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15. August 2019

Nochmal zu Fuschl am See …

Ich weiß, nach gefühlt 2 Wochen medialem Rummel und etlichen ellenlangen Pros & Kontras zur Art des Protests ist dieses Thema im Grunde TOT und nervt einige nur noch. Auch wenn mir Anfangs ebenso eine andere Art von Protest lieber gewesen wäre, zeigt der Verlauf der Diskussionen im Netz vor allem eins: Es ist wichtiger als je zuvor hier WAHRNEHMBAR Stellung zu beziehen.

Vorab: Ich verstehe jeden, der seine Freude ob des bevorstehenden ersten Bundesligaspiels geschmälert sieht, wenn er die ersten 15 Minuten schweigen soll. Ja, es ist UNSER erstes Bundesligaspiel und ja WIR haben uns das verdient und SOLLTEN das im Grunde einfach so berauschend feiern wie möglich.


Einige Beiträge gehen allerdings tendenziell in die Richtung, das dieses Konstrukt uns doch nichts getan hätte und man diesen „Hass“ nur "künstlich aufbauscht" und ein einfaches Banner reichen sollte. Vielleicht sollte man sich einfach nur mal folgenes vor Augen halten, und letztendlich als ausschlaggebenden Grund in Erwägung ziehen, sich dem Appell der aktiven Fanszene anzuschließen:

Wenn Konstrukte wie dem aus Fuschl am See als „normal“ und „gegeben“ aktzeptiert werden und dieses Modell damit in Zukunft auch bei anderen Konzernen und Standorten Begehrlichkeiten weckt - besteht die Gefahr das es mittel,- und vor allem langfristig keine Vereine wie dem 1. FC Union mehr in der Bundesliga geben wird.

Hier und an dieser Stelle kann und sollte nochmal jeder (Unioner) darüber nachdenken was dies für die Zukunft (auch anderer ähnlich strukturierter Vereine wie den 1. FC Union) bedeutet. Man muß am Ende selbst entscheiden: Will man diese 15 Minuten einfach nur feiern - oder nutzt man die Chance um WAHRNEHMBAR darauf hinzuweisen, dass die Aktzeptanz solcher Gebilde dazu führt, dass es für Vereine wie dem 1. FC Union immer unwahrscheinlicher wird sich in - sagen wir 10-20 Jahren - überhaupt in den Ersten Ligen Europas wiederzufinden.

Ist das Interesse am Feiern des Status Quo „Union spielt 1. Liga“ tatsächlich größer, als der Fortbestand solcher „Geschichten“ wie unserem Aufstieg auch in 10-20 Jahren?

Ja, vielleicht hätten es 5 oder 10 Minuten Schweigen auch getan um wahrgenommen zu werden. Aber ich denke (gerade in Hinblick auf die Zukunft des Fußballs wie wir ihn kennen und lieben, sowie diversen Bestrebungen auch anderswo 50+1 abzuschaffen) wir sollten an dieser Stelle unser Interesse „diesen Moment einfach nur zu feiern“ hinter dem größeren Ganzen zurückstellen und geschlossen mit der bestmöglich wahrnehmbaren Form (und das ist ein solches Schweigen zweifellos) darauf aufmerksam machen ...

...damit Auf,- und Abstiege solcher Vereine wie unserem auch in 20 Jahren noch gefeiert werden können!



In diesem Sinne: Prost.
Text: @meckakopp

30. Juli 2019

Die Stadionsituation bei Rot und Blau

Auch wenn aus völlig unterschiedlichen Gründen und mit unterschiedlichen Zielen, so eint beide Vereine derzeit eine mittelfristig nicht zufrieden stellende Stadionsituation. Während Union allerdings zumindest einen Plan in der Schublade hat und das „Problem“ nur „temporärer“ Natur (da positive Perspektive) zu sein scheint, dreht man sich bei Hertha im Kreis. Man muß allerdings attestieren, das bei Beibehaltung des Status Quo als „worst case“ die Situation bei Hertha im Grunde nicht ganz so dramatisch ist, wie sie sich für den 1. FC Union darstellen könnte, sollte man (was ja durchaus im Bereich des möglichen erscheint) z.B. aufgrund von fehlenden Verkehrskonzepten den Ausbau der Alten Försterei weiter aufschieben müssen.


Hertha BSC / Olympiastadion


© Thomas Wolf, www.foto-tw.de (CC BY-SA 3.0 DE)
 Ja, natürlich will Hertha ein neues Stadion, natürlich möchte man ein wirkliches „zu Hause“ welches auf die Ansprüche und Umstände optimal zugeschnitten ist. Allerdings muss man berücksichtigen: Mit dem Olympiastadion wäre Hertha zumindest perspektivisch nach wie vor Entwicklungsfähig, zumal der Teil der Anhänger die gar kein Problem damit hätten weiterhin im Oly zu bleiben nicht gerade klein ist. Die „Miete/Eigentum“ Diskussion mal außen vor, sehen und akzeptieren viele blau-weisse Anhänger das Oly durchaus als ihr traditionelles „Heim“.
Das bestreben des Vereins eine eigene Arena haben zu wollen, ist wirtschaftlich langfristig nachvollziehbar, Kredite für Eigentum statt Mietzahlungen sind auf 10-20 Jahre in die Zukunft geschaut besser zu planen, zu kalkulieren und auch zu finanzieren. Nicht ganz unwesentlich ist dann der erhoffte Bonus, durch eine eigene Arena auch deutlich besser ein eigenes Image als Marke entwickeln und festigen zu können.

