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31. Oktober 2019

Derbytime!

Samstag 2.11.  Stadion An der Alten Försterei

1. FC Union Berlin - Hertha BSC 


Nun beginnt es also. Das erste Derby in der 1. Bundesliga zwischen Union und Hertha steht vor der Tür und entsprechend macht sich langsam Spannung und Vorfreude breit. Im Vergleich zu den ersten Derbys in Liga 2 sind die Vorzeichen aber diesmal etwas anders. 




Die Stimmung ist relativ ruhig im Umfeld beider Anhängerschaften. Keine Farbbeutel, keine beschmierten Busse. Man hört es gäbe sogar ein „Aufkleberabkommen“ zwischen den jeweiligen Szenen, in bestimmten Stadtbezirken die Sticker des anderen nicht zu überkleben. Anders als noch im Vorfeld des ersten Aufeinandertreffens zu einem Punktspiel halten sich auch sonstige Frotzeleien unter der Gürtellinie in Grenzen (von irgendwelchen aufmerksamkeitsheischenden WhatsApp Heinis die irgendein Horrorszenario konstruieren und ihre Ergüsse teilen mal abgesehen.)

Natürlich werden sich beide Seiten am Samstag nichts schenken und „Scheiß Union“ wird mit Sicherheit der Quotenhit im Blau-Weissen Block, aber irgendwie sieht man dem Spiel am Samstag deutlich ruhiger entgegen als noch 2010. Das mag auf Seiten der Roten vor allem daran liegen, dass anders als damals nicht die „große, übermächtige Hertha“ mal vorbeischaute und man sich als Underdog verbissen und unbedingt um jeden Preis behaupten wollte und musste. Die damalige Gelegenheit schien einmalig und beide Vereine trennten damals im Grunde tatsächlich Welten. Seitdem hat sich aber einiges verändert. Union ist gewachsen und mittlerweile nicht nur was Mitgliederzahlen angeht den Charlottenburgern dicht auf den Fersen. Diese Entwicklung der letzten Jahre führt zu einem ganz anderen Selbstverständnis auch innerhalb der rot-weissen Anhängerschaft. Man muss nicht auf Teufel komm raus diese Chance nutzen um Aufmerksamkeit in einer durch einen Erstligisten dominierten Stadt zu generieren. Aufmerksamkeit hat sich Union über die letzten Jahre Stück für Stück selbst erarbeitet und wird spätestens seit dem Aufstieg auch überregional medial mehr als genug damit überschüttet, da brauch es dieses Derby nicht mehr unbedingt dafür.

Derbys haben, wie eben auch der Pokal, oftmals ihre eigenen Gesetze

Selbst was die sportliche Entwicklung angeht ist Union derzeit auf einem guten Weg. Den Tabellenzweiten aus Freiburg konnte man innerhalb 10 Tagen gleich zweimal schlagen, bei den Bayern hat man bei einem 1:2 ganz gut ausgesehen und auch die Niederlagen gegen Frankfurt und Bremen waren weit von dem Schlachtfest entfernt, welches einige Unioner befürchteten,- und für das Abenteuer 1- Liga sogar bereit gewesen wären in Kauf zu nehmen. Union hat die 1. Liga angenommen und hat ihr auch etwas entgegen zu setzen. Der Pokalsieg in Freiburg sorgt zudem für einen gewissen Schwung und Selbstvertrauen.

Bei Hertha weiß man hingegen nach wie vor nicht so recht wo sportlich die Reise hingeht. Nach einem schlechten Start bog man letztendlich mit einigen erfolgreich bestrittenen Spielen dann doch Richtung obere Tabellenhälfte ab, hatte aber im direkten Vergleich auch fast ausschließlich die untere Tabellenhälfte als Gegner, wohingegen Union bereits die CL und EL Kandiaten hinter sich hat. Zudem ist Ante Covic auch innerhalb der Fanszene nach wie vor nicht unumstritten, da sich - gemessen an den Möglichkeiten - bei den blau-weissen kein konkreter Spielstil erkennen lässt. Auch wenn Hertha ebenfalls mit einem Pokalsieg (der sicherlich beflügeln kann) im Rücken an die Alte Försterei kommt, darf man bei allem nicht die Augen davor verschließen, dass es sich bei Dynamo Dresden nur um den Tabellen 17. der zweiten Liga handelte.
Beim Aufeinandertreffen am Samstag sind sich - zumindest in der aktuellen sportlichen Situation - beide Vereine vielleicht näher, als sie es jemals zuvor waren, auch wenn man davon ausgehen kann, dass es bei Union bis zum letzten Spieltag um nichts anderes als den Klassenerhalt geht, während für Hertha durchaus auch ein Blick auf die EL Plätze realistisch erscheint. Aber Derbys haben, wie eben auch der Pokal, oftmals ihre eigenen Gesetze und „Stand jetzt“ kann glaube ich niemand eine Prognose abgeben was da am Samstag auf dem Rasen passieren wird. Alles was Union kämpferisch aufbieten kann, kann Hertha im Grunde mühelos mit individueller Klasse ausgleichen. Allerdings steht Union tendenziell zuletzt recht diszipliniert in der Abwehr und lässt recht wenig zu, weswegen wohl letztendlich auch die Tagesform entscheidend sein dürfte. Völlig unabhängig davon welcher Verein am Ende der Saison über dem anderen in der Tabelle stehen wird, halte ich bei diesem Spiel von einem 4:0 über ein 0:0 bis zu einem 0:4 alles für möglich.

So ist aber nunmal für die einen die Stadt eben Blau-weiss, während für die anderen die Stadt Rot sieht.

Ein bisschen froh bin ich, dass dieses Spiel nicht am Tag des Mauerfalls - und gar bei Hertha - stattfindet. Ich glaube die Art und Weise wie sich Hertha derzeit marketingtechnisch als DER Berliner Verein, der Verein des Mauerfalls, der gemeinsame Verein des vereinten (oder getrennten?) Berlins inszeniert, hätte dem Derby nicht gut getan, weil diese Kampagne keinen „Mitspieler“ zulässt und den Gegner nur zum Statisten degradiert hätte. So wie es jetzt ist fährt man mit der aktuellen Mauerfall Kampagne ein wenig um dieses Derby herum, ohne es zentral in den Mittelpunkt dieser zu setzen, was wesentlich angenehmer zu ertragen ist - auch wenn manche Slogans bei Unionern nur unverständliches Kopfschütteln hervorrufen.
So ist aber nunmal für die einen die Stadt eben Blau-weiss, während für die anderen die Stadt Rot sieht. Beides sind zugegeben nicht die originellsten Marketing Ergüsse für dieses Bundesliga Debut - aber andererseits trägt diese PR Konstellation vielleicht auch gerade dazu bei, dass sich - bei aller Vorfreude - doch eine gewisse „Lockerheit“ im Vorfeld breit macht. Der Hype und die Geschichten werden in den nächsten Tagen wohl vor allem durch die Medien in das Spiel getragen und manch Anhänger (auf beiden Seiten) ist sicher froh wenn das große Bohei auch wieder vorbei ist. Zumindest bis zum Rückspiel ^^

In diesem Sinne, auf ein geiles Spiel und möge der Bessere (rot-weisse)  gewinnen :)
Prost!

9. Juni 2019

Derbyblog - reloaded

Ein Rekonstruktionsversuch
In den Jahren 2010 bis 2014 gab es unter der Adresse http://berlinderby.blog.de ein umfangreiches  Blog rund um den Fußball mit Schwerpunkt auf den 1. FC Union und Hertha BSC, zudem mit Artikeln von Fans beider Vereine. Leider hat zwischenzeitlich der Anbieter blog.de das zeitliche gesegnet und somit hat auch das damalige Blog den Weg ins Datennirvana angetreten

Angesichts des diesjährigen Aufstieges des 1. FC Union in die 1. Bundesliga und den damit bevorstehenden Erstligaderbys  möchten wir nun versuchen die besten Beiträge des damaligen Blogs mit Hilfe einiger (weniger) persönlicher Backups - und dem Webarchiv wieder herzustellen.
In den nächsten Wochen werden wir damit hoffentlich viele der damaligen Beiträge hier nachträglich einpflegen, nur die vielen Leserkommentare bleiben wohl für immer verloren :/

// Update:
Mittlerweile haben sich eine Menge alter Beiträge wieder angefunden. Sowohl aus der Saison 2010/2011 als auch aus der 2012/2013.
Auf die Wiederherstellung einiger eher Spieltag spezifischer Beiträge gegen jeweils andere Gegner habe ich mal verzichtet. Ich glaube niemand interessiert sich Jahre später noch übermäßig für die Resumees  diverser DFB Pokal,- oder einzelner Ligaspiele. Daher wurden nur Beiträge wiederhergestellt die sich explizit um die Spiele gegeneinander, oder aber um spezielle Situationen der jeweiligen Vereine drehen. (Abstieg, Relegation vs. Düsseldorf, Saisonfazits)

// Update 2:
Einige Beiträge rund um das Rückspiel am 05.02.2011 im Berliner Olympiastadion scheinen für immer verloren. Schade. Als Blog.de sein Ende verkündet hatte, steckten wir dummerweise alle in anderweitigen persönlichen Umständen, so dass niemand ein Backup des Blogs gemacht hat.

8. Juni 2019

Was hat Union eigentlich für ein Problem?

Der erste Derbyzoff der Saison 2019/2020


Wir befinden uns mitten in der Sommerpause, der 1. FC Union ist aufgestiegen und beschert uns erstmalig das Derby in der ersten Bundesliga. Und schon kochen die Gemüter über, weil der Verein plötzlich gegen den Vorschlag Herthas (bzw den Antrag bei der DFL) das Derby am 9. November anlässlich des Mauerfalls auszutragen quer schießt und das Ganze mit einem lapidaren

„Also uns ist der Gedenktag zum #Mauerfall zu wichtig, wir wollen an diesem historischen Tag nicht Fußball spielen #fcunion „

kommentiert. Dieses undankbare Pack, sollen sie doch im Osten bleiben - so ein zusammengefasster Tenor aus der blau-weissen Fanwelt in den sozialen Medien. Die Diskussionen schossen ins unermessliche und zugegeben, die Begründung Unions scheint zudem ziemlich lasch.

Vorwürfe der Kommerzialisierung wurden von Hertha Anhängern zurecht damit abgetan, dass auf Seitens der Rot-Weissen doch schon ziemlich viel Event und Kommerz im Spiel ist, und sei es nur in Form der Darstellung eines Underdogs, welche der Verein zum einen pflegt und zum anderen natürlich daraus auch Kapital schlägt. Das dieses Datum historisch aus anderen Gründen eher ungeeignet ist eine Party mit Fackeln (*hust) und Fahnen zu machen, geht hingegen aus dem Union Statement nicht hervor - und überhaupt habe man ja auch in der Vergangenheit bereits am 9. November schon Fußball gespielt. Schließlich ist dies ein regulärer Spieltag.
Bei all diesen Argumenten haben die Anhänger der Blau-Weissen natürlich erstmal grundsätzlich recht. Was bei der Gesamtbetrachung allerdings zu kurz kommt, sind die Art und Weise, der Ton und die Umstände des Vorschlags ihres Vereins.

Was also ist denn nun eigentlich passiert?

Auf der Suche nach einem Image und vielversprechenden Marketing Ideen inszeniert sich Hertha dieser Tage als Mauerfallclub und bereist u.a. unter #teardownwalls etliche Gegenden in den USA. Dabei war man sich auch nicht zu schade David Hasselhoff mit einem blau-weissen Trikot auszustatten, welcher sich bekannterweise ja als den eigentlichen Grund und Anstoßgeber des Mauerfalls sieht.
Im Zuge dessen kam auf Hertha Seite - lange vor dem feststehenden Aufstieg Unions übrigens - die Idee auf, am 9. November ein Heimspiel bei der DFL zu beantragen und diesen Spieltag als eine Mauerfall Party zu gestalten und sich selbst dabei als Club des wiedervereinten Berlins der Welt zu präsentieren. So gut,- so legitim.
Es steht Vereinen frei bei der DFL vorstellig zu werden um den Wunsch vorzutragen besondere Anlässe und Jubiläen von Stadt, Land, oder Verein mit einem Heimspiel zu gestalten. In der Vergangenheit keine unübliche Praxis, denen die DFL (unter Berücksichtigung aller Umstände) zu Cannstatter Wasen, Oktoberfest oder Karneval auch gerne mal nachkommt. Der Gegner steht dann quasi random im Rahmen des eigentlichen Spielplans fest. Es mag vielleicht sogar schonmal den gemeinsamen Antrag von zwei Vereinen gegeben haben zu einem bestimmten Anlass gegeneinander gesetzt zu werden.

