Alte Försterei mit einer Ausgangslage in der man eigentlich nur verkacken kann, eben weil im Vorfeld nur die Höhe des Sieges offen zu sein scheint. Union steckt in einer Situation in der sie eigentlich nichts mehr zu verlieren haben, in denen keiner mehr mit ihnen rechnet. Eine Underdog Situation wie zu sie klarer nicht sein könnte - und gerade deshalb für eine Überraschung gut. Wäre nicht das erste mal, das die Unioner gegen Fürth und Paderborn verkacken. Das war auch letzte Saison kaum anders, während man gegen scheinbar im Vorfeld hoch überlegene Gegner wie Augsburg und Pauli zu Hause ein Team sah, welches kratzte und biss- und am Ende im Falle von Pauli auch verdient gewann. Die Luft ist also nur oberflächlich betrachtet raus. Unter der Oberfläche glimmt die Glut und kann sich am Freitag zu einem offenen Feuer entwickeln.
Hertha kann im Moment nur einen Fehler machen: Die Situation unterschätzen!
Die beiden letzten Gegner von Hertha sind beide noch unter Union in der Tabelle platziert, die diocken Brocken stehen allesamt noch bevor. Was also sind die Siege wert, außer ein im Vorfeld dees Derbys zu großes Gefühl der Sicherheit zu schüren, dass man sehr wohl durch diese zweite Liga spazieren kann?'
Im Grunde, seien wir mal ehrlich - ist vor dem Derby alles GENAU so, wie es sein muß und sein soll. Der Underdog empfängt den Favoriten. Das ist exakt die Situation die tausendmal mehr polarisiert, als ein Duell zweier Vereine auf Augenhöhe es je sein kann. Gerade WEIL im Vorfeld alles soooo klar zu sein scheint, weiß keiner was am Freitag in der Alten Försterei passiert.
In diesem Sinne
Ha Ho He ... Eisern Union :-)