Luftschlösser ohne Plan B ?
Allerdings entpuppen sich Vereinsideen bisweilen leider als Luftschlösser, da man schier unabänderliche Umstände zu ignorieren scheint und keinen Plan B in der Hinterhand hat. Und so bewegt man sich mit jedem Vorpreschen gleichzeitig wieder einen Schritt zurück. Das Festhalten des Vereins an einem Bau im Olympiapark ist verständlich, führt aber immer wieder in eine Sackgasse. Die Stadt will zum einen ihren Ankermieter im Olympiastadion nicht verlieren und wird zum anderen auch niemals ein Okay für die Bebauung in direkter Nachbarschaft geben. Was Hertha fehlt ist eine realistische Strategie um ihren Plänen Nachdruck zu verleihen. Die Option „Tegel“ wäre eine solche, die es lohnen würde zu vertiefen. Allerdings steht und fällt eine Bebauung von Tegel mit der Fertigstellung des BER - und ist angesichts der Historie des endlosen Flughafenbaus nicht ansatzweise kalkulierbar. Tegel mag daher perspektivisch interessant und vielversprechend sein - aber eine Fertigstellung des BER erscheint einigen Experten zu Folge in absehbarer Zeit noch unwahrscheinlicher als ein „Go“ des Senats zur Bebauung des Olympiageländes. :x
Weitere Alternativen gibt es nicht. Bebauungsflächen in der Stadt sind quasi nicht vorhanden. Ein Ausweichen an den Stadtrand (jenseits der Stadtgrenze) wurde zuletzt von den Mitgliedern abgelehnt. Allerdings mag das auch ganz spezifisch am damals vorgeschlagenen Standort Ludwigsfelde gelegen haben, der gefühlt „am anderen Ende der Welt“ zu liegen schien. Ich könnte mir vorstellen, dass die Ablehnung für ein Stadion in Brandenburg weniger stark gewesen wäre, wenn der Standort ein anderer gewesen wäre. Wäre sowas wie Falkensee, Dallgow, Henningsdorf, Nauen den Mitgliedern leichter vermittelbar gewesen? Oder hat man mit Ludwigsfelde absichtlich auf ein größtmögliches Extrem gesetzt um den Senat gegenüber die Alternativlosigkeit des Olympiaparks zu demonstrieren?

Stand jetzt scheint ein eigenes Hertha Stadion jedenfalls Fiktion zu sein, da es außer ein paar „Studien“ keine realistischen Konzepte gibt. Da kann der Verein noch so sehr den Zieltermin 2025 propagandieren. Bei nur 2 Jahren Bauzeit müssten hierfür bereits jetzt diverse Baugenehmigungsverfahren laufen. Dafür müssten aber Standort und Architektur längst in trockenen Tüchern sein. Für mich ist die gesamte Diskussion (so wie sie vom Verein geführt wird) derzeit nichts anderes als ein permanentes „auf den Busch klopfen“.
Im worst case hat Hertha allerdings mit dem Olympiastadion eine technisch hochwertig ausgerüstete Spielstätte, die dem Verein zumindest die Möglichkeit lässt sich weiter zu entwickeln. Zwar teurer und wirtschaftlich nicht so attraktiv wie etwas eigenes, aber eben auch nicht die schlechteste Basis.



1. FC Union / Alte Försterei


Wikipedia / Lear 21
Hier stimmen im Grunde die Grundvoraussetzungen, die Hertha für sich derzeit händeringend sucht.
Nur: mit derzeit 22000 Zuschauern ist die Alte Försterei zu klein. Spätestens mit dem Aufstieg in die Bundesliga und dem Vorverkaufsstart für die ersten Saisontickets, wird den Unionern klar: Das potentiell mögliche Wachstum ist an dieser Stelle nicht einfach nur beendet, sondern geradezu abrupt abgebremst.
Es ist jetzt 18 Jahre her, dass beim DFB Pokalfinale gut 20000 Unioner das Olympiastadion bevölkerten. Das Potential welches sich hier abzeichnete (zu einer Zeit als die Dritte Liga noch Unions höchste Spielklasse seit der Wiedervereinigung war) war unübersehbar. Natürlich waren und sind Aufstiege bzw. die Etablierung in Liga 2, geschweige denn Liga 1 weder planbar, noch vorhersehbar (wie ja auch der zwischenzeitliche Abstieg in Liga 4 zeigt). Von daher gibt es auch keinen Vorwurf an die Verantwortlichen den Ausbau der Alten Försterei vor 10 Jahren nur im Bereich der aktuell 22000 Zuschauer umgesetzt zu haben. Das hat immerhin gut 10 Jahre gereicht, in denen der Unterhalt für ein größeres Stadion auch schnell hätte zu einem wirtschaftliches Fiasko werden können.

Kapazitätsgrenze nur ein Luxusproblem ?
Und dennoch hat Union derzeit ein „Stadionproblem“, auch wenn eine stets ausverkaufte Hütte viele Leute als „Luxusproblem“ bezeichnen würden. Unterm Strich ist aber der anhängende Rattenschwanz deutlich länger und tut Union, gerade als frisch gebackener Erstligist, sicher in vielen Bereichen deutlich mehr weh, als man sich nach Außen hin anmerken lässt.
Zum einen ist eine Kapazität von 22000 Zuschauern für einen Erstligisten ein denkbar begrenzte Etatposition. Desweiteren ist es unabhängig einer sportlich möglichen Platzierung schlicht unmöglich z.B. zu Hertha BSC auch nur annähernd „aufzuschließen“.
Selbst wenn sich die Mitgliederzahlen beider Vereine noch weiter annähern, so ist das natürliche, organische Wachstum von Fans, die man als Verein langfristig an sich binden kann (wozu unstreitbar Stadionbesuche beitragen) an dieser Stelle beendet. Selbst für den eher unwahrscheinlichen Fall, dass Hertha kommende Saison tabellarisch hinter Union landet und dabei auch noch einen Zuschauerrückgang auf sagen wir durchschnittlich nur 35.000 Zuschauern verzeichnen würde - der 1. FC Union könnte derzeit davon in keinster Weise nachhaltig profitieren.