Was allerdings den aktuellen Vorstoß von Hertha betrifft, muss man so ehrlich sein um einzugestehen, dass dieser - in seiner einseitigen Art und Weise - ein gewisses Maß an Überheblichkeit und Geringschätzigkeit Union gegenüber enthält, welches die Köpenicker - mittlerweile Ligatechnisch zumindest auf Augenhöhe - irgendwie zu Statisten degradiert. Ein Standing den kaum ein einigermaßen selbstbewusster Verein hinzunehmen bereit sein dürfte.
Man kann davon ausgehen das der Inhalt des Antrages nämlich auf jeden Fall ein Heimspiel für Hertha BSC umfasst und das Spiel auf jeden Fall (und wie selbstverständlich) im heimischen Olympiastadion zu begehen gedenkt.
An so einem Tag einen beliebigen Bundesliga Club als Gegner für ein Heimspiel zu bekommen halte ich ebenso für legitim. Doch "einfach so" - und ohne den betreffenden Verein vorher zu fragen oder ihn in den Antrag auf andere Art und Weise einzubeziehen - mal eben auch noch den Wunschverein zu bestimmen, hat mit Verlaub ein "Geschmäckle". Und hier kommt der der 1. FC Union mit seinem Aufstieg ins Spiel,- und den Blau-Weissen gerade recht
Ein solches Spiel alternativ in der Alten Försterei auszutragen düfte jedenfalls nicht Inhalt des Antrages gewesen sein. Genausowenig wie die Überlegung, ob der 1. FC Union vielleicht eigene Pläne an diesem Tag haben könnte oder wie dieser grundsätzlich darüber denkt.

Genau diese Art "Statistenrolle" ist es, die etlichen Anhängern der rot-weissen (und offenbar auch den Clubverantwortlichen) sauer aufgestoßen ist. Man kann sich darüber streiten ob es sinnvoll ist, nach 30 Jahren das Derby in irgendeiner Form zu politisieren. Man kann sich darüber streiten ob es sinnvoll ist nach 30 Jahren Mauerfall diesem Spiel einen zusätzlichen "Ost-West" Stempel aufzudrücken - und das wo sich beide Vereine doch mittlerweile und seit Jahren als "Gesamtberliner Verein" sehen.

Mit Respekt gegenüber dem 1. FC Union hat der erfolgte einseitige Antrag nunmal leider nichts zu tun.


Es mag genau soviel Pro Argumente für ein Spiel an diesem Tag gegeneinander geben wie dagegen. Ich gebe zu, das Ganze hätte schon einen gewissen Charme und auch eine Symbolkraft für das vereinte Berlin - und ich hätte grundsätzlich nichts dagegen gehabt ein Derby an diesem Tag gegeneinander auszutragen. Aber bei einer Idee dieser Tragweite, sollten doch bitte VORAB beide Parteien einen Austausch anstreben und gegenseitige Befindlichkeiten erörtern und respektieren. Doch mit RESPEKT (gegenüber dem 1. FC Union) hat der erfolgte einseitige Antrag nunmal leider nichts zu tun. Es geht hier nicht darum "wer die Idee gehabt hat" und das Union nur bockig ist, weil es Herthas Idee war. Es geht darum, das man eine Marketingidee in den Vordergrund stellt, und offenbar davon ausgeht "der kleine Ostverein" würde das dankbar annehmen und sich freuen von der "großen Tante aus dem Westen" mit soviel Aufmerksamkeit beglückt zu werden. Dabei weiß ein Herr Keuter sicher mehr als alle anderen, das, wenn es einen Verein gibt der kein Problem damit hat Aufmerksamkeit zu generieren, dies im direkten Vergleich der 1. FC Union ist, während man selbst im jährlichen Wechsel mit den verschiedensten Marketingkampagnen auf der Suche nach einer eigenen Identität ist.
Die Art und Weise der "Vereinnahmung", wie es in rot-weissen Kreisen auf diversen Social Media Kanälen heisst, zeugt vor allem von der mangelnden Einsicht bei Hertha BSC, dass der 1. FC Union mittlerweile - zumindest Ligatechnisch - ein Club auf Augenhöhe ist!
Der 1. FC Union hat in den letzten 10 Jahren ein zu starkes eigenes Selbstverständniss, Image und natürlich auch ein entsprechendes Selbstvertrauen entwickelt, um sich dankbar nach den Brotkrumen zu bücken, die ihnen gönnerhaft von vermeintlich "Großen" hingeworfen werden und man sollte ihm im direkten Miteinander zumindest mit entsprechendem Respekt entgegen treten. Dazu gehört nunmal auch, einen solch weitreichenden Antrag zumindest mal vorher gemeinsam zu besprechen, anstatt in der "Großkopfertheit" der 90er/00er Jahre - seine eigene Party zu planen und den Gast nicht wenigstens mal vorher dazu "einzuladen", sondern einfach voraussetzend "festzulegen".

Hier wurde eine, vielleicht sogar gute, Idee verspielt indem man sich selbst in der Position des "Gebenden" gesehen hat, der über den Kopf des "kleinen" hinweg mal eben entscheidet was für beide Seiten das beste wäre - ohne zu bedenken, das Union (zu Recht) sicherlich auch eine Meinung dazu hat, was für sie das Beste ist.
Ein vorausgehender Austausch hätte viele Möglichkeiten eröffnet diesen Tag vielleicht doch zu etwas "besonderem" zu machen, der Alleingang hingegen zeugt von einer Art Arroganz, Großmachtanspruch und einem Selbstverständnis der Blau-Weissen, welches längst nicht mehr die Wirklichkeit widerspiegelt.

 David Hasselhoff im Blau-Weissen Trikot im Mittelkreis vor dem Anstoß "Looking For Freedom" schmetternd... 

Kein Mensch lässt sich schließlich freiwillig und ungefragt zu einem Statisten abstempeln, da kann die Idee dahinter noch so gut sein. Entweder (und da sind wir bei einer guten Analogie der "Einheit") - zwei Parteien handeln und agieren auf Augenhöhe, oder eine Seite vereinnahmt mal eben die andere, weil das gerade so gut in die eigene Marketingkampagne passt.
Ich glaube kein Unioner hat Bock, dankbar ob der Blau-Weissen Großherzigkeit, David Hasselhoff im Blau-Weissen Trikot im Mittelkreis vor dem Anstoß "Looking For Freedom" schmetternd zu sehen und Medien in aller Welt 30 Jahre nach dem Mauerfall irgendwelche klischeehaften "Ost/West" Geschichten erklären zu lassen.

In diesem Sinne: Es ist angerichtet
Man liest sich

15. November 2012

Unsägliche Derby-Karten Jammerei


Was geht es heiß her dieser Tage in den Facebook Comments zur Vergabepraxis der Derby Karten beim 1.FC Union. Da sind total tolle Superunioner plötzlich überrascht das es nicht für jeden die gewünschte Karte in seinem gewünschten Block gibt und beschweren sich gleichzeitig darüber, dass nicht alle Mitglieder automatisch Anrecht auf 2 oder mehr Karten haben.

Jaaaaaa …. Mathematik kann schon schwierig sein. Rechnen wir mal durch … Das offizielle Gästekontingent dürfte so zwischen 15.000 und 17.000 liegen. Union hat knapp 11.000 Mitglieder. Wenn nun jedes Mitglied von vornherein das automatische Recht auf 2 Karten (oder mehr) wahrnimmt müssten ganz automatisch andere Mitglieder draußen bleiben. 2x11.000 macht bekanntlich 22.000 und damit schon mehr als es Karten im Gästeblock gibt: 

LIEBE JAMMERNDE MITGLIEDER - Bitte Kopf einschalten und nachrechnen! Manch einer möchte gar 3 Karten pro Mitglied. Bequem per Onlineklickbestellung. Na klar doch. Ich möchte das Geschrei hören und lesen, wenn die 6000 Mitglieder die am schnellsten klicken sich ihre 3 Karten sichern und dann gut 5000 Mitglieder komplett leer ausgehen. Von den Dauerkarten Inhabern ganz zu schweigen.
LEUTE KAPERTS DOCH! Es gibt bei diesem Spiel KEINE Verteilpraxis die jeden persönlichen Wunsch berücksichtigen kann. KEINE (!) Und dennoch gibt und gab es GENUG Möglichkeiten für JEDEN (!!!) an eine Karte für dieses Spiel zu kommen wenn er denn nur (wirklich) will.
Der Kartenvorverkauf fürs Olympiastadion läuft seit Wochen (!) auf der Website von Hertha BSC, Eventim und anderen Ticketdienstleistern. Seit eben dieser Zeit war und ist es für jeden (!!!) möglich ganz einfach per Mausklick Karten zu bestellen. Zu regulären Preisen (so ab 16 Euro aufwärts.) Zum Beispiel in den direkten Nachbarblöcke F und auf der anderen Marathontorseite K+L. In K+L gab es selbst am Dienstag noch zusammenhängende Kontingente. Aber auch das ist einigen Superunionern nicht recht. Sie beschweren sich lieber das der Verein nicht sicher stellt das alle ihre Karten im Gästesektor bekommen die das wollen. *Klopf klopf* Jemand zu Hause? Genausowenig wie in der AF mal eben 16000 Zuschauer auf die Waldseite passen, passen nunmal keine 20.000 - 30.000 Unioner in den Gästeblock im Olympiastadion! Um das zu raffen muss man nichtmal sonderlich hell im Kopf sein. Es ist rechnerisch nicht möglich. Punkt.
Was der Verein angeboten hat war ein Kompromiss und KANN NUR EIN KOMPROMISS SEIN! Wer das nicht kapiert, der soll mal bei den Herthanern nachfragen, die ihrerseits fürs Hinspiel gerademal 1.600 Karten bekommen haben und dabei eine Mitgliederzahl und einen Heimzuschauerschnitt haben, der doppelt so hoch ist, wie überhaupt Zuschauer in die AF passen.

Es gibt und gab also zwei Möglichkeiten:
1.) Ich bin total naiv und denke irgendwie wird der Verein schon dafür sorgen mir meine Karten, am besten noch mit Haustürservice, vorbeizubringen und dabei noch zu fragen ob es denn zwei, drei oder vier sein dürfen - weil ich schließlich Mitgleid bin. Dabei ist es mir scheiß egal, das auf diese Art wohl ebenfalls mindestens die Hälfte der verbleibenden Mitglieder leer ausgeht.
2.) Ich bin nicht ganz auf den Kopf gefallen und mir ist klar das es Spiele wie dieses gibt, wo ich schonmal selber meinen Arsch bewegen muß, ich kaufe rechtzeitig mir und meinen Kumpels/Familie einen Stapel Karten in den Blöcken F, K oder L und feier dann dort mit warscheinlich 80% Unionerdichte und alles ist gut.
Während die zweite Kategorie die Aufregung überhaupt nicht verstehen kann, weil sie völlig entspannt schon vor Wochen für ihre ganze Bezugsgruppe bequem mit 3-4 Mausklicks Karten bestellt hat (mit einem Aufwand der kaum größer war als ein "alles scheiße" Postung auf facebook abzusondern) und das ganz ohne 1x Limitierung, egal ob man arbeiten muß oder nicht, ob man in Köpenick wohnt oder aus München anreist, ist die erste Kategorie die, welche derzeit am lautesten an allen Ecken des Internets lamentiert und zetert wie ungerecht doch die Welt ist.
Dabei lamentieren und zetern sie so dermaßen laut, dass sie nichtmal freundliche Hinweise bemerken das das Oly keinesfalls bereits ausverkauft ist und ab dem morgigen Freitag nochmals etliche tausend Karten, warscheinlich auch für die Oberringe und angrenzende Beriche neben dem Gästeblock bequem und einfach per Mausklick bestellbar sind. Ja ihr habt richtig gelesen:

Hertha BSC gibt ab morgen, Freitag den 16.11. alle bisher noch nicht freigegebenen Blöcke in den regulären Verkauf.
Die letzte Gelegenheit für alle jämmerlichen Nichts-Peiler, denen dieses Spiel doch ach so wichtig ist, das sie bis jetzt etliche Wochen verstreichen haben lassen ohne sich einen Scheiß darum zu scheren Karten zu bekommen, nochmal bequem vom Sofa aus, ohne anstehen, ohne Ausreden wie "ich hab keine Zeit" oder "ich wohne woanders" mit paar Mausklicks an Karten zu kommen.
Der Großteil der Jammerer wird leider auch diese Möglichkeit verstreichen lassen - sonst hätten sie ja auch keinen Grund mehr zu lamentieren und allen damit auf den Sack zu gehen.
Die Wahrheit indes ist genauso einfach wie schmerzhaft: Wenn diese Superunioner nur ein Bruchteil des Aufwandes, den sie betreiben um auf allen möglichen Internetplattformen dieser Welt die Ungerechtigkeit der Kartenvergabe, bei der sie leider leer ausgegangen sind (ja sowas kann passieren) bejammern, dafür investiert hätten die Möglichkeiten zu nutzen die es gab und wohl immer noch gibt, hätten sie längst samt ihrer Kumpels und Familien eine Karte für das Spiel. Das ist ein FAKT und daran ändert auch kein noch so lautes Krakelen etwas.

