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17. September 2010

Wat bin ick froh ... das es heut vorbei ist ... NOT!

Da hat man nun dieses bisher in dieser Form bisher einzigartige Derby, und freut sich schon insgeheim wenns vorbei ist. So jedenfalls ein Grundtenor in den jeweiligen Userforen auf beiden Seiten. Was tauchten dort in den letzten 2 Wochen nicht alles für Typen auf, was wurden nicht alles für Geschichten ausgegraben, Klischees gepflegt, geschürt und auch bestätigt - und nun ist es einigen schon zu viel der Aufregung.
Klarer Fall von Dornrösschenschlaf Symptom. ALLES was wir in den letzten Tagen und Wochen in den Medien, Blogs und Foren erlebten ist *normal* und seien wir mal ehrlich, es hätte auch im Vorfeld schon schlimmer kommen können. Die Berliner Fußballseele ist einfach nix mehr gewohnt. Es gab ja auch schon lange keine wirklichen und derart reizvollen Begegnungen mehr. Union gegen die Unaussprechlichen war einfach zu niedrigklassig, Hertha gegen die anderen Unaussprechlichen fand in den letzten 20 Jahren nur einmal zufällig im Pokal statt. Berliner sinds halt gewohnt in der Sache beschaulich zu haben die letzten Jahre. Hertha und Union - ein jeder hatte in seiner Klasse das Alleinstellungsmerkmaldes Clubs aus Berlin. Bisschen Pöbelhaft, mit typischer Berliner (Groß)schnauze reiste man unbehelligt in diesem Status durch die Lande. Nun treffen sie also aufeinander und nach der Vorfreude jammern die ersten bereits "Ach neeee ick will meene Beschaulichkeit zurück, dit is mir allet zu uffregend". Ja Leute - so ist es nunmal in nem Stadtderby. DESWEGEN ist es ja so nervenaufreibend, polarisierend, Spannungsvoll und bisweilen hitzig - und das eben nicht nur auf dem Rasen. Wir jedenfalls freuen uns immer noch auf heute Abend. Wir mussten in den letzten Wochen oft schmunzeln bei den verschiedensten Wortmeldungen in den vielen Foren. Wirklich überrascht hat uns das nicht. Die Kunst besteht darin zur Not auch ma das Internet auszumachen und zusammen nen Feierabendbier zu zischen. NEIN natürlich keine großen Verbrüderungsszenen vor dem Spiel ... das gehört sich nicht und nimmt der Sache das Feuer. Wir werden heute abend jeder in einem Block stehen. Jeder in seinem. Und wir werden uns mit großer Warscheinlichkeit beschimpfen, bepöbeln, befrotzeln und uns wenigstens 90 Minuten lang ein klein wenig verabscheuen und fragen aus welchem Loch denn die Sorte Mensch auf der anderen Seite hervorgekrochen ist.
Wem das zu aufregend ist, der sollte nicht im Vorfeld ein Derby herbeiwünschen, denn das alles gehört nunmal dazu. Am Montag aufm Bau, an der Maschine und im Büro und auch im Bekanntenkreis werden letztendlich keine Köppe abgeschlagen. Da sitzen Anhänger beider Seiten brav an einem Tisch ohne das der eine dem anderen als "zu ostig" und der andere dem einen als "zu wessi-like" erscheint.

Im Ernst: viel schlimmer als das obligatorische und zu erwartende gegenseitige angestachel, geflame, gedisse und gefrotzel im Vorfeld (vor alem im Internet), sind doch die Leute, die von allem schon wieder genug haben, weil es ihre bisherige Beschaulichkeit im innerstädtischen Selbstverständnis stört. Ja was wollt ihr denn? Maoam? Gummibärchen? Derby ist Derby ist Derby. Und zwar mit allen (und auch NUR damit) seinen Nebenerscheinungen, Nebenschauplätzen und Medienhype. Was für einige Berliner "zu viel" ist anderswo (und da blicke ich zum einem mal auch über deutsche Grenzen hinaus und auch in der eigenen Geschichte zurück)völlig selbstverständlich. Es kann einfach keine sportliche Rivalität geben, wenn man einstimmig Hand in Hand mit Gänseblümchen im Haar losmarschiert. Einer Meinung kann man im Oktober auf der Fandemo sein. Einer Meinung kann man sein wenn man die nächsten Wochen und Monate genmeinsam am Arbeitsplatz und Stammtisch die jeweiligen Spiele des anderen zusammen analysiert - aber Leute: doch bitte nicht im Vorfeld und mit Hinblick auf ein solches Spiel der Spiele.
Und nein - heute abend ist eben NICHT alles vorbei. Es wird noch anhaltende Nachbeben geben, und in wenigen Tagen ist "nach dem Derby" vor allem eins: "Vor dem Rückspiel". Die Saison ist noch lang und langweilige Begegnungen gibts noch mehr als genug. Also gönnt euch und uns doch einfach mal ein bisschen Abwechslung und Aufregung. Ist sie zu stark - seid ihr zu schwach :-)
Wers beschaulich lieber hat, der sollte heute abend besser zu Hause bleiben und sich irgendwas mit Florian Silbereisen im TV ansehen.

Man liest sich

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