Dies könnte sich sogar nachteilig auf die Folgejahre auswirken, denn man verliert nicht nur eine potentielle neue Zuschauergeneration, die sich wiederum zu einem festen „Stammpublikum“ der nächsten 10 Jahre entwickeln könnte (und von denen auch bei Abstieg 1000-2000 „hängen bleiben“). Erstmals muss man diese Saison auch in spürbarem Maße Fans außen vor lassen, die vor 10, 15 und 20 Jahren bereits zum eigentlichen „Stamm“ gehörten. Die Wachstumsbegrenzung betrifft also nicht nur potentiell „neue“ Interessenten, sondern auch Freunde, Verwandte und Bekannte von „Alteingesessenen“ (sowie diesen selbst!) und schmälert damit das Erlebnis „1.FC Union“ als Teil der eigenen, individuell-gesellschaftlichen Sozialisierung. Wer ist denn nicht zum ersten mal als Begleitung seines Vaters, Mutter, Bruder, Schwester oder Kumpels bei Union gewesen?
Dazu kommt die Gefahr von zunehmenden Neiddebatten, die sich negativ auf die Stimmung innerhalb der bestehenden Anhängerschaft auswirken könnte, da sie das Potential hat Ausgrenzung und drohende Hierarchisierung unter den Fans anzuheizen. Die Diskussionen wer denn nun „der bessere Unioner“ ist gab es schließlich bereits vor 10-20 Jahren, als noch Platz für alle war. Am Ende entschied bereits in der Vergangenheit oftmals nur die Gnade der früheren Geburt eine solche Debatte. Man kann nur hoffen, das sich die aktuelle Situation mit einem möglichst frühzeitig feststehendem Baubeginn der AF Erweiterung entspannt, und sich die Anhängerschaft nicht langfristig an einer perspektivlosen Ressourcenknappheit aufreibt.
Die aktuelle Situation birgt meiner Meinung nach neben dem wirtschaftlichen Faktor zum eigentlich bestmöglichen Zeitpunkt in seinem Wachstum beschränkt zu sein, auch eine gesellschaftlich potentiell explosive Mischung innerhalb der Anhängerschaft.

Natürlich bringt es nichts mit der Situation überdurchschnittlich zu hadern. Es ist nunmal wie es  ist und die Lösungen, die Union gefunden hat, erscheinen mir als der „bestmögliche Kompromiss“. Die kommende Saison erfordert es aber vom Verein sicher öfter moderierend in mögliche Brennpunkte einzugreifen um möglichst auch die, die „draußenbleiben“ weiterhin irgendwie einzubinden und mitzunehmen. Diese Moderation wird umso schwieriger, je länger der Ausbau wegen möglicher ausbleibender Genehmigungen aufgeschoben werden muß. Eine Normalisierung der Situation ohne Ausbau sehe ich, selbst bei einem Abstieg Unions, in den nächsten 2-3 Jahren jedenfalls nicht.



FAZIT:

Ich kann nicht einschätzen wie stark der Einfluß des drohenden Verkehrskollapses in und um Köpenick (der sich auch abseits von Union in den letzten Jahren, durch Versäumnisse der Politik erschreckend dramatisiert hat) am Ende auf die Erteilung einer Baugenehmigung und dem damit verbundenen Baubeginn ist. Aber vorausgesetzt Union würde sogar über 1,2,3 oder 4 Jahre die Klasse halten, sehe ich die langfristig negativen Folgen für den Verein bei einem ausbleibenden Ausbau der Alten Försterei als weitaus drastischer, als einen fehlenden Neubau für Hertha BSC.

Im Vorfeld des ersten bevorstehenden Erstligaderbys beider Vereine trägt also jeder sein eigenes Päckchen in Sachen „Stadiondiskussion“. Die nächsten Monate und Jahre werden zeigen, wer von beiden letztendlich näher an der Umsetzung seines „Idealzustandes“ ist.


Artikel: @meckakopp

9. Juni 2019

Derbyblog - reloaded

Ein Rekonstruktionsversuch
In den Jahren 2010 bis 2014 gab es unter der Adresse http://berlinderby.blog.de ein umfangreiches  Blog rund um den Fußball mit Schwerpunkt auf den 1. FC Union und Hertha BSC, zudem mit Artikeln von Fans beider Vereine. Leider hat zwischenzeitlich der Anbieter blog.de das zeitliche gesegnet und somit hat auch das damalige Blog den Weg ins Datennirvana angetreten

Angesichts des diesjährigen Aufstieges des 1. FC Union in die 1. Bundesliga und den damit bevorstehenden Erstligaderbys  möchten wir nun versuchen die besten Beiträge des damaligen Blogs mit Hilfe einiger (weniger) persönlicher Backups - und dem Webarchiv wieder herzustellen.
In den nächsten Wochen werden wir damit hoffentlich viele der damaligen Beiträge hier nachträglich einpflegen, nur die vielen Leserkommentare bleiben wohl für immer verloren :/

// Update:
Mittlerweile haben sich eine Menge alter Beiträge wieder angefunden. Sowohl aus der Saison 2010/2011 als auch aus der 2012/2013.
Auf die Wiederherstellung einiger eher Spieltag spezifischer Beiträge gegen jeweils andere Gegner habe ich mal verzichtet. Ich glaube niemand interessiert sich Jahre später noch übermäßig für die Resumees  diverser DFB Pokal,- oder einzelner Ligaspiele. Daher wurden nur Beiträge wiederhergestellt die sich explizit um die Spiele gegeneinander, oder aber um spezielle Situationen der jeweiligen Vereine drehen. (Abstieg, Relegation vs. Düsseldorf, Saisonfazits)

// Update 2:
Einige Beiträge rund um das Rückspiel am 05.02.2011 im Berliner Olympiastadion scheinen für immer verloren. Schade. Als Blog.de sein Ende verkündet hatte, steckten wir dummerweise alle in anderweitigen persönlichen Umständen, so dass niemand ein Backup des Blogs gemacht hat.

8. Juni 2019

Was hat Union eigentlich für ein Problem?

Der erste Derbyzoff der Saison 2019/2020


Wir befinden uns mitten in der Sommerpause, der 1. FC Union ist aufgestiegen und beschert uns erstmalig das Derby in der ersten Bundesliga. Und schon kochen die Gemüter über, weil der Verein plötzlich gegen den Vorschlag Herthas (bzw den Antrag bei der DFL) das Derby am 9. November anlässlich des Mauerfalls auszutragen quer schießt und das Ganze mit einem lapidaren

„Also uns ist der Gedenktag zum #Mauerfall zu wichtig, wir wollen an diesem historischen Tag nicht Fußball spielen #fcunion „

kommentiert. Dieses undankbare Pack, sollen sie doch im Osten bleiben - so ein zusammengefasster Tenor aus der blau-weissen Fanwelt in den sozialen Medien. Die Diskussionen schossen ins unermessliche und zugegeben, die Begründung Unions scheint zudem ziemlich lasch.