In diesem Sinne: Prost!

5. September 2012

Hertha gleicht aus und das Derby gewinnt an Qualität.

Mit einem 1:1, 1:2 und 2:1 aus Sicht der Charlottenburger aus den bisherigen Punktspielvergleichen mit dem 1. FC Union Berlin herscht seit Montag Abend kurz nach 22 Uhr ein absolut Punkt und Torgleiches Verhältnis zwischen den beiden Lokalrivalen.
Das Spiel hatte zudem alles, was man sich von einem ebensolchen erhofft. Brisanz, Neckereien auf Fanebene, anständig Pfeffer im Spiel, eine angemessene Stadionatmosphäre, eine kampfbetonte und kurzweilige Partie und am Ende einen nicht ganz unverdienten Sieger. Glückwunsch in Richtung Blau-Weiss an dieser Stelle. Klar wäre auch ein Unentschieden gerecht gewesen, gemessen an Einsatz, Mannschaftsgeist und Kampfeswille kann man den rot-weissen keinen Vorwurf machen und eine Punkteteilung wäre nicht gänzlich unverdient gewesen. Ausschlaggebend war am Ende dann aber doch die persönliche Klasse einzelner Spieler, dem Etat und dem Marktwert des Kaders entsprechend. Hertha war den Tick cleverer, den Schritt schneller und auch aufmerksamer als Union. Auffallend war auch die Einstellung der Herthaner auf dem Platz. Resümierend kann und muß man sagen: Sie haben das Derby angenommen! Noch in der Saison 2010/2011 stand eine Mannschaft (sowohl im Hin,- als auch Rückspiel) auf dem Rasen, die im Kopf noch in anderen Dimensionen weilte. Deren einziger Gedanke sich darum zu drehen schien, wie hoch der Stadtrandverein am Ende wohl in die Kabine geschickt wird. Das Ergebnis ist bekannt und hat sich offenbar nachhaltig ins kollektive Hertha Gedächtnis gebrannt. Am Montag abend stand hingegen eine Blau-weiss gekleidete Mannschaft auf dem ehrwürdigen Rasen der Alten Försterei, die den Gegner 90 Minuten lang ernst nahm. Eine Mannschaft die sich mit Verbissenheit und Siegeswillen in das Derby stürzte, weil ihr bewusst war, das es eben nicht nur um 3 Punkte geht. 
Was die Einstellung angeht begegneten sich zwei Teams auf Augenhöhe und rangen um jeden Meter. Ohne Zweifel gewann das Berliner Derby am Montagabend an Qualität - und das in nahezu jeder Hinsicht. Spielerisch auf jeden Fall. Beide Teams glaubten an ihre Chance und beide Teams hatten auf dem Platz den nötigen Respekt vor dem jeweils anderen, gepaart mit dem Willen hier nichts herzuschenken. Von Vereinsseite waren die Unioner diejenigen die mit der kesseren Lippe im Vorfeld in das Spiel gegangen sind - und sich nun ihrerseits fürs nächste mal wohl besser selbst etwas von der Demut zulegen, die man gern vom Kontrahenten einfordert. Aber gut, was wäre so ein Lokalderby ohne etwas große Klappe im Vorfeld, ohne Neckereien, ohne kleine Provokationen. Ich persönlich kann einerseits auf dieses Ballyhoo gern verzichten, muß aber zugeben, daß es am Montag eben genau das Salz in der Suppe war, welches nunmal so ein Spiel zu etwas besonderem macht. 
Ein weiteren Qualitätssprung muß ich (zumindest aus rein subjektiven Beobachtungen) dem blau-weissen Mob zugestehen. Waren die beiden Spiele 2010/2011 noch geprägt vom schier endlosen Einerlei der permanenten "Scheiß Union…." Gesänge, ohne viel Fantasie und vor allem scheinbar ohne Bestreben auch mal dem eigenen Team Supportmäßig etwas Aufmerksamkeit entgegen zu bringen, sind mir derartige Gesänge, zumindest in der bekannten Penetranz beim zurückliegenden Spiel quasi nicht untergekommen. Ich glaube nicht, das es sie nicht gegeben hat, aber das was vornehmlich zu hören und sehen war, war primär Support des eigenen Teams. Vielseitig, lautstark sowie auch optisch ansprechend umgesetzt eine der für mich positven Überraschungen des Abends. Weiteren Respekt nötigt zudem das Verhalten etlicher Hertha Spieler nach dem Schlußpfiff ab. Noch bevor es zu den eigenen Fans zum Feiern in die Kurve ging, widmete man sich vielerorts gar den zum Teil am Boden liegend-, und sitzenden enttäuschten Union Spielern, klatschte diese ab, richtete sie auf, klopfte anerkennend und etliche Schultern, tätschelte in fast freundschaftlichen Umarmungen etliche Köpfe. Gesten die ich so nicht erwartet hätte und die ich mal als Anerkennung dem schweren Kampf unterschiebe, den sich beide noch zuvor auf dem Rasen um nahezu jeden Zentimeter geliefert haben. Zu keinem Zeitpunkt konnte sich Hertha sicher sein das Ding irgendwie nach Hause zu schaukeln. Auch wenn im Abschluß letztendlich zu harmlos, aber die Angriffsbemühungen der Unioner ließen bis zum Schluß kaum nach und hielten quasi bis zur letzten Minute die Spannung in diesem Spiel.  Dies wohl auch ein Grund warum ich im Grunde erhobenen Hauptes den Heimweg antrat. Enttäuschung stellt sich lediglich beim Blick auf die Tabelle ein, denn der einsame, eine Punkt ist nunmal kein positiver Anblick. Nur diesen einen Punkt auf dem Konto zu haben ist schmerzlicher, als der Umstand dieses spezielle Spiel verloren zu haben. Sei es den Herthanern doch gegönnt die Schmach zumindest ausgeglichen zu haben. 
In diesem Sinne
wir sehen uns beim Rückspiel!

22. Juli 2012

Es ist angerichtet (again)...

Willkommen lieber Berliner (und andere) Zweitligainteressierte (und andere) zu einer bevorstehenden Saison, welche es diesem Blog ermöglicht, erneut das Augenmerk auf das ursprünglichen Kernthema zu lenken. Hertha BSC und der 1. FC Union Berlin treffen erneut in Pflichtspielduellen gegeneinander.  Die einstige  sportliche Delle im Lager der blau-weißen entpuppte sich unterm Lack wohl doch als etwas größerer Kratzer und so findet man sich erneut in der miefigen Werkstattatmosphäre des ungeliebten Unterhauses vor.
Was erwartet uns nun also in der vorliegenden Spielzeit? Dummerweise wurde das Derby erneut ziemlich nah an den Anfang der Saison geplant, was dem Ganzen ein wenig die sportliche Spannung nimmt. Am 4. Spieltag ist weder was entschieden, noch werden zu diesem Zeitpunkt wegweisenden Weichen gestellt. Nur wenn einer der Beteiligten alle drei vorangehenden Spiele verlieren sollte, könnte man am 4. Spieltag von soetwas wie "Brisanz" sprechen.  Ich hätte mir ein Aufeinandertreffen in der Mitte der Saison gewünscht, aber es soll wohl nicht sein. So wird man sich am Anfang der Hin und Rückrunde kurz duellieren und den Rest der Saison unbehelligt voneinander seine Runden drehen. So jedenfalls die Vorzeichen, aber vorab ein Blick auf beide Vereine:

Hertha BSC

Nach einer Saison die sich noch trostloser gestaltete als die letzte Abstiegssaison, findet man sich nun also erneut in der Zweiten Liga wieder.  Gespannt darf man sein, welches Öffentlichkeitsbild Hertha sich für die kommende Saison abzugeben auf die Fahne schreibt. Beim letzten Abstieg haben es die blau-weißen hervorragend geschafft den Abstieg marketingtechnisch positiv zu nutzen und wurden sowohl mit einem regen Zuschauerinteresse und dem Wiederaufstieg belohnt. Die gepredigte Prämisse der Demut, die überaus sympathische Kieztour des Profikaders und die Verpflichtung eines jungen, dynamischen Trainertyps entfachten seinerzeit eine Aufbruchstimmung und bündelten sich mit einer Art Trotzreaktion der Fans (gut 15.000 Dauerkarten) zu einer unterm Strich versöhnlichen Zweiligasaison (vom Ausgang der Derbys vielleicht mal abgesehen). Ob sich das für die Saison 2012/13 so reproduzieren lässt? Die Euphorie dürfte angesichts des "Wiederholungsfalls" Abstieg und vor allem auch in der Art und Weise des selbigen (womit ausnahmslos  die Darstellung in den Erstligapartien gemeint ist) schon den ein oder anderen Dämpfer bekommen haben.  Einmal ist schließlich keinmal. Aber bei zweimal fängt man an zu grübeln. Sollte man zumindest. Positiv aus blau-weißer Sicht dürfte vor allem die Besetzung des Trainerpostens stimmen. Luhukay ist kein Blender, kein Schwätzer, kein Außendarsteller. Er ist ein solide arbeitender Zeitgenosse, der die Fähigkeit besitzt auch mit beschränkten Mitteln großartiges zu leisten. Einer der die Zweite Liga kennt und sich ihr auch annimmt. Luhukay ist als Trainer ein Glücksfall für Hertha und er ist vor allem einer, den man selbst nach 10 Niederlagen in Folge noch weiterarbeiten lassen sollte. Stellt sich nur die Frage, ob man das bei Hertha BSC auch so sieht und nicht schon nach 3-4 Spielen nervös wird, falls diese anders laufen als erwartet. In der kommenden Saison sehe ich in der Erwartungshaltung und dem medialem Umfeld, gepaart mit der Personalie des Dauerazubi Preetz den größten Unsicherheitsfaktor für eine erfolgreiche Zweitligasaison. Ein weiterer ist die relativ unberechenbare Konkurrenzsituation. Vereine wie 1860 schicken sich an, statt immer nur hinter der Spitzengruppe zu gammeln, auch mal oben mit zu mischen. FC Audi Ingolstadt scheint dem Motto zu folgen "Das beste Mittel um den Abstiegskampf zu vermeiden ist, einfach oben anzugreifen" - jedenfalls hat man hier gehörig Spielermatieral gesammelt um dies umzusetzen. Nicht zu vergessen natürlich die beiden Mitabsteiger Köln und Lautern. Beide haben zwar nicht gerade kleine Umstrukturierungen hinter sich, aber wenigstens einer von beiden dürfte sich ebenfalls in der Spitzengruppe wiederfinden. Auch Pauli sollte man z.B. im Auge behalten, neben der obligatorischen "Überraschungsmannschaft" versteht sich. Theoretisch sollte der Wiederaufstieg für Hertha schon vor Saisonstart in Sack und Tüten sein. Aber wir sind hier beim Fußball - und der ist zum Glück immer noch mehr als reine Theorie. Die Personalpolitik blau-weiss jedenfalls scheint grundsätzlich vernünftig. Etliche Großverdiener entledigt, Raffael vermutlich für sattes Taschengeld verhökert und eine - zumindest auf dem Blatt - vielversprechende Offensive verpflichtet. Das Ganze auch noch für wenig Geld, oder gar Ablösefrei, was an dieser Stelle bei Betrachtung der kolportierten Transferausgaben mal unterstrichen werden muß! Wenn jetzt Micha Preetz noch verkündet, er werde in der kommenden Spielzeit nur noch von der Tribüne aus zusehen, statt von der Trainerbank …. :-)
Allerdings ist ein zweimaliger sofortiger Wiederaufstieg schon ein Unterfangen, welches nicht vielen Vereinen in der Vergangenheit gelang. Beim ersten mal gelang das noch einigen, beim zweiten mal blieben schon die meisten auf der Strecke, allerdings hatten diese dann auch kaum einen Etat wie derzeit Hertha, nachdem sich selbst einige Erstligisten die Finger lecken würden.
Seien wir gespannt wie sich der BSC anno 2012/13 präsentieren wird, ob sie den Erwartungen gerecht werden und ob sie die Schmach der Derbyergebnisse der vorletzten Saison zumindest ausgleichen können.
1. FC Union
Bei Union stehen mal wieder alle Zeichen auf Aufbruchstimmung. Der Tribünenbau wird wohl das prägende Thema der nächsten Monate sein, ein Vorgang der selbst die erneuten bevorstehenden Derbys in den Schatten zu stellen vermag. Die Saison findet in der AF bei reduzierter Zuschauerkapazität auf einer Teilbaustelle statt, an deren Ende ein endlich fertiges Stadion stehen wird. Ein ordentliches und überaus schickes noch dazu, weit entfernt von so Fertigdingern mit Dixi-Klo Ambiente ala Paderborn oder Halle oder gar Betonbunkern wie in Magdeburg oder sonstwo. Die letzte Saison verlief für die rot-weissen durchaus erfolgreich, was das Erfüllen der gesetzten Saisonziele angeht. Lediglich gegen die Top-Mannschaften der Liga konnte kein Blumentopf gewonnen werden, alle anderen Spiele gestalteten sich von ausgewogen bis hin zu einem besseren Ende für die Köpenicker.  Was die Personalpolitik angeht, wurde die letztjährige Schwachstelle in Form der Abwehr massiv verstärkt. Nur eine Handvoll Mannschaften haben im letzten Jahr in Liga Zwei mehr Gegentreffer hinnehmen müssen als die Unioner. Da kann man von Glück sagen, das fast die Hälfte davon auf nur 3-4 Spiele verteilt gefallen sind, welche dann entsprechend hoch verloren wurden und daß man selbst immerhin 55 Tore geschossen hat, was ebenfalls nur von ner Handvoll Mannschaften übertroffen wurde. Auf dem Papier jedenfalls ist die rot-weisse Abwehr endlich *dicht* und könnte das neue Prunkstück werden. Ob man das nun auch mit einer guten Offensivarbeit in Erfolge ummünzen kann, wird sich zeigen. Noch zur letzten Rückrunde wurden mit Mosquera  und Savran zwei nominelle Stürmer abgegeben, die bis heute nicht ersetzt wurden. Jetzt hatte zwar Savran kaum Spielzeiten, aber zumindest Mosquera trug 6 Treffer bei. Ohne die 7 Treffer von Ede, der nun zu Mainz wechselt, steht die Abteilung Offensive statistisch plötzlich nicht mehr ganz sooo rosig dar. Da müssten Silvio und Terodde schon jeder deutlich die 10er Marke knacken. Quiring wäre ohne Verletzung am Saisonende sicher auch zu dem ein oder anderen Treffer mehr in der Lage gewesen, aber genau hier offenbart sich das Problem: Sollte bis zum Ende der Transferperiode kein weiterer Stürmer verpflichtet werden, könnte schon eine Verletzung oder Formtief der Abteilung Attacke die (bisher noch nicht veröffentlichten) Saisonziele gefährden. Zum Glück gibts mit Mattuschka und Zoundi sowie möglicherweise auch Belaid noch Leute die auch aus der zweiten Reihe das Offensivspiel der Wuhlheider mit dem ein oder anderen Treffer krönen können und wer weiß, vielleicht schlägt ja Skrzybski anno 2012/13 genauso ein, wie Ede/Quring in der abgelaufenen Saison. Letzendlich halte ich den aktuellen Stand der Besetzung an offensiven Positionen für den Grund, warum Union wohl auch in der kommenden Saison eher nicht aktiv in den Aufstiegskampf eingreifen wird. Prägendes Thema in Köpenick  bleibt somit  der Bau der Haupttribüne und alles andere (außer vielleicht Abstiegskampf) ist dem Vereinsumfeld in der kommenden Saison wohl sowieso egal. Mit dem Abstieg sollte das rot-weisse Lager auch 2012/13 nichts zu tun haben. Allerdings ist Vorsicht geboten, denn je mehr Vereine nach oben streben, desto dünner wird schließlich auch die Luft nach unten. Wenn Paderborn seine 3 Millionen für Proschwitz noch gut anlegt und mit Audi ein eigentlicher Abstiegskandidat sich anschickt oben anzuklopfen, hat man mit den Erstligaabsteigern und anderen Aufstiegskandidaten schnell 10 Teams vor sich - und ab Platz 12 ist man schneller im Abstiegskampf  als man "Cottbus" sagen kann.
Man wäre also gut beraten, trotz aller Alternativen im "Spielsystem Neuhaus" noch einen Stürmer zu verpflichten und somit wenigstens einen Teil des Ede Erlöses in die Mannschaft zu reinvestieren. Das schönste Stadion macht schließlich nur halb so viel Spaß, wenn man es am Ende nur bei "Sport im Osten" präsentieren kann.  Letztendlich halte ich zwischen Platz 5 und Platz 15, mit Tendenz in der oberen Tabellenhälfte, alles für realistisch. 
Beim bevorstehenden Derby schließlich können die Unioner (wiedereinmal) gar nicht verlieren. Im schlimmsten Fall steht es am Ende der Saison vielleicht unentschieden, was niemandem große Bauchschnmerzen bereiten dürfte. 
In diesem Sinne,
man liest sich!

