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5. September 2012

Hertha gleicht aus und das Derby gewinnt an Qualität.

Mit einem 1:1, 1:2 und 2:1 aus Sicht der Charlottenburger aus den bisherigen Punktspielvergleichen mit dem 1. FC Union Berlin herscht seit Montag Abend kurz nach 22 Uhr ein absolut Punkt und Torgleiches Verhältnis zwischen den beiden Lokalrivalen.
Das Spiel hatte zudem alles, was man sich von einem ebensolchen erhofft. Brisanz, Neckereien auf Fanebene, anständig Pfeffer im Spiel, eine angemessene Stadionatmosphäre, eine kampfbetonte und kurzweilige Partie und am Ende einen nicht ganz unverdienten Sieger. Glückwunsch in Richtung Blau-Weiss an dieser Stelle. Klar wäre auch ein Unentschieden gerecht gewesen, gemessen an Einsatz, Mannschaftsgeist und Kampfeswille kann man den rot-weissen keinen Vorwurf machen und eine Punkteteilung wäre nicht gänzlich unverdient gewesen. Ausschlaggebend war am Ende dann aber doch die persönliche Klasse einzelner Spieler, dem Etat und dem Marktwert des Kaders entsprechend. Hertha war den Tick cleverer, den Schritt schneller und auch aufmerksamer als Union. Auffallend war auch die Einstellung der Herthaner auf dem Platz. Resümierend kann und muß man sagen: Sie haben das Derby angenommen! Noch in der Saison 2010/2011 stand eine Mannschaft (sowohl im Hin,- als auch Rückspiel) auf dem Rasen, die im Kopf noch in anderen Dimensionen weilte. Deren einziger Gedanke sich darum zu drehen schien, wie hoch der Stadtrandverein am Ende wohl in die Kabine geschickt wird. Das Ergebnis ist bekannt und hat sich offenbar nachhaltig ins kollektive Hertha Gedächtnis gebrannt. Am Montag abend stand hingegen eine Blau-weiss gekleidete Mannschaft auf dem ehrwürdigen Rasen der Alten Försterei, die den Gegner 90 Minuten lang ernst nahm. Eine Mannschaft die sich mit Verbissenheit und Siegeswillen in das Derby stürzte, weil ihr bewusst war, das es eben nicht nur um 3 Punkte geht. 
Was die Einstellung angeht begegneten sich zwei Teams auf Augenhöhe und rangen um jeden Meter. Ohne Zweifel gewann das Berliner Derby am Montagabend an Qualität - und das in nahezu jeder Hinsicht. Spielerisch auf jeden Fall. Beide Teams glaubten an ihre Chance und beide Teams hatten auf dem Platz den nötigen Respekt vor dem jeweils anderen, gepaart mit dem Willen hier nichts herzuschenken. Von Vereinsseite waren die Unioner diejenigen die mit der kesseren Lippe im Vorfeld in das Spiel gegangen sind - und sich nun ihrerseits fürs nächste mal wohl besser selbst etwas von der Demut zulegen, die man gern vom Kontrahenten einfordert. Aber gut, was wäre so ein Lokalderby ohne etwas große Klappe im Vorfeld, ohne Neckereien, ohne kleine Provokationen. Ich persönlich kann einerseits auf dieses Ballyhoo gern verzichten, muß aber zugeben, daß es am Montag eben genau das Salz in der Suppe war, welches nunmal so ein Spiel zu etwas besonderem macht. 
Ein weiteren Qualitätssprung muß ich (zumindest aus rein subjektiven Beobachtungen) dem blau-weissen Mob zugestehen. Waren die beiden Spiele 2010/2011 noch geprägt vom schier endlosen Einerlei der permanenten "Scheiß Union…." Gesänge, ohne viel Fantasie und vor allem scheinbar ohne Bestreben auch mal dem eigenen Team Supportmäßig etwas Aufmerksamkeit entgegen zu bringen, sind mir derartige Gesänge, zumindest in der bekannten Penetranz beim zurückliegenden Spiel quasi nicht untergekommen. Ich glaube nicht, das es sie nicht gegeben hat, aber das was vornehmlich zu hören und sehen war, war primär Support des eigenen Teams. Vielseitig, lautstark sowie auch optisch ansprechend umgesetzt eine der für mich positven Überraschungen des Abends. Weiteren Respekt nötigt zudem das Verhalten etlicher Hertha Spieler nach dem Schlußpfiff ab. Noch bevor es zu den eigenen Fans zum Feiern in die Kurve ging, widmete man sich vielerorts gar den zum Teil am Boden liegend-, und sitzenden enttäuschten Union Spielern, klatschte diese ab, richtete sie auf, klopfte anerkennend und etliche Schultern, tätschelte in fast freundschaftlichen Umarmungen etliche Köpfe. Gesten die ich so nicht erwartet hätte und die ich mal als Anerkennung dem schweren Kampf unterschiebe, den sich beide noch zuvor auf dem Rasen um nahezu jeden Zentimeter geliefert haben. Zu keinem Zeitpunkt konnte sich Hertha sicher sein das Ding irgendwie nach Hause zu schaukeln. Auch wenn im Abschluß letztendlich zu harmlos, aber die Angriffsbemühungen der Unioner ließen bis zum Schluß kaum nach und hielten quasi bis zur letzten Minute die Spannung in diesem Spiel.  Dies wohl auch ein Grund warum ich im Grunde erhobenen Hauptes den Heimweg antrat. Enttäuschung stellt sich lediglich beim Blick auf die Tabelle ein, denn der einsame, eine Punkt ist nunmal kein positiver Anblick. Nur diesen einen Punkt auf dem Konto zu haben ist schmerzlicher, als der Umstand dieses spezielle Spiel verloren zu haben. Sei es den Herthanern doch gegönnt die Schmach zumindest ausgeglichen zu haben. 
In diesem Sinne
wir sehen uns beim Rückspiel!

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