Vorwürfe der Kommerzialisierung wurden von Hertha Anhängern zurecht damit abgetan, dass auf Seitens der Rot-Weissen doch schon ziemlich viel Event und Kommerz im Spiel ist, und sei es nur in Form der Darstellung eines Underdogs, welche der Verein zum einen pflegt und zum anderen natürlich daraus auch Kapital schlägt. Das dieses Datum historisch aus anderen Gründen eher ungeeignet ist eine Party mit Fackeln (*hust) und Fahnen zu machen, geht hingegen aus dem Union Statement nicht hervor - und überhaupt habe man ja auch in der Vergangenheit bereits am 9. November schon Fußball gespielt. Schließlich ist dies ein regulärer Spieltag.
Bei all diesen Argumenten haben die Anhänger der Blau-Weissen natürlich erstmal grundsätzlich recht. Was bei der Gesamtbetrachung allerdings zu kurz kommt, sind die Art und Weise, der Ton und die Umstände des Vorschlags ihres Vereins.

Was also ist denn nun eigentlich passiert?

Auf der Suche nach einem Image und vielversprechenden Marketing Ideen inszeniert sich Hertha dieser Tage als Mauerfallclub und bereist u.a. unter #teardownwalls etliche Gegenden in den USA. Dabei war man sich auch nicht zu schade David Hasselhoff mit einem blau-weissen Trikot auszustatten, welcher sich bekannterweise ja als den eigentlichen Grund und Anstoßgeber des Mauerfalls sieht.
Im Zuge dessen kam auf Hertha Seite - lange vor dem feststehenden Aufstieg Unions übrigens - die Idee auf, am 9. November ein Heimspiel bei der DFL zu beantragen und diesen Spieltag als eine Mauerfall Party zu gestalten und sich selbst dabei als Club des wiedervereinten Berlins der Welt zu präsentieren. So gut,- so legitim.
Es steht Vereinen frei bei der DFL vorstellig zu werden um den Wunsch vorzutragen besondere Anlässe und Jubiläen von Stadt, Land, oder Verein mit einem Heimspiel zu gestalten. In der Vergangenheit keine unübliche Praxis, denen die DFL (unter Berücksichtigung aller Umstände) zu Cannstatter Wasen, Oktoberfest oder Karneval auch gerne mal nachkommt. Der Gegner steht dann quasi random im Rahmen des eigentlichen Spielplans fest. Es mag vielleicht sogar schonmal den gemeinsamen Antrag von zwei Vereinen gegeben haben zu einem bestimmten Anlass gegeneinander gesetzt zu werden.

Was allerdings den aktuellen Vorstoß von Hertha betrifft, muss man so ehrlich sein um einzugestehen, dass dieser - in seiner einseitigen Art und Weise - ein gewisses Maß an Überheblichkeit und Geringschätzigkeit Union gegenüber enthält, welches die Köpenicker - mittlerweile Ligatechnisch zumindest auf Augenhöhe - irgendwie zu Statisten degradiert. Ein Standing den kaum ein einigermaßen selbstbewusster Verein hinzunehmen bereit sein dürfte.
Man kann davon ausgehen das der Inhalt des Antrages nämlich auf jeden Fall ein Heimspiel für Hertha BSC umfasst und das Spiel auf jeden Fall (und wie selbstverständlich) im heimischen Olympiastadion zu begehen gedenkt.
An so einem Tag einen beliebigen Bundesliga Club als Gegner für ein Heimspiel zu bekommen halte ich ebenso für legitim. Doch "einfach so" - und ohne den betreffenden Verein vorher zu fragen oder ihn in den Antrag auf andere Art und Weise einzubeziehen - mal eben auch noch den Wunschverein zu bestimmen, hat mit Verlaub ein "Geschmäckle". Und hier kommt der der 1. FC Union mit seinem Aufstieg ins Spiel,- und den Blau-Weissen gerade recht
Ein solches Spiel alternativ in der Alten Försterei auszutragen düfte jedenfalls nicht Inhalt des Antrages gewesen sein. Genausowenig wie die Überlegung, ob der 1. FC Union vielleicht eigene Pläne an diesem Tag haben könnte oder wie dieser grundsätzlich darüber denkt.

Genau diese Art "Statistenrolle" ist es, die etlichen Anhängern der rot-weissen (und offenbar auch den Clubverantwortlichen) sauer aufgestoßen ist. Man kann sich darüber streiten ob es sinnvoll ist, nach 30 Jahren das Derby in irgendeiner Form zu politisieren. Man kann sich darüber streiten ob es sinnvoll ist nach 30 Jahren Mauerfall diesem Spiel einen zusätzlichen "Ost-West" Stempel aufzudrücken - und das wo sich beide Vereine doch mittlerweile und seit Jahren als "Gesamtberliner Verein" sehen.

Mit Respekt gegenüber dem 1. FC Union hat der erfolgte einseitige Antrag nunmal leider nichts zu tun.


Es mag genau soviel Pro Argumente für ein Spiel an diesem Tag gegeneinander geben wie dagegen. Ich gebe zu, das Ganze hätte schon einen gewissen Charme und auch eine Symbolkraft für das vereinte Berlin - und ich hätte grundsätzlich nichts dagegen gehabt ein Derby an diesem Tag gegeneinander auszutragen. Aber bei einer Idee dieser Tragweite, sollten doch bitte VORAB beide Parteien einen Austausch anstreben und gegenseitige Befindlichkeiten erörtern und respektieren. Doch mit RESPEKT (gegenüber dem 1. FC Union) hat der erfolgte einseitige Antrag nunmal leider nichts zu tun. Es geht hier nicht darum "wer die Idee gehabt hat" und das Union nur bockig ist, weil es Herthas Idee war. Es geht darum, das man eine Marketingidee in den Vordergrund stellt, und offenbar davon ausgeht "der kleine Ostverein" würde das dankbar annehmen und sich freuen von der "großen Tante aus dem Westen" mit soviel Aufmerksamkeit beglückt zu werden. Dabei weiß ein Herr Keuter sicher mehr als alle anderen, das, wenn es einen Verein gibt der kein Problem damit hat Aufmerksamkeit zu generieren, dies im direkten Vergleich der 1. FC Union ist, während man selbst im jährlichen Wechsel mit den verschiedensten Marketingkampagnen auf der Suche nach einer eigenen Identität ist.
Die Art und Weise der "Vereinnahmung", wie es in rot-weissen Kreisen auf diversen Social Media Kanälen heisst, zeugt vor allem von der mangelnden Einsicht bei Hertha BSC, dass der 1. FC Union mittlerweile - zumindest Ligatechnisch - ein Club auf Augenhöhe ist!
Der 1. FC Union hat in den letzten 10 Jahren ein zu starkes eigenes Selbstverständniss, Image und natürlich auch ein entsprechendes Selbstvertrauen entwickelt, um sich dankbar nach den Brotkrumen zu bücken, die ihnen gönnerhaft von vermeintlich "Großen" hingeworfen werden und man sollte ihm im direkten Miteinander zumindest mit entsprechendem Respekt entgegen treten. Dazu gehört nunmal auch, einen solch weitreichenden Antrag zumindest mal vorher gemeinsam zu besprechen, anstatt in der "Großkopfertheit" der 90er/00er Jahre - seine eigene Party zu planen und den Gast nicht wenigstens mal vorher dazu "einzuladen", sondern einfach voraussetzend "festzulegen".