7. Februar 2011

Kleiner (blau-weisser) Rückblick …


Das Derby ist verloren. Und es ist schmerzhaft. Fürs blau-weisse Selbstvertrauen und auch fürs blau-weisse Selbstverständniss. ALLES war denkbar vor dieser Saison. Selbst die Option des Nichtaufstiegs schien realistischer, als auch nur einen Punkt im direkten Vergleich gegen Union zu verlieren. Nun sind es derer vier. Damit könnte dieser aufmüpfige kleine Club in dieser Saison noch zu dem Team werden, an welches Hertha die meisten Punkte verloren hat. Das schlimme ist auch noch: Sie sind fast trostspendend mitfühlend diese Köpenicker.  Ich hatte einen Orkan an Schadenfreude erwartet, stattdessen freuen sie sich zwar diebisch, aber mich als Herthaner  gucken sie dabei fast Mitleidvoll an. So als täte es ihnen leid. Und ganz ehrlich: Damit schmerzt die Niederlage noch viel mehr, weil es mein Leiden verlängert, statt mir mit ein paar bitterbösen gehässigen Schmähungen einfach den Todesstoß zu versetzen. 

Im Grunde ist am Samstag passiert was passieren musste. Nachdem man eine Woche lang in einigen Berliner Medien die Wuhlheider quasi nur als bessere Statisten für dieses Fußballfest abstempelte und nur die Höhe des Sieges fraglich schien, hat man verdientermaßen glatt eine aufs Maul bekommen. Medien, Spieler, Verantwortliche - niemand bei Hertha BSC hat sich ernsthaft mit dem Gedanken befasst dieses Spiel verlieren zu können. Und genau so hat man sich dann auch verhalten. Und wurde bestraft. Ein Herr Babbel "glaubte" also nicht, das sich die Mannschaft nochmnal so den Schneid abkaufen lässt wie im Hinspiel. Nun, wenn er sowas wie Trainerqualitäten hätte, dann könnte er mal irgendwann aufhören zu glauben, zu wünschen und zu hoffen - denn dann WÜSSTE er, ob- und was er den Spielern in der Lage gewesen ist zu vermitteln. Er weiß es aber nicht. Stattdessen wähnte man sich nach Siegen gegen Oberhausen (*hüstel) und Bielefeld (*hustkrächz) darin bestätigt diese Liga quasi im Spaziergang platt machen zu können. Die Medien stellten die Siege gegen das größte Maß an Bedeutungslosigkeit das diese Liga derzeit zu bieten hat, dann auch noch als Bestätigung für den Unzweifelhaften Durchmarsch dar. Und 55.000 Herthaner im Olympiastadion haben sich davon einlullen lassen. Artig applaudierend dem "Trainer der uns zum Aufstieg führt" (fremdschämen angesagt).
Ich bin immer noch der Meinung, dass unsere nach wie vor erstklassige Tabellenposition kein Ergebnis von Babbelschen Qualitäten ist, sondern das mit diesem Kader und der individuellen Klasse einzelner Spieler selbst der Platzwart die bisherigen Punkte eingefahren hätte. Die mangelnde Trainerqualität uns am Ende den möglichen Aufstieg kosten könnte.
Babbel ist nunmal nicht in der Lage ein Spiel zu lesen und während eines Spiels das auch mal gegen uns läuft taktisch raffiniert zu handeln. Wenn er denn überhaupt handelt und nicht bis zur 80. Minute wartet. 

Die Unioner mögen Unverständniss dafür haben, das in einigen blau-weissen Fanforen trotz Platz 1 gleich der Trainer in Frage gestellt wird. Aber so einfach und pauschal ist es nicht. Es gibt und gab auch im blau-weissen Lager von Anfang an auch diejenigen, die die Verpflichtung Babbels im Grunde nur für eine bessere PR Aktion halten, von wirklichen Trainerqualitäten aber wenig überzeugt sind. Jene Stimmen sind es, die nach einer Niederlage - und vor allem einer derart schmachvollen wie in einem Derby, nur lauter zu vernehmen sind. 

Natürlich will auch ich wieder aufsteigen. Natürlich glaube ich daran. Alleine schon um nicht im nächsten Jahr wieder gegen Union in einem Stadtderby antreten zu müssen. Nicht das ich Angst hätte erneut die Punkte liegen zu lassen, vielmehr aus dem Grund, an diesen Samstag im Februar erinnert zu werden. Das müssen sie uns nichtmal vorhalten,- schon beim Anblick eines einfachen rot-weissen Absperrbandes am Straßenrand im Berliner Straßenschild zucke ich seit Samstag zusammen und spüre ein fieses, wie durch unsichtbare Nadeln verursachtes, Stechen in der Zwerchfellgegend. Nee nee liebe Unioner, ich hoffe die drei Punkte bleiben euch bis zum Ende der Saison wenigstens als Punktepolster nach unten erhalten. Dann hätte diese Niederlage wenigstens aus Gesamtberliner Sicht noch was gutes. Aber fortan, ärgert ruhig auch die anderen Teams an der Tabellenspitze entsprechend und verschafft UNS damit ebenso den Fortbestand des Polsters auf die Nichtaufstiegsplätze. Ein damit verbundener Aufstieg wird mich dann mittelfristig über die Derbypleite hinweg trösten können, welche uns allen Diskussionen um Arm, Hand oder Schulter, Foul hier oder nicht Foul letztendlich verdient ereilt hat. Wer die Chancen nicht nutzt und seine anfängliche Überlegenheit nicht konsequent fortsetzen kann, der kann so ein Spiel nunmal nicht gewinnen. Eine Erkenntniss, zu der auch die Wuhlheider in dieser Saison wohl schon das ein ums andere mal schmerzhaft gelangt sind. Es möge doch jetzt bitte niemand so tun, als hätte Hertha BSC ein Dauerabo auf die Opferrolle. Das nämlich ist auch angesichts des derzeitigen Tabellenstandes mehr als albern.

Also halten wir fest: Es kam wie es kommen musste und dennoch ist eigentlich nichts passiert. Es grüßt vom Platz 1 der Tabelle mit festem Glauben an den Wiederaufstieg TROTZ Markus Babel mit einem lauten:

Ha Ho He - Hertha BSC!

19. September 2010

Derbyrückblick zum zweiten … ein Resümee aus "Fan-Sicht"

Das erste Pflichtspiel Berlinderby zwischen Hertha BSC und dem 1. FC Union seit 60 Jahren ist vorbei. Wir haben uns mal die Zeit gegeben das erlebte etwas setzen zu lassen und mindestens eine Nacht drüber geschlafen, bevor wir euch hier unsere Nachbetrachtung präsentieren.
Eine einhellige Meinung zeichnete sich bei uns aber bereits am Freitag nach Schlusspfiff ab: Das Spiel und alles drumherum wurden den Ansprüchen an ein Derby durchaus und letztendlich mehr als gerecht. Die Begegnung hat die Erwartungen an ein Derby erfüllt und das in jedem Fall eher positiver Natur.


Stimmung / Support
Die Stimmung war prächtig, Supportmäßig zeigten sich beide Seiten - vielleicht nicht immer konstant über die gesamten 90 Minuten, dafür aber dann umso eindrucksvoller - von ihrer besseren Seite. Die Atmosphäre war spannungsgeladen, voller Energie und knistern, erfreulicherweise aber nie wirklich hasserfüllt. Die Unioner boten zwar spät aber erwartungsgemäß die größte "Beleidigung" die man (aus Sicht eines Herthaners) gegenüber den Blau-Weissen zum besten geben kann, in Form der gekaperten Hertha-Hymne mit den geänderten Zeilen "Nur zu Hertha geh'n wir nicht" - das Ganze allerdings erstmals so ab der zweiten Hälfte der zweiten Halbzeit. Die Herthaner hingegen übten sich schon früh, genaugenommen bereits ab dem ansonsten beeindruckenden Derbymarsch durch die Köpenicker Straßen, im propagandieren des Schlachtrufes "Und niemals vergessen: Scheiss Union". Nunja wers braucht. Tut den Rot-weissen nicht wirklich weh, denn der Hertha Mob ist wahrlich nicht der erste, aus dessen Reihen dies erklingt.
Zum Support allgemein muss man sagen: Im Hertha Block steckte von Anfang an Bewegung drin. Auch Lautstärkemäßig wusste man zu überzeugen. Lediglich die Vielfalt des Liedgutes ist als Manko festzuhalten. "Scheiß Union" hallte es dafür in seiner Monotonität einfach zu oft aus dem blau-weissen Block. Mit ein paar mehr (verschiedenen) Hochgesängen aufs eigene Team wäre das deutlich interessanter gewesen.
Die rot-weissen hielten es da bis auf derbste Pfeifkonzerte bei Aktionen von Hertha Akteuren, supportmäßig fast ausschließlich mit Lobgesängen aufs eigene Team und den eigenen Verein. Genaugenommen steckt ja selbst die umgedichtete Hertha Hymne voll Lobpreisungen an die "Jungens von Union Berlin" mit dem "rot-weissen Trikot". Darüberhinaus gehende Verunglimpfungen suchte man zumindest in der Masse vergeblich.
Besonders positiv an dieser Stelle sei die Reaktion der Waldseite auf die 2-3 minütige Unterbrechung durch starke Rauchentwicklung *hust im Gästeblock zu erwähnen. Während es dem Hertha Block durch starke Rauchentwicklung die Sicht vernebelte, machte sich auf der Waldseite ein fast geschlossenes mehrminütiges skandieren von "Pyrotechnik ist kein Verbrechen" hörbar.
Das mag dem einen fast schon zu viel des Verständnisses für die eigentlich gegnerische Fraktion gewesen zu sein, zeigt aber letztendlich das diesem Derby aufgrund seiner Geschichte ein wirklich nennenswertes "Hasspotential" fehlt. Daran konnten auch diverse Frotzeleien im Vorfeld und bei der Anreise beider Fraktionen nichts ändern, genauso wie der (erfolglose) Versuch einer kleinen Gruppe aus dem blau-weissen Lager, mit der "Union-Tanke" einen zentralen Anlaufpunkt der Union Fanszene zu stürmen :-).

Was blieb und bleibt ist ein gesundes Maß an Rivalität, die man schon spüren konnte, sich jedoch grundsätzlich im fairen, sportlichen und gesanglichen Rahmen bewegte. Die Herthaner unterstrichen ihren Anspruch auf die Nummer eins in der Stadt mit ihrer Eröffnungschoreo in Form einer großen Berlin und später HBSC Blockfahne, untermalt von eindeutig Berlin fokussierenden Spruchbändern. Die Unioner zeigten nach langer Zeit mal wieder eine schicke "animierte" Choreo, in welcher sich der Mittelblock der Waldseite in den S-Bahnsteig Alexanderplatz verwandelte, samt Fahrtrichtungsanzeiger "Spandau" (über Olympiastadion zum Verständnis für Außenstehende) und "Erkner" (über Köpenick) mit einem in der Mitte stehendem auf die Bahn wartenden Typen. Von den Seiten des Blockes an der Waldseite näherten sich überdimensional große S-Bahn Wagen durch den Block Richtung Mitte. Einer gefüllt mit blau-weissen Fans, einer mit denen der rot-weissen. Das Ganze sah für jeden der sich nicht gerade zeitglich unter der Hertha Blockfahne befand und auch im Gästeblock etwas abseits stand, ziemlich witzig aus. Augsburger Puppenkiste lässt grüßen. Der Typ in der Mitte steigt letztendlich (untermalt von entsprechenden Spruchbändern ala "für welchen Zug entscheidest du dich" in die rot-weisse S-Bahn Richtung Köpenick ein, die daraufhin noch eine Ehrenrunde durch den Block dreht.

Über die gesamte Dauer des Spiels zeigte sich dann der Support von beiden Seiten durchauß Derbywürdig, wenngleich das den Herthanern durch die frühe Führung in der zweiten Spielminute deutlich leichter gefallen sein dürfte. Letztendlich sollte JEDER Anwesende, der nicht nur durch seine eigene Vereinsbrille blickt die Support-Leistungen des jeweils anderen anerkennen können. Im Nachhinein auf diversen Plattformen aufkeimende Diskussionen in der Form "Wir waren viel lauter, besser, bla,blubb … euch hat man nicht gehört … ihr wart voll schlecht … ist das alles was ihr draufhabt" etc kann man mit einigermaßen objektiver Betrachtung getrost als typischen "Internet Bullshit" abtun, den Fans jedes Vereins nach nahezu jedem Spiel irgendwo meinen absondern zu müssen, weile offenbar so schwerfällt fremde Leistungen anzuerkennen.
Im Falle des Supportes aus Fan-Sicht geht diese Party genauso wie das Spiel wohl mit einem 1:1 Unentschieden aus. Die Mankos wurden weiter oben benannt. Die Herthaner ließen sich nicht von der rot-weissen Übermacht entmutigen und zum verstummen bringen, und die Unioner ließen sich auch angesichts des Rückstandes nicht vom feiernden Hertha Mob die Butter vom Brot nehmen, sondern legten immer wieder nach.

Ein Derby was unter diesen Gesichtspunkten durchaus Spaß gemacht hat, den man sich auch durch dummes Internetgequatsche nicht nehmen lassen sollte - und welches durchaus schon jetzt die Vorfreude aufs Rückspiel entfacht.

Wir lesen uns :-)

Die alte Dame wankte, aber ist nicht gefallen … Derbyrückblick zum ersten

Ich möchte an dieser Stelle den sportlichen Teil der Derbynachbetrachtung etwas aus der "Fan-Sicht" herauslösen. Darüber dann im folgenden Beitrag mehr. Hier nun vorab erstmal ein einfaches sportliches Resümee, welches auch nach 2 Nächten drüber schlafen und Studium sämtlicher Nachberichterstattungen so wohl auf breiter Basis recht eindeutig und unstrittig zusammenfassen lässt:

Der Derbysieger heisst unabhängig vom 1:1 Ergebnis: Union Berlin! Und das ohne die Gerechtigkeit des offiziellen Spielausgangs in Frage zu stellen. Das 1:1 ist unzweifelhaft ein verdientes Ergebnis für beide Seiten. Auch wenn das nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass Hertha BSC auf ganzer Linie enttäuschte, weil man dem eigenen Anspruch und vor allem auch der Kaderbedingten Möglichkeiten an diesem Freitag meilenweit hinter hinkte. Auf dem Papier hätte man Union locker mit 4:0 oder 5:0 deklassieren müssen. Nun ist Fußball am Ende aber doch weit mehr als strategische und theoretische Planspielchen und so präsentierte sich am Freitag eine Hertha, die mit dem (deutlich zu frühen) Führungstreffer eigentlich erwartungsgemäß startete. Der zum Tor führende Freistoß war in seiner Umsetzung bilderbuchmäßig, fast wie beim Training. Die Union Abwehr sah dabei auch nicht besser aus als Trainingsstatisten. Ein schönes Tor auf jedem Fall. Ein Klassiker eben. Dumm nur, das dies der einzige Lichtblick dieser Art auf Seiten von Hertha BSC an diesem Abend bleiben sollte. Ich weiß nicht ob dieses Tor die Jungs zu selbstsicher machte, weil ja augenscheinlich alles lief, wie es laufen sollte und gegen einen Kader und etatmäßig so unterlegenen Gegner wie Union eigentlich gar nicht anders laufen kann.
Womit man offenbar nicht gerechnet hatte, war das weitere, wenn auch glücklose Anstürmen der Unioner, die keinesfalls vorhatten hier artig die Statistenrolle zu übernehmen. So entwickelte sich das Spiel auf Seiten von Hertha BSC zu einer Abwehrschlacht, die sich im weiteren Spielverlauf von der anfänglichen Routine und Sicherheit zu einem Spiel entwickelte das von unnötigen Ballverlusten, immer unsicheren Aktionen und irgendwie gefolgt von Ratlosigkeit entwickelte. Es fehlte die Überzeugung dieses Spiel gewinnen zu wollen und zu müssen. Der unbedingte Wille erstarb im Ansatz an der Selbstgefälligkeit, hier doch gar nicht verlieren zu können. Ein großer Irrtum, denn Union war dem Sieg trotz des bis kurz vor Schluss währenden Rückstandes zu jederzeit näher als es Hertha BSC lieb sein kann. Am Ende scheiterte Union am eigenen Unvermögen was die Chancenauswertung angeht (3-4 glasklare Dinger waren da locker dabei) und am nötigen Glück. Beim Lattenknaller von Benyamina kann man wohl selbst der größte Skeptiker kein Unvermögen attestieren, das war einfach nur PECH, bzw in diesem Fall Glück für die blau-weissen. Ebenso beim deutlichen und dennoch nicht gegebenem Elfmeter beim Faul an Mosquera in der ersten Halbzeit. Auch hier kann man nur Glück, bzw Pech attestieren.
Ohne jetzt Vor und Nachteile für beide Vereine auswerten zu wollen, kann man dem Schiri allgemein unterstellen, der mit Abstand schlechteste Akteur auf dem Rasen gewesen zu sein. Der Elfmeter für Mosquera war sicher genauso einer, wie die *mindestens* gelbe Karte für den selbigen bei seiner eingesprungenen 2 Meter Grätsche. Grundsätzlich suchte Hertha für meinen Teil aber etwas zu oft die protestierende und auf einen Pfiff wartende Position des Bodenturners. Fast so, als ob es angesichts der niemals zurücksteckenden Unioner das einzige, der eigenen Ratlosigkeit geschuldete, Mittel sei, hier den Ausgang positiv beeinflussen zu können.
Es wird interessant sein zu beobachten, wie dieses Team reagiert wenn es in der aktuellen Saison mal in Rückstand gerät oder es mal irgendwie nicht läuft. Markus Babbel hat es irgendwie nicht geschafft während des Spiels die Mannschaft auf das offensichtliche Anrennen der Unioner mitsamt dem Hintergrund dieses Derbys passend einzustellen. Den Spielverlauf beeinflussende Reaktionen suchte man auf Seiten von Hertha BSC an diesem Tag vergebens. Auch bei Stuttgart seinerzeit war Babbel ein guter Trainer - solange es gut lief. Aus Krisensituationen kam er selbst bisher kaum heraus. Damals musste die parallel laufende Ausbildung zum Übungsleiter herhalten. Ein Pfund was er bei Hertha nicht mehr in die Waagschale werfen kann. Aber gut - bisher ist ja noch nix passiert, 10 Punkte aus 4 Spielen eine solide Ausgangssituation und weit davon entfernt einen Trainer und seine Fähigkeiten in Frage zu stellen. Ich persönlich stehe ja von jeher kritisch zur Babbelschen Personalie, da er den Beweis seiner Qualifikation bisher auch aufgrund seines Alters noch gar nicht erbringen konnte und im Grunde keiner weiß, ob das selbstsichere ewige Lachen das einzige ist, was er als Motivation vorbringen kann. Die bisherigen Spiele hätte auch der Platzwart mit gleichem Erfolg auf der Trainerbank bewältigen können, dafür ist der Hertha Kader einfach zu gut. Es bleibt also abzuwarten, was passiert wenn es mal gegen andere Mannschaften schlechter läuft, als gegen die Unioner.

Zu diesen bleibt zu sagen: sie haben den Kampf angenommen, Gras gefressen und ihre eigentlich im Vorfeld kaum zu leugnende Unterlegenheit durch absoluten Willen und Motivation wett gemacht. An der ein oder anderen Stelle vielleicht etwas zu übermotiviert, aber dazu wurde schon alles gesagt. Stellenweise hat Union deutlich den Spielaufbau kontrolliert, zwar ebenso unnötige Ballverluste hinnehmen müssen, aber niemals aufgehört nachzusetzen um den Ball (meist erfolgreich) wieder zurück zu gewinnen. Union machte Druck, ließ sich vom frühen Rückstand so gut wie gar nicht beeindrucken und glaubte von Anfang an daran das in diesem Spiel was geht und wurde am Ende völlig verdient mit dem Ausgleichstreffer belohnt. Ein Sieg wäre vielleicht am Ende zuviel des Guten gewesen, wenn auch nicht unverdient - aber wer Chancen nicht nutzt kann eben nicht als Sieger vom Platz gehen. Die Klasse der jeweiligen Kader zeigt sich vor allem darin: Hertha reicht eine einzige Chance um das Spiel nicht zu verlieren, Union erkämpft mit gefühlten 20:1 Torchancen ein 1:1 Unentschieden. Auf Seiten der Hertha bleiben, dieses Spiel mal als Maßstab genommen einige unsichere Fragezeichen was das Projekt Wiederaufstieg angeht. Auf Seiten der Unioner - ebenfalls dieses Spiel zum Maßstab genommen - sollten eigentlich keine Bedenken bestehen was den Klassenerhalt angeht. Nur inwieweit man auf beiden Seiten dieses Spiel als Maßstab nehmen kann? Wie schon am Anfang erwähnt: Fußball ist am Ende eben doch mehr als theoretische und strategische Planspiele.

In diesem Sinne, Hahohe ... Eisern Union
Wir freuen uns aufs Rückspiel :-)

17. September 2010

Wat bin ick froh ... das es heut vorbei ist ... NOT!