Hier wurde eine, vielleicht sogar gute, Idee verspielt indem man sich selbst in der Position des "Gebenden" gesehen hat, der über den Kopf des "kleinen" hinweg mal eben entscheidet was für beide Seiten das beste wäre - ohne zu bedenken, das Union (zu Recht) sicherlich auch eine Meinung dazu hat, was für sie das Beste ist.
Ein vorausgehender Austausch hätte viele Möglichkeiten eröffnet diesen Tag vielleicht doch zu etwas "besonderem" zu machen, der Alleingang hingegen zeugt von einer Art Arroganz, Großmachtanspruch und einem Selbstverständnis der Blau-Weissen, welches längst nicht mehr die Wirklichkeit widerspiegelt.

 David Hasselhoff im Blau-Weissen Trikot im Mittelkreis vor dem Anstoß "Looking For Freedom" schmetternd... 

Kein Mensch lässt sich schließlich freiwillig und ungefragt zu einem Statisten abstempeln, da kann die Idee dahinter noch so gut sein. Entweder (und da sind wir bei einer guten Analogie der "Einheit") - zwei Parteien handeln und agieren auf Augenhöhe, oder eine Seite vereinnahmt mal eben die andere, weil das gerade so gut in die eigene Marketingkampagne passt.
Ich glaube kein Unioner hat Bock, dankbar ob der Blau-Weissen Großherzigkeit, David Hasselhoff im Blau-Weissen Trikot im Mittelkreis vor dem Anstoß "Looking For Freedom" schmetternd zu sehen und Medien in aller Welt 30 Jahre nach dem Mauerfall irgendwelche klischeehaften "Ost/West" Geschichten erklären zu lassen.

In diesem Sinne: Es ist angerichtet
Man liest sich

3. Oktober 2013

Der "betrogene" Ost-Fußball in den Nachwendejahren

Mähr, oder nicht Mähr ... das ist hier die Frage.

Selbst fast 25 Jahre nach der Wende keimen hier und da immer mal wieder alte Erinnerungen auf. Duelle die es scheinbar nie mehr wieder geben wird, große Traditionen und mittendrin der böse DFB und sowieso die böse Wende für den Ostfußball. In manchen Ligen schwelgt man ob der wieder stattfindenden Duelle bisweilen auf einer wahren Nostalgie Welle. Gemeinsam kann man sich zumindest gleich doppelt betrogen fühlen und sich vor allem gegenseitig bedauern. Untereinander - so in Liga 4, 5 oder 6 - weiß man zumindest das man "eigentlich" zu den Großen gehört und nur durch ein garstiges Komplott in die Unterklassigkeit verdammt wurde. 
Seit geraumen nehme ich mir vor, dem Ganzen mal sachlich auf den Grund zu gehen. Seit einigen Wochen liegt dazu sogar eine Textdatei auf meinem Rechner mit einer Liste von Ex-Oberliga Mannschaften die nach der Wende tatsächlich mal in der ersten oder zweiten Bundesliga vertreten waren. Vereine, die es also seitdem irgendwie selbst mal in der Hand hatten und - ob nun sportlich oder wirtschaftlich - sich erst später und mit deutlich mehr "Selbstschuld" Faktor aus dem Rampenlicht des Profifußballs verabschiedet haben, als man gefühlt wahrnehmen möchte. 
Letztendlich war es ein Randthema der letzten Folge des Textilvergehen Podcasts, welches den Ausschlag gab, die lange zusammengesammelten Notizen und Daten doch mal als Artikel zu veröffentlichen. 
Also wie war das mit dem großen DDR Fußball der nach der Wende komplett in den Untergang geknechtet wurde? Klar, die Regelung zum gemeinsamen Bundesliga-Start nur 2 Oberliga Mannschaften zuzulassen und nur ein halbes Dutzend andere in die Zweite Liga aufzuteilen war nicht wirklich fair. Das war aber vieles damals nicht und ist es heute auch nicht. Auch Abseits des Fußballs. Widmet man sich dem Ganzen aber etwas genauer, stellt man aber fest, dass keineswegs der gesamte Ost-Fußball "auf einen Schlag für immer von der Fußball Landkarte" getilgt wurde.
14 Mannschaften umfasste die DDR Oberliga. Seit der Wende waren 13 Mannschaften mit DDR-Liga/Oberliga Hintergrund in den oberen beiden Bundesligen vertreten, hatten also zumindest die Möglichkeit dort zu bestehen und sich sportlich zu messen. Diese 13 Mannschaften sind:
• Hansa Rostock
• Dynamo Dresden
• VfB Leipzig (als Nachfolger des 1.FC Lok)
• Energie Cottbus
• Stahl Brandenburg
• Chemnitzer FC (als Nachfolger des FC Karl-Marx-Stadt)
• Carl Zeiss Jena
• Hallescher FC
• Rot Weiss Erfurt
• Sachsenring /FSV Zwickau
• 1. FC Union Berlin
• Babelsberg 03 (naja gut, nicht unbedingt eine Oberliga Mannschaft)
• Wismut/Erzgebirge Aue
Jaja, an die Zugeghörigkeit zur ersten oder zweiten Bundesliga einiger kann man sich kaum erinnern, aber irgendwann in den letzten 23 Jahren waren sie tatsächlich alle mal dabei. Wer fehlt eigentlich noch von den ehemaligen DDR Oberliga Spitzen Teams, der seit der Wende noch nie wenigstens die Chance hatte in Liga 1 oder 2 mitzumischen? Legt man die letzten 3-4 Jahre vor der Wiedervereinigung zu Grunde, vermisst man in dieser Liste aus der ehemaligen Oberliga nur noch den BFC und den 1. FC Magdeburg. Das wars. Ohne Scheiß. Den BFC vermisst im Grunde ja keiner wirklich, bleibt also der FC Magdeburg als quasi einzige (!) ehemalige DDR Größe die wirklich (zumindest scheinbar) "untergegangen" ist, was die Nachwendepräsenz in einer der beiden oberen Ligen angeht und die damit als einzige einen legitimen Grund hätten ihr Dasein zu bejammern.
[...] Strukturell ist da bis heute auch nicht viel mehr los als in den Gegenden der ehemaligen und jetzt verschollenen DDR Oberligisten [...] 
Selbst wenn man noch großzügig und auf Teufel komm raus ein paar mögliche Wendeverlierer mit dazu nehmen will, die zuvor gelegentlich die Oberliga bevölkerten, kommt man bei Vereinen wie Chemie Leipzig, Stahl Riesa und meinetwegen noch Vorwärts Frankfurt /Oder nicht umhin einzugestehen, dass es sich objektiv gesehen hierbei - vielleicht von der langjährigen Leutscher Traditionsgeschichte mit einer Meisterschaft vor 50 Jahren mal abgesehen - nicht mehr wirklich um Vereine mit tiefgreifendem Oberliga Belang handelt. Selbst mit diesen kommt man also auf maximal eine Handvoll Vereine die tatsächlich durch die Wende "aussortiert" wurden und die danach nie wieder die Chance hatten in einer der beiden oberen Ligen zu bestehen. Natürlich waren die Vorraussetzungen in diesen Ligen zu bestehen schon strukturbedingt nicht immer gerecht. Aber fragt mal die Leute in einem ganzen Landstrich nördlich von Hamburg nach Bundesligafußball. Kiel? Lübeck? Emden? Oldenburg? Nix. Nada. Niente. Strukturell ist da bis heute auch nicht viel mehr los als in den Gegenden der ehemaligen und jetzt verschollenen DDR Oberligisten. 