Da hat man nun dieses bisher in dieser Form bisher einzigartige Derby, und freut sich schon insgeheim wenns vorbei ist. So jedenfalls ein Grundtenor in den jeweiligen Userforen auf beiden Seiten. Was tauchten dort in den letzten 2 Wochen nicht alles für Typen auf, was wurden nicht alles für Geschichten ausgegraben, Klischees gepflegt, geschürt und auch bestätigt - und nun ist es einigen schon zu viel der Aufregung.
Klarer Fall von Dornrösschenschlaf Symptom. ALLES was wir in den letzten Tagen und Wochen in den Medien, Blogs und Foren erlebten ist *normal* und seien wir mal ehrlich, es hätte auch im Vorfeld schon schlimmer kommen können. Die Berliner Fußballseele ist einfach nix mehr gewohnt. Es gab ja auch schon lange keine wirklichen und derart reizvollen Begegnungen mehr. Union gegen die Unaussprechlichen war einfach zu niedrigklassig, Hertha gegen die anderen Unaussprechlichen fand in den letzten 20 Jahren nur einmal zufällig im Pokal statt. Berliner sinds halt gewohnt in der Sache beschaulich zu haben die letzten Jahre. Hertha und Union - ein jeder hatte in seiner Klasse das Alleinstellungsmerkmaldes Clubs aus Berlin. Bisschen Pöbelhaft, mit typischer Berliner (Groß)schnauze reiste man unbehelligt in diesem Status durch die Lande. Nun treffen sie also aufeinander und nach der Vorfreude jammern die ersten bereits "Ach neeee ick will meene Beschaulichkeit zurück, dit is mir allet zu uffregend". Ja Leute - so ist es nunmal in nem Stadtderby. DESWEGEN ist es ja so nervenaufreibend, polarisierend, Spannungsvoll und bisweilen hitzig - und das eben nicht nur auf dem Rasen. Wir jedenfalls freuen uns immer noch auf heute Abend. Wir mussten in den letzten Wochen oft schmunzeln bei den verschiedensten Wortmeldungen in den vielen Foren. Wirklich überrascht hat uns das nicht. Die Kunst besteht darin zur Not auch ma das Internet auszumachen und zusammen nen Feierabendbier zu zischen. NEIN natürlich keine großen Verbrüderungsszenen vor dem Spiel ... das gehört sich nicht und nimmt der Sache das Feuer. Wir werden heute abend jeder in einem Block stehen. Jeder in seinem. Und wir werden uns mit großer Warscheinlichkeit beschimpfen, bepöbeln, befrotzeln und uns wenigstens 90 Minuten lang ein klein wenig verabscheuen und fragen aus welchem Loch denn die Sorte Mensch auf der anderen Seite hervorgekrochen ist.
Wem das zu aufregend ist, der sollte nicht im Vorfeld ein Derby herbeiwünschen, denn das alles gehört nunmal dazu. Am Montag aufm Bau, an der Maschine und im Büro und auch im Bekanntenkreis werden letztendlich keine Köppe abgeschlagen. Da sitzen Anhänger beider Seiten brav an einem Tisch ohne das der eine dem anderen als "zu ostig" und der andere dem einen als "zu wessi-like" erscheint.

Im Ernst: viel schlimmer als das obligatorische und zu erwartende gegenseitige angestachel, geflame, gedisse und gefrotzel im Vorfeld (vor alem im Internet), sind doch die Leute, die von allem schon wieder genug haben, weil es ihre bisherige Beschaulichkeit im innerstädtischen Selbstverständnis stört. Ja was wollt ihr denn? Maoam? Gummibärchen? Derby ist Derby ist Derby. Und zwar mit allen (und auch NUR damit) seinen Nebenerscheinungen, Nebenschauplätzen und Medienhype. Was für einige Berliner "zu viel" ist anderswo (und da blicke ich zum einem mal auch über deutsche Grenzen hinaus und auch in der eigenen Geschichte zurück)völlig selbstverständlich. Es kann einfach keine sportliche Rivalität geben, wenn man einstimmig Hand in Hand mit Gänseblümchen im Haar losmarschiert. Einer Meinung kann man im Oktober auf der Fandemo sein. Einer Meinung kann man sein wenn man die nächsten Wochen und Monate genmeinsam am Arbeitsplatz und Stammtisch die jeweiligen Spiele des anderen zusammen analysiert - aber Leute: doch bitte nicht im Vorfeld und mit Hinblick auf ein solches Spiel der Spiele.
Und nein - heute abend ist eben NICHT alles vorbei. Es wird noch anhaltende Nachbeben geben, und in wenigen Tagen ist "nach dem Derby" vor allem eins: "Vor dem Rückspiel". Die Saison ist noch lang und langweilige Begegnungen gibts noch mehr als genug. Also gönnt euch und uns doch einfach mal ein bisschen Abwechslung und Aufregung. Ist sie zu stark - seid ihr zu schwach :-)
Wers beschaulich lieber hat, der sollte heute abend besser zu Hause bleiben und sich irgendwas mit Florian Silbereisen im TV ansehen.

Man liest sich

12. September 2010

Die Luft ist raus, so scheint es ...

Noch 5 Tage bis zum Derby und alles scheint irgendwie so .. ähem *unspannend*. Die Fronten scheinen geklärt. Während Hertha nach 3 Spieltagen die maximale Punktausbeute vorweisen kann und somit den Erwartungen und sebst gesteckten Zielengerecht wird, taumelt Union angschlagen mit einem Punkt am Tabellenkeller. Nur ein paar noch jämmerlichere Gestalten aus Ingolstadt, Düsseldorf und Bielefeld belegen vor Union mit 0 Punkten die Abstiegsränge. Ja wenigstens stht man vor den doofen Düsseldorfern, mag sich der optiomistische Unioner denken.
Die angriffslistigen Töne von vorder Saison sind verstummt. Die scheinbare Überlegenheit der alten Tante schon im Vorfeld des Derbys kleinlaut anerkannt, hoffen einige auf Seiten der rot-weissen insgeheim, man möge sich nicht mit mehr als 0:4 oder 0:5 vom Platz jagen lassen und fürchten vielleicht schon ein 0:8 der anderen Art. Und mal ehrlich: schaut man sich die Vorzeichen an, so scheint wohl nur noch die Höhe des Sieges von Hertha BSC am Freitag in der Alten Försterei eine Diskussion wert zu sein. Aus allem anderen, oder gar einer Begegnung auf Augenhöhe, einem Anspruch eine Konkurrenz sein zu können, ist im Vorfeld irgendwie die Luft raus. Das Derby droht zum Streichelzoo, statt einer feurigen und heißen Standortdebatte zu verkommen.

Doch diese Situation ist es, die im Vorfeld von einigen als die "schwierigste" beschrieben wurde. Einigen blau-weissen wäre es lieber, sie würden einer Union Mannschaft begegnen die mit einem gutem Saisonstart vielleicht doch etwas zu optimistisch diesem Spiel entgegen sieht. Einem 1. FC Union der mit der Leichtsinnigkeit eines übermütigen Herausforderers nur zu verdient in seine Schranken gewiesen werden muss und kann. Stattdessen kommt es anders. David gegen Goliath wie es aucvh im Vorfeld anhand der Tabellensituation kaum besser seine Wiederaufersteheung feiern könnte. Schlimmer noch. Auf der anderen Seite ein 1. FC Union der angeschlagen ist, der mit dem Rücken zur Wand steht. Der in seinem zweiten Saisonheimspiel einen Fehlstart vermeiden MUSS. Der vor eigenem Publikum einen Fehlstart vermeiden will. Der vor allem von seinem Anhang gepeitscht werden wird, bei dem weniger zählt ob man verliert oder gewinnt, sondern WIE MAN KÄMPFT. Und das VOR ALLEM in einem Derby. Das worst case ist eingetreten. Hertha BSC reist an die Alte Försterei mit einer Ausgangslage in der man eigentlich nur verkacken kann, eben weil im Vorfeld nur die Höhe des Sieges offen zu sein scheint. Union steckt in einer Situation in der sie eigentlich nichts mehr zu verlieren haben, in denen keiner mehr mit ihnen rechnet. Eine Underdog Situation wie zu sie klarer nicht sein könnte - und gerade deshalb für eine Überraschung gut. Wäre nicht das erste mal, das die Unioner gegen Fürth und Paderborn verkacken. Das war auch letzte Saison kaum anders, während man gegen scheinbar im Vorfeld hoch überlegene Gegner wie Augsburg und Pauli zu Hause ein Team sah, welches kratzte und biss- und am Ende im Falle von Pauli auch verdient gewann. Die Luft ist also nur oberflächlich betrachtet raus. Unter der Oberfläche glimmt die Glut und kann sich am Freitag zu einem offenen Feuer entwickeln.
Hertha kann im Moment nur einen Fehler machen: Die Situation unterschätzen!
Die beiden letzten Gegner von Hertha sind beide noch unter Union in der Tabelle platziert, die diocken Brocken stehen allesamt noch bevor. Was also sind die Siege wert, außer ein im Vorfeld dees Derbys zu großes Gefühl der Sicherheit zu schüren, dass man sehr wohl durch diese zweite Liga spazieren kann?'
Im Grunde, seien wir mal ehrlich - ist vor dem Derby alles GENAU so, wie es sein muß und sein soll. Der Underdog empfängt den Favoriten. Das ist exakt die Situation die tausendmal mehr polarisiert, als ein Duell zweier Vereine auf Augenhöhe es je sein kann. Gerade WEIL im Vorfeld alles soooo klar zu sein scheint, weiß keiner was am Freitag in der Alten Försterei passiert.
In diesem Sinne
Ha Ho He ... Eisern Union :-)

28. August 2010

Nur noch zwei...

... nämlich genau 2 Spieltage noch, bis zum Berliner Derby. Der zweite Spieltag läuft und die Spannung in der Stadt steigt. Die Medien machen sich bereits warm mit ihrer Berichterstattung zum Derby, welches 
Gerüchten zu Folge bereits auf Sonntag den 19.09. terminiert ist, nun auf Freitag den 17.09. terminiert ist.
Wie machen sich unterdessen beide Vereine? Union sucht noch nach jeglicher Form. Nach einer unterirdischen Darbietung im Pokal gegen Halle bereits ausgeschieden, dem Auftaktspiel in Aachen ein 2:2 entrungen und gegen Fürth wiedermal kein Sieg. Hertha im Pokal in Runde zwei und gegen Oberhausen vor der respaktablen Kulisse von 48000 Zuschauern den ersten Ligasieg und den ersten Heimsieg seit gefühlten Menschengedenken eingefahren. Wirklich überzeugend war die Leistung gegen Oberhausen im Grunde nicht, aber am Ende dennoch verdient.
Nun warten wir gespannt was am Montag in Düsseldorf passiert. Sollte Union dann auch noch den dritten Spieltag in Paderborn vergeigen und Hertha bis dahin vielleicht schon 7 oder gar 9 Punkte auf dem Konto haben, ständen die Zeichen im Grunde gut für eine erste "Sensation". Beide Vereine hätten am vierten Spieltag auch im Tabellenbild die Ausgangssituation eingenommen in denen sie sich am wohlsten fühlen. Hertha als Aufstiegsfavorit an der Tabellenspitze - Union als Underdog irgendwo im Tabellenkeller. Eine Konstallation wie geschaffen für eine David gegen Goliath Neuauflage. Bei Hertha wäre es nichts neues ein wichtiges Spiel zu vergeigen, wenn die Höhe des Sieges eigentlich nur Formsache zu sein scheint. Union hingegen liegen umkämpfte Siege in im Grunde aussichtslosen und unerwarteten Situationen. Man darf also gespannt sein. 

Meine Prognose lautet: je deutlicher Hertha vor dem 4. Spieltag VOR Union steht und je schlechter der Unionstart bis dahin verläuft - desto größer die Warscheinlichkeit, das Union das Ding in einer heiß umkämpften Partie durch ein überraschendes 2:1 nach Hause bringt. IMHO ist eine im Vorfeld *deutliche* Unterlegenheit Unions die einzige Ausgangslage in denen ich den Wuhlheidern zutraue das Spiel am Ende zu gewinnen. Bei jeder anderen Ausgansgsituation sehe ich Hertha klar im Vorteil. Verrückt oder? ^^

Bis dahin werden aber die Kartenvergabe Diskussionen in beiden Fanszenen nochmal hoch kochen. Die Herthaner sind nicht glücklich mit der Glückslotterie in der die Karten verlost werden, bei den rot-weissen ist man unglücklich darüber, daß Vereinsmitglieder nichtmal *eine garantierte* Karte bekommen, während DK Inhaber zu ihrer festen Dauerkarte sogar noch eine zweite Karte erwerben können. Gut möglich das dort also Dauerkarteninhaber noch eine Karte übrig haben während manche Mitglieder in die Röhre gucken.
In Fankreisen stehen die Zeichen jedenfalls mittlerweile auf voll entfachtes Derbyfieber und das wird die kommenden 3 Wochen sicher noch um einiges steigen.

Man lies sich!