Ist der Untergang einstiger Fußballgrößen doch kein reines Ost Problem?

Doch, muß ja, schließlich sind doch ausschließlich wir Ossis die benachteiligten und unterdrückten.  Aber haben wir wirklich ein Exklusivrecht zum Bejammern des mutmaßlichen Untergangs? Wir reden immerhin vom Fußball von vor 25 Jahren!
Werfen wir doch mal einen Blick auf Mannschaften der 1. und 2. Bundesliga der letzten 80er Jahre. Gibts da etwa keine Vereine, die damals anerkannt "dazu" gehörten, und heute in unterklassigen Ligen versunken sind? Nein? Was ist zum Beispiel mit:
• Wattenscheid 09
• Bayer Uerdingen (immerhin DFB Pokalsieger in den 80ern und UEFA Cup Teilnehmer)
• Waldhof Mannheim
Allesamt Erstligisten aus der gleichen Zeit, auf die sich die untergegangenen DDR Größen berufen. Nehmen wir noch weitere damalige Erstligisten wie 
• Fortuna Düsseldorf
• St. Pauli 
• Karlsruher SC 
dazu, die Ende der 80er öfter in einer der beiden oberen Ligen anzutreffen waren, haben wir das halbe Dutzend voll von Vereinen, die sich in den Jahren danach irgendwo bis in den Niederungen der 4. Liga, mindestens jedoch in der Drittklassigkeit wieder fanden. Und um das Ganze auch hier mal (fairerweise) auf das "Stahl Riesa Niveau" zu erweitern und mit Vereinen aufzufüllen die zwischen 87 und 91 mal zumindest irgdendwann erstklassig waren, tauchen Namen wie FC Homburg, Stuttgarter Kickers oder Blau Weiss 90 auf, an deren Erstligazugehörigkeit bisweilen kaum noch jemand erinnern kann.
Von gestandenen (ehemaligen) Zweitligisten wie SV Meppen, Fortuna Köln, Saarbrücken, Darmstadt 98 , oder Rot-Weiss Essen, ganz zu schweigen, die allesamt zwischenzeitlich bis in Liga 4 und tiefer anzutreffen waren und heute noch sind.
Ist also fast 25 Jahre nach der Wende der "Niedergang des Ostfußballs" immer noch eine reine Folge der Wiedervereinigung? 
Wir reden hier immerhin von über einem Dutzend Vereine, die im bundesdeutschen Fußball der Vorwendejahre zumindest eine kleine Rolle gespielt haben,- und von denen immer noch wenigstens die Hälfte auf Nimmer-Wiedersehen irgendwo verschwunden scheint. Bei den ex-Oberliga Vereinen reden wir gerademal von ZWEI Oberliga-Dauergast Mannschaften die es nach der Wende nie höher als Liga 3 geschafft haben. Ist nun die Wende schuld? Oder ist es einfach der Lauf der Dinge? Meinetwegen ein wirtschaftlicher Zwang, welcher dann aber nachweislich Vereine aus Ost und West zu (mindestens) gleichen Teilen trifft. In einem Zeitraum, der sich einfach nur praktischerweise auf die Wende in einer Richtung begrenzen lässt? Ein Zeitraum der genauso viel "West" Vereine in die Bedeutungslosigkeit geschickt hat wie die DDR Oberliga überhaupt Mannschaften hatte. Gesamtbundesdeutsch ist es eine in ALLEN Landesteilen zu beobachtende Entwicklung. Einstige Fußballgrößen der späten 80er, kickten nach der Wende und zum Teil bis heute irgendwo zwischen Liga 7 und 4. Einige kratzten immer mal wieder 1-2 Ligen höher, anderen blieb dies in den letzten 23 Jahren verwehrt. Zahlenmäßig betrifft dies zweifelsfrei mehr ex-Bundesligisten als ex-Oberligisten.
Ich denke es ist an der Zeit aufzuräumen mit all dem verklärtem (n)Ostalgie Geschwurbel, der niemandem etwas nützt, ausser das man sich gemeinsam in den Ungerechtigkeiten dieser Welt suhlen kann.
In diesem Sinne
Prost!