30. Mai 2010

Die Vorfreude der Rot Weissen

Blick in die Vergangenheit
Warum eigentlich herrscht auf Seiten Unions eine deutlich größere und spürbarere Vorfreude als im Hertha Lager? Bereits Monatelang vor dem feststehenden Abstieg füllte das Thema Seiten im Unionfanforum. "Die blanke Schadenfreude" - möchte man den Wuhlheidern unterstellen. Aber ganz so einfach ist es am Ende nicht. Dazu muß man einfach mal die Gesamtsituation der Uniongeschichte betrachten. Im Ostberliner Wahrnehmunsgbild spielten die Eisernen quasi immer die erste Geige. Unabhängig ihres sportlichen Abschneidens oder Ligazugehörigkeit konnte sich Union schon zu DDR Zeiten der größeren Publikumsgunst gewiss sein und Sympathie und Aufmerksamkeit in der gesamten Republik auf sich ziehen. Nach der Wende und der Neueingliederung der ostdeutschen Fußballvereine in den DFB, kam man dann jedoch kaum über die Drittklassigkeit hinaus. Zwischen 1991 und 1994 wurde man zwar gleich 4 mal hintereinander Ligameister, scheiterte dann aber an der Relegation oder an Lizenzentzügen/verweigerungen. Zehn Jahre und etliche Fastbankrotts lang sollte es dauern, bis man 2001 zum ersten mal wieder im deutschen Profifußball wahrgenommen wurde. In der Zwischenzeit bildete jedoch Hertha BSC - bis Mitte der Neunziger kaum mit mehr Aufmerksamkeit bedacht - das Synonym für "Berliner Fußball" und nutzte diesen Vorteil auch um eine komplette Fangeneration in der Stadt und dem Umland abzuschöpfen und zu binden. Der gemeine Unioner sehnte sich in der Zeit nach Fußballhighlights, die in der Dritt oder zwischendurch gar Viertklassigkeit eher rar gesäht waren. "Highlights" im Sinne eines Unioner muss dabei nicht zwangsläufig mit "von Erfolg gekrönt" gleichgesetzt sein. Sondern ein Highlight ist dabei lediglich eine "besondere Herausforderung". Je weniger man dabei gewinnen konnte, desto größer eigentlich der Highlightfaktor der sich auf reines "Erleben einer Konstellation XY" limitieren lässt. 

Niemand wird wohl bezweifeln, das ein Stadtderby das Potential zu einem solchen Highlight hat. Gegeben hat es davon natürlich auch in der Unterklassigkeit einige. Aber was bringt einem ein Derby gegen TeBäh an Herausforderung? Fantechnisch gesehen so interessant wie Berolina Strahlau, oder SC Verl. Gegen ein paar hundert versprengten Lila-weissen Anhänger, selbst bei deren Heimspiel, mit tausenden rot-weissen in den Gessangswettstreit zu treten ist so spannend wie gegen den Wind zu pinkeln. Zu wirklicher Brisanz reichten die Spiele auch nicht, trotz der Situation Anfang der Neunziger als TeBäh Profiteur der rot-weissen Lizenzentzüge war. Bleibt das Stadtderby gegen den verhassten Un-Club aus H-Town. Klar war hier traditionell eigentlich immer Pfeffer drin. Aber solche Derbys in Liga 3, 4 oder im Berliner Stadt Pokal gegen einem Verein, den man am liebsten nie mehr wieder sehen wollte, sind auf Dauer auch unbefriedigend. Kurzzeitig waren es eher die Spiele gegen Babelsberg 03, die so ein wenig Highlight Charakter hatten. Zum einen weil es entfernungstechnisch fast ein Stadtderby war und zum anderen, weil diese Spiele sogar eine Saison lang in der Zweiten Bundesliga stattfanden und somit wenigstens etwas von der großen Fussballöffentlichkeit versprach, nach welcher sich der Unioner in seiner Wahrnehmung sehnt.

Blick in die Zukunft
So richtig gerecht werden konnte seit 20 Jahren keine Spielansetzung mehr der Sehnsucht nach einem "Highlight", wenn man mal von den Viertel-, Halb- und Finalspielen im DFB Pokal und dem ein oder anderen Relegationsspiel wie dem Elfmeterdrama in Osnabrück absieht. Ein Derby das kein wirkliches war, eins das mangels Masse langweilte und eins, auf das man lieber gestern statt heute verzichtet hätte. Doch JETZT ist Hertha abgestiegen. Der schier übermächtige Verein aus der eigenen Stadt, so nah und doch so unerreichbar, meist zwei Klassen über einem, der allein schon aus diesem Grund die Aufmerksamkeit in der öffentlichen Wahrnehmung auf sich zieht. Jetzt in einer Liga. Mit den selben sportlichen Gegnern. Und zwei Spielen gegeneinander. Es geht den meisten Unionern wohl kaum um Schadenfreude. Auch nicht primär darum, die blau-weissen sportlich im direkten Duell zu besiegen. Es geht einfach darum, dieses Spiel überhaupt vor der Brust zu haben. Ein Spiel bei dem es um was geht. Ein Spiel dem man entgegen fiebert. Ein Spiel welches getrost als "Highlight" bezeichnet werden kann. Und das noch in der Lieblingsrolle der Köpenicker - der des Underdogs. Sportliche Brisanz aufgrund der gleichen Spielklasse, lokale Brisanz weil die Anhänger des Gegners auch im Freundes,- Bekannten,- und Kollegenkreis zu finden sind und man sich gern gegenseitig befrotzelt. Öffentliche Brisanz und höchstmögliche Aufmerksamkeit, weil es einfach keinen weiteren höherklassigen Rivalen, in dessen Schatten einfach alles andere untergeht. Endlich gibt es ein Spiel, das man auch haben will. Keine lilalangeweile oder weinrote Vergangenheit. Man will DIESES Spiel. Gegen einen Lokalrivalen der ein deutlich unterhaltsamer und gern gesehenerer Gast und Gastgeber ist, als es einer der anderen beiden Derbykandiaten der letzten Jahre jemals war und sein wird.
Es ist die Möglichkeit ein neues Kapitel in der Union Geschichte aufzuschlagen, statt in der ewig gestrigen gefangen zu sein. Berlinderby. Endlich die Chance das dieses Wort für den sportlichen Vergleich der beiden höchstklassigen Berliner Vereine im deutschen Fußball steht, statt für unterklassige Nachwendezeitgekicke.
Das anstehende Derby ist Gegenwart, Zukunft, Herausforderung und Highlight in einem. Deswegen die bei einigen schon seit Monaten sich abzeichnenden Vorfreude ....
Wir lesen uns!

12. Mai 2010

"Tschau Hertha" - Eine Ode an den Abstieg

Gefunden im Forum der Fortuna aus Düsseldorf. Laut Posting geschreiben von Martin Betz. Auch wenn ich letzteres nicht verifizieren kann, vorenthalten kann und will ich den Lesern dieses Blogs diese Zeilen auch nicht. Ein kleiner Stich in die Blau-Weiße Seele, der doppelt so weh tut, weil man den Wahrheitsgehalt nicht wirklich leugnen kann
Tschau, Hertha! 
Tschau, Hertha! Nun heißt's Schluss und Amen.
Tschau, Erste Liga, nun ist Schicht.
Du, Sportclub mit dem Frauennamen,
trittst ab, der Letzte löscht das Licht. 
Der Abstiegs-Sensenmann, längst wetzt er
den Stahl, das Stundenglas sagt: Jetzt!
Hut ab! Kaum jemals hat ein Letzter
so stark gespielt wie du zuletzt. 
Die Landschaft rings ist flach - der Abhang,
den hinab du musst, ist steil.
Kaum je wurd einem Club beim Abgang
so wenig Mitgefühl zuteil. 
Ich heul nicht, und wie mir geht's vielen.
Dein Sturz kann uns nicht runterziehn.
Wer fiebert mit bei deinen Spielen?
Ein paar Zehntausend, nicht Berlin. 
Die Sympathie für dich blieb Torso.
Standst du mal vorn, stand ich dir bei.
Doch lärmt und hupt ein Autokorso,
wem gilt er? Galatasaray! 
Wo dröhnten je blau-weiße Scharen?
Nie störtest du die Sonntagsruh.
Die Kleinstadt Gladbach zieht seit Jahren
mehr Fans ins Stadion als du. 
Mit dir durch dick und dünn zu eiern
durch Matsch und Schnee, das war nicht drin.
Okay, wenn Sonne schien und Bayern
der Gegner war, dann ging ich hin. 
Die Bayern kann ich lieben, hassen,
verdamm'n - mit dir gelingt das nie.
Doch muss ich eins den Bayern lassen:
Sie sind Familie, Dynastie. 
Du nicht. Sooft ein Arbeitnehmer
hier fortmuss, zeigst du null Niveau.
Wer ging, ging gern und schnell: ob Rehmer,
ob Basti, Baslers Mario,
ob Harti, Rekdal, Bobic, Beinlich,
ob Kiraly, Hoeneß, Favre, Wosz.
Das war nie herzlich, war oft peinlich,
wie rasch, was Jubel war, erlosch. 
Beim Abschied e i n m a l Größe zeigen -
die Chance ergibt sich jetzt und hier:
Tschau, Bundesliga! Abzusteigen
mit Stil - dies, Hertha, wünsch ich dir.  
(von Martin Betz)?

10. Mai 2010

Die Mär von rot-weissen "Hass" Gesängen

Liest man sich die letzten Tage und Wochen so durch die blau-weisse Internet Forenwelt stößt man immer wieder auf Geschichten, wonach Unioner schon deshalb zum allerletzten gehören, weil sie so offensiv Hasstiraden & Gesänge Richtung Blau-Weiss schmettern. Mal live im Staadion und in der Forenwelt recherchiert bleibt von diesem "Vorwurf" allerdings nicht viel übrig.
Natürlich haben die Rot-Weissen ne große Klappe. Eine Eigenschaft die uns als Berliner aber allgemein auszeichnet und somit geradezu beide Fanlager verbindet. Der Berliner als solches ist nunmal etwas frecher - und darf das auch :-). Aber nunmal Butter bei die Fische und den "Hassgesängen" auf der Spur: 

Siehst du Hertha so wird das gemacht...
erklang es in diesem Jahr ein knappes Dutzend mal in der AF, wenn Union in Führung ging oder gar einen Sieg einspielte, während Hertha den letzten Tabellenplatz sicherte. Muss man nicht gut finden (zumal die Unioner etliche male direkt im Anschluß an derartige Gesänge den Ausgleich kassierten.) Das Ganze mag schadenfoh sein, Spitzbübisch, überschwänglich, ja respektlos ... aber einen Hassgesang kann ich in diesem Einzeiler nicht entdecken.

Nur zu Hertha gehn wir nicht ...

Achja, DAS muss also gemeint sein. Auch wenn es im zurückliegenden Jahr nur ein Spiel gab, zu welchem die Unioner diese Zeilen angestimmt haben (Eröffnung der AF gegen HBSC) werden diese Zeilen wohl für alle Ewigkeit dafür herhalten müssen, den angeblichen Unioner Hass auf Blau weiss zu manifestieren. Das dieser Gesang bei den Rot-weissen schon fast 3-4 Jahre nicht mehr zum allgemeinen Reportoire gehört wird vergessen. Genauso wie der gesamte Liedtext, der eigentlich nur ziemlich nah an Frank Zanders Stadionhymne angelehnt ist:

Alles wartet voller Spannung - auf das absolute Ziel
Denn die Jungen von UNION BERLIN - haben alle nur ein Ziel
Heute wollen sie gewinnen - für das rot/weisse Trikot
Und sowieso ... sowieso ... sowieso.... :
Nur zur Hertha, nur zu Hertha, nur zu Hertha gehn wa nicht ....