15. November 2012

Unsägliche Derby-Karten Jammerei


Was geht es heiß her dieser Tage in den Facebook Comments zur Vergabepraxis der Derby Karten beim 1.FC Union. Da sind total tolle Superunioner plötzlich überrascht das es nicht für jeden die gewünschte Karte in seinem gewünschten Block gibt und beschweren sich gleichzeitig darüber, dass nicht alle Mitglieder automatisch Anrecht auf 2 oder mehr Karten haben.

Jaaaaaa …. Mathematik kann schon schwierig sein. Rechnen wir mal durch … Das offizielle Gästekontingent dürfte so zwischen 15.000 und 17.000 liegen. Union hat knapp 11.000 Mitglieder. Wenn nun jedes Mitglied von vornherein das automatische Recht auf 2 Karten (oder mehr) wahrnimmt müssten ganz automatisch andere Mitglieder draußen bleiben. 2x11.000 macht bekanntlich 22.000 und damit schon mehr als es Karten im Gästeblock gibt: 

LIEBE JAMMERNDE MITGLIEDER - Bitte Kopf einschalten und nachrechnen! Manch einer möchte gar 3 Karten pro Mitglied. Bequem per Onlineklickbestellung. Na klar doch. Ich möchte das Geschrei hören und lesen, wenn die 6000 Mitglieder die am schnellsten klicken sich ihre 3 Karten sichern und dann gut 5000 Mitglieder komplett leer ausgehen. Von den Dauerkarten Inhabern ganz zu schweigen.
LEUTE KAPERTS DOCH! Es gibt bei diesem Spiel KEINE Verteilpraxis die jeden persönlichen Wunsch berücksichtigen kann. KEINE (!) Und dennoch gibt und gab es GENUG Möglichkeiten für JEDEN (!!!) an eine Karte für dieses Spiel zu kommen wenn er denn nur (wirklich) will.
Der Kartenvorverkauf fürs Olympiastadion läuft seit Wochen (!) auf der Website von Hertha BSC, Eventim und anderen Ticketdienstleistern. Seit eben dieser Zeit war und ist es für jeden (!!!) möglich ganz einfach per Mausklick Karten zu bestellen. Zu regulären Preisen (so ab 16 Euro aufwärts.) Zum Beispiel in den direkten Nachbarblöcke F und auf der anderen Marathontorseite K+L. In K+L gab es selbst am Dienstag noch zusammenhängende Kontingente. Aber auch das ist einigen Superunionern nicht recht. Sie beschweren sich lieber das der Verein nicht sicher stellt das alle ihre Karten im Gästesektor bekommen die das wollen. *Klopf klopf* Jemand zu Hause? Genausowenig wie in der AF mal eben 16000 Zuschauer auf die Waldseite passen, passen nunmal keine 20.000 - 30.000 Unioner in den Gästeblock im Olympiastadion! Um das zu raffen muss man nichtmal sonderlich hell im Kopf sein. Es ist rechnerisch nicht möglich. Punkt.
Was der Verein angeboten hat war ein Kompromiss und KANN NUR EIN KOMPROMISS SEIN! Wer das nicht kapiert, der soll mal bei den Herthanern nachfragen, die ihrerseits fürs Hinspiel gerademal 1.600 Karten bekommen haben und dabei eine Mitgliederzahl und einen Heimzuschauerschnitt haben, der doppelt so hoch ist, wie überhaupt Zuschauer in die AF passen.

Es gibt und gab also zwei Möglichkeiten:
1.) Ich bin total naiv und denke irgendwie wird der Verein schon dafür sorgen mir meine Karten, am besten noch mit Haustürservice, vorbeizubringen und dabei noch zu fragen ob es denn zwei, drei oder vier sein dürfen - weil ich schließlich Mitgleid bin. Dabei ist es mir scheiß egal, das auf diese Art wohl ebenfalls mindestens die Hälfte der verbleibenden Mitglieder leer ausgeht.
2.) Ich bin nicht ganz auf den Kopf gefallen und mir ist klar das es Spiele wie dieses gibt, wo ich schonmal selber meinen Arsch bewegen muß, ich kaufe rechtzeitig mir und meinen Kumpels/Familie einen Stapel Karten in den Blöcken F, K oder L und feier dann dort mit warscheinlich 80% Unionerdichte und alles ist gut.
Während die zweite Kategorie die Aufregung überhaupt nicht verstehen kann, weil sie völlig entspannt schon vor Wochen für ihre ganze Bezugsgruppe bequem mit 3-4 Mausklicks Karten bestellt hat (mit einem Aufwand der kaum größer war als ein "alles scheiße" Postung auf facebook abzusondern) und das ganz ohne 1x Limitierung, egal ob man arbeiten muß oder nicht, ob man in Köpenick wohnt oder aus München anreist, ist die erste Kategorie die, welche derzeit am lautesten an allen Ecken des Internets lamentiert und zetert wie ungerecht doch die Welt ist.
Dabei lamentieren und zetern sie so dermaßen laut, dass sie nichtmal freundliche Hinweise bemerken das das Oly keinesfalls bereits ausverkauft ist und ab dem morgigen Freitag nochmals etliche tausend Karten, warscheinlich auch für die Oberringe und angrenzende Beriche neben dem Gästeblock bequem und einfach per Mausklick bestellbar sind. Ja ihr habt richtig gelesen:

Hertha BSC gibt ab morgen, Freitag den 16.11. alle bisher noch nicht freigegebenen Blöcke in den regulären Verkauf.
Die letzte Gelegenheit für alle jämmerlichen Nichts-Peiler, denen dieses Spiel doch ach so wichtig ist, das sie bis jetzt etliche Wochen verstreichen haben lassen ohne sich einen Scheiß darum zu scheren Karten zu bekommen, nochmal bequem vom Sofa aus, ohne anstehen, ohne Ausreden wie "ich hab keine Zeit" oder "ich wohne woanders" mit paar Mausklicks an Karten zu kommen.
Der Großteil der Jammerer wird leider auch diese Möglichkeit verstreichen lassen - sonst hätten sie ja auch keinen Grund mehr zu lamentieren und allen damit auf den Sack zu gehen.
Die Wahrheit indes ist genauso einfach wie schmerzhaft: Wenn diese Superunioner nur ein Bruchteil des Aufwandes, den sie betreiben um auf allen möglichen Internetplattformen dieser Welt die Ungerechtigkeit der Kartenvergabe, bei der sie leider leer ausgegangen sind (ja sowas kann passieren) bejammern, dafür investiert hätten die Möglichkeiten zu nutzen die es gab und wohl immer noch gibt, hätten sie längst samt ihrer Kumpels und Familien eine Karte für das Spiel. Das ist ein FAKT und daran ändert auch kein noch so lautes Krakelen etwas.