Sorry, aber wenn man sich nicht total lächerlich vorkommt, diese Zeilen als "Hassgesänge" gegen sich selbst zu interpretieren, dann bin ich wohl beim falschen Sport. Zudem wenn man die Historie dieses Gesangs mal nachrecherchiert wie hier in [diesem Beitrag] aus dem Fanforum der Köpenicker mal zusammen gefasst:
[...] Meine persönliche Abneigung gegen Hertha manifestierte sich ebenso in genau dieser Zeit, (Ende der 90er, Anm. berlinderby) [...]wegen solchen Schlagzeilen und Sprüchen, die in Kombination von Presse+Hoeneß geprägt wurden.
Hertha (nicht lange zuvor noch "anfassbar" und irgendwie doch "basisnah") wurde plötzlich zu einem großen, ungreifbaren Konstrukt. Ein Produkt das irgendwie (mindestens) 3 Entwicklungs Stufen zu überspringen schien.
Dieser Zeit entsprang auch das von uns bisweilen lautstark intonierte "Nur zu Hertha gehn wir nicht." Von vielen Blau-Weissen bis heute als "der schlimmste Schmähgesang den ein Unioner auf Hertha singen kann" empfunden (tssst ... ihr solltet euch mal liedgut zu Vereinen reinziehen die wir wirklich "scheiße" finden).
Anlass zu der Entstehung und Verbreitung dieses Liedes war aber wohl weniger die Tatsache das wir prinzipiell Hertha so scheiße fanden und uns als Feindbild erkoren haben, sondern das hier um die Jahrtausendwende ein Hype produziert wurde, der medial gesehen alles andere an den Rand zu drängen und die Luft abzuschnüren schien.
Medial gesehen erschienen zu verschiedenen Anlässen ganze Tagesblätter im blau gefärbten Layout. Überall war zu lesen und zu hören das "alle" Berliner zu Hertha gehen "unsere" Hertha, die selbstverständlich "jeder" liebt und lieben muß. Das ganze gepaart mit den Zukunftsphantastereien aus eurer Chefetage. Zu genau dieser Zeit waren die Zeilen "Nur zur Hertha geh'n wir nicht" nichts weiter als ein trotziges Aufbäumen gegen diesen Hype. Ein Fingerzeig das eben nicht *alle Berliner* zwangsweise zu Herthasympathiesanten zwangsverpflichtet werden können, sondern hier am Rande der Stadt auch noch ein Verein exisitert der sich wacker gegen seinen mehrfach drohenden Untergang wehrt und existiert.
Keine Textzeile dieses Lieds enthält eine wirklich böse Schmähung gegen Hertha BSC. Nur eben die Aussage das wir nicht hingehen. Ich (und viele die in der Entstehung und Verbreitung dieses Lieds damals aktiv im Stadion waren) haben diesen Song schon immer eher als einen "Anti-Hertha-Hype-Song" , vor allem auch als Hieb gegen Medien und Bereichterstattung und den aufkeimenden Größenwahn gesehen und verstanden. Von einem wirklichen "Anti-Hertha-Song" sind die Zeilen weit entfernt.
Das viele Hertha Fans diese Zeilen als die größte Schmähung und Beleidigung übehaupt verstehen, ist für mich dann nur ein weiteres Zeichen, das der Höneß'sche und mediale Größenwahn sein Ziel erreicht hat und fester Bestandteil der Denke von vor allem Ende der neunziger rekrutierten Hertha Anhängerschaft geworden ist. Wie man sich, nur mit der bloßen Aussage nicht zu euch zu gehen und statt dessen einem anderen Verein zu huldigen *OHNE* auch nur eine einzige wirklich WERTENDE Aussage in den gesamten Zeilen, so angegriffen und beleidigt fühlen kann - wie einige unter euch ... entbehrt schon jeder realistischen und objektiven Einschätzung der eigenen Wertigkeit. [...]

Weitere Ausführungen zu dem Thema gibts im oben verlinkten Thread der Wuhlheider. Nicht unerwähnt in dem Zusammenhang soll dieser Artikel aus der [Berliner Zeitung vom Oktober 1999] sein, der ein ziemlich exaktes Spiegelbild der Zeit ist, in dem dieser Anti Gesang entstand. Führt man sich vor Augen, das in dieser Zeit die Köpenicker um ihre schiere Existenz kämpften, während die Stadt vom Hertha Medien und Sponsorenhype überrollt wurde und dieser Song gerade in den letzten Jahren mehr und mehr in der Versenkung verschwand, kann man bei der Mär von den angeblichen rot-weissen Hassgesängen nur schmunzeln.
Offenbar malt sich jeder seine Welt, wie sie ihm gefällt. Doch bei aller in der kommenden Saison gegebenen sportlichen Rivalität sollte man doch mal die Kirche im Dorf lassen. Das anstehende Derby wird noch früh genug seine eigene Brisanz entwickeln, auch ohne dies durch zusätzliche Legendenbildung anzuheizen.

Wir lesen uns

8. Mai 2010

Zweite Liga - was ist das? Eine ratlose Fan-Generation vor der Neuorientierung.

Als ob es erst gestern wäre ...

Für die ganz Alten ist der Schmerz zwar nicht minder präsent, der Umstand aber so neu nicht. 13 Jahre lang kickte Hertha BSC erstklassig. Im Leben eines Mittfünzigers nur ein, wenn auch durchaus positiver, Teilabschnitt. Im Grunde hat man unterklassige Ligen nur etwas verdrängt, aber nie vergessen. Eigentlich ist es doch, als wäre es erst gestern gewesen. FC Homburg. SV Meppen. Das vorentscheidende Endspiel um den Aufstieg gegen Lautern im ausverkauften Oly. Das alles ist doch erst ein paar Jahre her. Vielleicht zwei. Oder fünf? Hm ... Moment es waren doch noch mehr, Acht vielleicht? Zehn? Nein DREIZEHN?! Kinder wie die Zeit vergeht. Jetzt wo der Abstieg gewiss ist, kommen die Erinnerungen wieder als wäre es erst gestern gewesen. Na klar. Zweite Bundesliga. Kennen wir doch alle. Muss man halt durch. 

Aber kennen wir das wirklich ALLE?
Ein Blick in die Ostkurve und es wird gewiß: Eine ganze Fangeneration kann kaum wissen was es ist, diese ominöse "Zweite Bundesliga". So wie einst 20-jährige in einer Art Selbstverständniss davon ausgegangen sind, dass es nie einen anderen Kanzler als Helmut Kohl gab und geben wird, weil allein der Name nach 16 Jahren Amtszeit schon ein Synonym für "Bundeskanzler" galt - so wird es nun vielen Hertha Fans gehen.
Wer zwischen 5 und 8 Jahren - also dem Alter wo die ersten Erlebnisse anfangen sich auch langfristig in unserer Erinnerung manifestieren - das erste mal ein Bundesligaspiel von Hertha BSC besucht hat, der ist heute zwischen 18 und 21 und hatte nichtmal die theoretische Chance Hertha BSC ernsthaft mit etwas anderem als "1. Bundesliga" zu assoziieren.Bei einem Blick in die Ostkurve entdecken wir tausende und abertausend Jugendliche zwischen 16 und 25. Eine ganze Fangeneration, die die Worte "Hertha" und "zweite Bundesliga" nur durch Erzählungen älterer Herthaner in einen gemeinsamen Kontext bringen kann. Doch selbst diese Erzählungen kann man anno 2010 nicht mehr mit der aktuellen Realität vergleichen. Das Leistungsspektrum in Liga 2 ist enger, die Arbeitsweise einiger Zweitligsten kaum eine andere als in Liga 1 und selbst die Fankultur bei einigen Vereinen kaum unterklassiger. Aber wer weiß das schon? Gut, die Berliner Zeitungen berichteten in der letzten Saison durch die Zugehörigkeit eines gewissen 1. FC Union häufiger aus dieser ominösen Liga, die sich nur eine Klasse unter der eigenen befindet - aber gerade auch durch die Zugehörigkeit dieses 1. FC Union, diesem kleinen Verein aus einem Berliner Randbezirk, der die letzten Jahre kaum mehr als Dritt und sogar Viertklassig kickte, scheint die Zweite Liga so unerreichbar weit entfernt vom eigenen Selbstverständnis. "Zweite Bundesliga" ist für diese Fangeneration so un(be)greifbar wie ein Millionenschwerer Lottogewinn für einen Hartz IV Empfänger. Und doch kann es vorkommen das es passiert. Bei beiden. 


"Unterwelt" Panikmache in den Medien

Die geneigte Berliner Medienlandschaft tut und tat natürlich ein übriges um dem geneigten Hertha Fan die Zugehörigkeit zu Liga Zwei so unvorstellbar wie möglich zu machen. Von der Hölle und der schmutzigen Unterwelt war da die Rede. Vom totalen Absturz und drohendem Niemandsland. Oft wurden (und werden) Vergleiche von "Bayern, Schalke, Dortmund vs. Fürth, Paderborn, Oberhausen" gestellt. Natürlich Namen bei denen jedem Erstligafan ein Schauer über den Rücken läuft. Aber was ist mit "Mainz, Hoffenheim, Bochum vs. Düsseldorf, 1860, Union, Rostock ..." Wo sind da die Verhältnismäßigkeiten zwischen attraktiv und unattraktiv? Natürlich machen sich diese Vergleiche nicht gut, wenn man dem geneigten Hertha Fan vor Augen führen will, wie tief man eigentlich mit diesem Abstieg sinkt. Aber ums mal klar zu sagen: Als Fan fühlt sich ein Sieg in Liga zwei genauso gut an wie in Liga 1. Eine Niederlage schmerzt genauso. 40000 Zuschauer in Düsseldorf fühlen sich genauso an wie 40000 in Köln. Und selbst 20000 Zuschauer in Cottbus, Rostock oder in der Alten Försterei bei Union versprühen mehr Spannung und Charme, als in so manchem etwa vergleichbar großen Bundesliga Stadion wie Leverkusen, Wolfsburg oder gar Mainz und Freiburg.
Die Zweite Liga in der kommenden Saison schickt sich an, die attraktiveste Zweite Liga der letzten Jahre zu werden. Leider haben sich Pauli und Lautern nach oben verabschiedet - aber ein Vereinsgefüge aus Union, Rostock, Cottbus, Düsseldorf evtl. Nürnberg, Osnabrück, Karsruhe, 1860, Duisburg, Aachen und eben Hertha BSC verspricht doch zumindest auf dem Papier interessant zu werden. Auch Zuschauertechnisch sind das deutlich stimmungsvollere Kaliber als dem geneigten Hertha Fan aus seiner letzten Zweitliga Zugehörigkeit noch in Erinnerung geblieben ist. Wer will ernsthaft auch nur einen dieser Vereine in Bezug auf Fankultur und Ansetzungsbrisanz mit Unterhaching, Meppen, Gütersloh, Oldenburg, Uerdingen oder Wattenscheid anno 96/97 vergleichen?

Natürlich sind die Namen andere. Die Stadien bisweiten auch deutlich kleiner als man es bisher gewohnt ist. Aber mal andersrum gefragt: Wer kennt denn die anderen Erstligastadien *wirklich*? Wieviel tausend Herthaner waren denn in den letzten Jahren z.B. in Mainz, Hoffenheim, Köln, Bochum o.ä. zu Gast? Was also bringt dann das Argument *wohin* es im nächsten Jahr geht?


Quo Vadis Zuschauer

Das einzige was Hertha BSC in der kommenden Saison das Genick brechen kann, ist ein mögliches (falsches) Selbstverständniss der Anhänger, nicht in diese Liga zu gehören und deswegen auch den Heimspielen fernzubleiben. Es gibt nunmal keinen Platz im europäischen Wettberwerb zu erstreiten. Das einzige um das es scheinbar geht ist Platz 1-3 um endlich wieder aufzusteigen (Von möglichen Pokalerfolgen rede ich mal gar nicht erst *hust). Unterhalb von Platz 3 ist scheinbar alles in dieser zweiten Liga "arschlos". Von der bundesweiten Berichterstattung mal ganz abgesehen.
Das alles ändert aber NICHTS daran, dass sich Hertha BSC in dieser Liga befindet. Es bleibt also abzuwarten, wie sich eine Fanclientel orientiert, die diese Liga zur vom Hörensagen kennt. Kämen 60000 Zuschauer zum ersten Heimspiel, würden diese vielleicht schnell merken, dass das Spiel das gleiche ist und auch mutmaßlich wiederkommen. (wenn man nicht gerade 0:4 von Paderborn auf den Sack kriegt). Die Befürchtung aber ist, dass "Zweite Liga" bei vielen Stammzuschauern aus Liga Eins so unglaublich weit entfernt des eigenen Wahrnehmungsfeldes ist, dass es einige Zeit braucht, um sich hier aus Fansicht zurechtzufinden.

Für die Alten wird es sein wie früher. Sie werden Hertha lieben, beschimpfen, bejubeln, verschmähen, verehren ... so wie früher auch. Für die Jugend hingegen hat das Abenteuer, das Entdecken einer für sie komplett neuen Fußballwelt gerade erst begonnen. Es liegt an ihnen, ob sie sich dem Abenteuer stellen, oder davor fliehen, weil die Medienberichterstattung vom Supergau und Vorhof der Hölle die Oberhand im Fanbewusstsein erlangt hat. Bei Berichterstatungen dieser Art übersieht man natürlich gern, dass in dieser Saison gleich mehrfach an die 20.000 Zuschauer in der Alten Försterei ihren Heidenspaß an dieser Liga, der Zugehörigkeit und der sportlichen Herausforderung hatten. Aber genau hier liegt der Hase im Pfeffer: Es ist eine reine Kopfsache. Was für die einen die längste Praline der Welt, ist für den anderen am Ende nur ein mickriger Schokoriegel. Im Umkehrschluß muß man dann aber sagen: Man muß die Feste feiern wie sie fallen. Kommt die Zweite Liga im Kopf des geneigten Hertha Fans nicht an, und der BSC spielt zudem nicht gleich um den direkten Wiederaufstieg, wird wohl nur die Besucherzahl des Derbys im Olympiastadion dazu führen, dass Hertha auf dem Papier in Sachen Zuschauergunst die Nase noch deutlich vorn haben wird.
Nimmt man sich auch als Fan der Herausforderung an, könnte man bei gleichzeitigem sportlichen Erfolg ne Menge Spaß haben und sogar auch mal wirklich ernsthaft an einer Meisterschaft schnuppern :-)

Man liest sich!