In diesem Sinne: Prost!

5. September 2012

Hertha gleicht aus und das Derby gewinnt an Qualität.

Mit einem 1:1, 1:2 und 2:1 aus Sicht der Charlottenburger aus den bisherigen Punktspielvergleichen mit dem 1. FC Union Berlin herscht seit Montag Abend kurz nach 22 Uhr ein absolut Punkt und Torgleiches Verhältnis zwischen den beiden Lokalrivalen.
Das Spiel hatte zudem alles, was man sich von einem ebensolchen erhofft. Brisanz, Neckereien auf Fanebene, anständig Pfeffer im Spiel, eine angemessene Stadionatmosphäre, eine kampfbetonte und kurzweilige Partie und am Ende einen nicht ganz unverdienten Sieger. Glückwunsch in Richtung Blau-Weiss an dieser Stelle. Klar wäre auch ein Unentschieden gerecht gewesen, gemessen an Einsatz, Mannschaftsgeist und Kampfeswille kann man den rot-weissen keinen Vorwurf machen und eine Punkteteilung wäre nicht gänzlich unverdient gewesen. Ausschlaggebend war am Ende dann aber doch die persönliche Klasse einzelner Spieler, dem Etat und dem Marktwert des Kaders entsprechend. Hertha war den Tick cleverer, den Schritt schneller und auch aufmerksamer als Union. Auffallend war auch die Einstellung der Herthaner auf dem Platz. Resümierend kann und muß man sagen: Sie haben das Derby angenommen! Noch in der Saison 2010/2011 stand eine Mannschaft (sowohl im Hin,- als auch Rückspiel) auf dem Rasen, die im Kopf noch in anderen Dimensionen weilte. Deren einziger Gedanke sich darum zu drehen schien, wie hoch der Stadtrandverein am Ende wohl in die Kabine geschickt wird. Das Ergebnis ist bekannt und hat sich offenbar nachhaltig ins kollektive Hertha Gedächtnis gebrannt. Am Montag abend stand hingegen eine Blau-weiss gekleidete Mannschaft auf dem ehrwürdigen Rasen der Alten Försterei, die den Gegner 90 Minuten lang ernst nahm. Eine Mannschaft die sich mit Verbissenheit und Siegeswillen in das Derby stürzte, weil ihr bewusst war, das es eben nicht nur um 3 Punkte geht. 
Was die Einstellung angeht begegneten sich zwei Teams auf Augenhöhe und rangen um jeden Meter. Ohne Zweifel gewann das Berliner Derby am Montagabend an Qualität - und das in nahezu jeder Hinsicht. Spielerisch auf jeden Fall. Beide Teams glaubten an ihre Chance und beide Teams hatten auf dem Platz den nötigen Respekt vor dem jeweils anderen, gepaart mit dem Willen hier nichts herzuschenken. Von Vereinsseite waren die Unioner diejenigen die mit der kesseren Lippe im Vorfeld in das Spiel gegangen sind - und sich nun ihrerseits fürs nächste mal wohl besser selbst etwas von der Demut zulegen, die man gern vom Kontrahenten einfordert. Aber gut, was wäre so ein Lokalderby ohne etwas große Klappe im Vorfeld, ohne Neckereien, ohne kleine Provokationen. Ich persönlich kann einerseits auf dieses Ballyhoo gern verzichten, muß aber zugeben, daß es am Montag eben genau das Salz in der Suppe war, welches nunmal so ein Spiel zu etwas besonderem macht. 
Ein weiteren Qualitätssprung muß ich (zumindest aus rein subjektiven Beobachtungen) dem blau-weissen Mob zugestehen. Waren die beiden Spiele 2010/2011 noch geprägt vom schier endlosen Einerlei der permanenten "Scheiß Union…." Gesänge, ohne viel Fantasie und vor allem scheinbar ohne Bestreben auch mal dem eigenen Team Supportmäßig etwas Aufmerksamkeit entgegen zu bringen, sind mir derartige Gesänge, zumindest in der bekannten Penetranz beim zurückliegenden Spiel quasi nicht untergekommen. Ich glaube nicht, das es sie nicht gegeben hat, aber das was vornehmlich zu hören und sehen war, war primär Support des eigenen Teams. Vielseitig, lautstark sowie auch optisch ansprechend umgesetzt eine der für mich positven Überraschungen des Abends. Weiteren Respekt nötigt zudem das Verhalten etlicher Hertha Spieler nach dem Schlußpfiff ab. Noch bevor es zu den eigenen Fans zum Feiern in die Kurve ging, widmete man sich vielerorts gar den zum Teil am Boden liegend-, und sitzenden enttäuschten Union Spielern, klatschte diese ab, richtete sie auf, klopfte anerkennend und etliche Schultern, tätschelte in fast freundschaftlichen Umarmungen etliche Köpfe. Gesten die ich so nicht erwartet hätte und die ich mal als Anerkennung dem schweren Kampf unterschiebe, den sich beide noch zuvor auf dem Rasen um nahezu jeden Zentimeter geliefert haben. Zu keinem Zeitpunkt konnte sich Hertha sicher sein das Ding irgendwie nach Hause zu schaukeln. Auch wenn im Abschluß letztendlich zu harmlos, aber die Angriffsbemühungen der Unioner ließen bis zum Schluß kaum nach und hielten quasi bis zur letzten Minute die Spannung in diesem Spiel.  Dies wohl auch ein Grund warum ich im Grunde erhobenen Hauptes den Heimweg antrat. Enttäuschung stellt sich lediglich beim Blick auf die Tabelle ein, denn der einsame, eine Punkt ist nunmal kein positiver Anblick. Nur diesen einen Punkt auf dem Konto zu haben ist schmerzlicher, als der Umstand dieses spezielle Spiel verloren zu haben. Sei es den Herthanern doch gegönnt die Schmach zumindest ausgeglichen zu haben. 
In diesem Sinne
wir sehen uns beim Rückspiel!